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Amazon, Polizei, Hamas

Amazon räumt nach Intervention jüdischer Organisationen auf Foto: Getty Images / istock

Zentralrat gegen Amazon

Der Zentralrat der Juden in Deutschland fordert von Amazon ein Eingreifen gegen den Verkauf von antisemitischen Büchern und T-Shirts mit rechtsradikalen Parolen auf der Versandplattform. »Wir erwarten von einem Unternehmen wie Amazon wie auch den zuständigen Behörden, dass sie solche Schriften eigenständig, aber zumindest auf Hinweis, auf ihre Rechtswidrigkeit prüfen, gegebenenfalls unverzüglich aus dem Verkehr ziehen und gegen die Urheber konsequent Strafanzeige stellen«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster in einem Interview. Gleiches gelte für T-Shirts und Aufkleber, die NS-Größen oder rechtes Gedankengut verherrlichen oder den Hass auf Minderheiten schüren. Ein Unternehmenssprecher von Amazon erklärte am Wochenende, dass man den Hinweis des Zentralrats ernst nehme.  epd

Rechtsextreme Polizisten?

Gegen einen Beamten des Unterstützungskommandos der Münchner Polizei wurde ein Strafbefehl wegen Volksverhetzung erlassen, und gegen weitere Beamte wird noch ermittelt. Der Mann soll ein rechtsextremistisches und antisemitisches Video verbreitet haben: Das Kind einer orthodoxen jüdischen Familie soll zu sehen sein, im Hintergrund das Klingeln einer Supermarktkasse. Der 28-jährige Polizist gehört zu einer Chatgruppe, die vor vier Monaten bekannt wurde: Mehrere sollen antisemitische Bilder und Videos geteilt haben, 15 Beamte wurden damals vom Dienst suspendiert oder versetzt. Weil es auch in Hessen und in Mecklenburg-Vorpommern zu Vorfällen kam, hat nun der Bund Deutscher Kriminalbeamter gefordert, alle rechtsextremen Vorkommnisse in der Polizei statistisch zu erfassen. In Mecklenburg-Vorpommern werden SEK-Beamte verdächtigt, Munition an einen Rechtsextremisten weitergegeben zu haben. In Hessen sollen Polizisten in sozialen Netzwerken rechtsradikales Gedankengut verbreitet und auch eine Anwältin bedroht haben.  ja

»Gelbweste« verurteilt

In Paris ist ein Aktivist der »Gelbwesten«-Bewegung zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der Mann hatte den französischen Philosophen Alain Finkielkraut antisemitisch beleidigt, unter anderem soll er »dreckiger Zionist« und »Frankreich gehört uns« gesagt haben. Der 36-Jährige bestätigte vor Gericht, dass er Finkielkrauts »zionistische« Ansichten ablehnt, den Vorwurf des Antisemitismus wies er jedoch zurück. Der Vorfall hatte sich Mitte Februar am Rande einer Gelbwesten-Demo in Paris ereignet.  ja

Hamas-Funktionär will Juden töten

Dies sei »nicht die offizielle Haltung der Bewegung«, erklärte ein Sprecher der islamistischen Terrorgruppe Hamas, um sich von ihrem hochrangigen Mitglied Fathi Hamad zu dis­tanzieren. Dieser hatte vor wenigen Tagen bei einer Demonstration am Grenzzaun in Gaza dazu aufgerufen, »jeden Juden auf dem Globus« anzugreifen. »Wenn diese Belagerung nicht beendet wird, werden wir im Angesicht unserer Feinde explodieren«, hatte Hamad, wie auf einem Video dokumentiert ist, gesagt. »Ihr habt Juden überall bei euch. Ihr solltet jeden Juden in der Welt angreifen und töten.« Vor der Hamas hatte sich auch die PLO distanziert: Deren Generalsekretär Sajeb Erakat sagte, Hamads Äußerungen seien »abscheulich« und stünden nicht für »die aufrechten Werte der palästinensischen Sache«.  ja

Marian Offman wechselt zur SPD

Marian Offman, Sozialstadtrat der Stadt München, wechselt von der CSU zur SPD. Seine Partei hatte den 71-Jährigen, der auch im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ist, nicht mehr nominiert. Am Montag gab Offman daher seinen Übertritt bekannt. Für die SPD ist es nicht nur wegen Offmans sozialpolitischer Erfahrung ein Zugewinn. Nun stellt sie auch wieder die stärkste Fraktion im Münchner Stadtrat.  ja

Identitäre werden beobachtet

Nach mehrjähriger Prüfung hat der Verfassungsschutz die Identitäre Bewegung als rechtsextremistisches Beobachtungsobjekt eingestuft. Behördenchef Thomas Haldenwang sagte, man müsse auch »diejenigen im Blick haben, die verbal zündeln«.  dpa

Brüssel

»Gegen EU-Grundwerte«: Kommission verurteilt Festival

Eine Sprecherin der Europäischen Kommission hat den Boykott der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani in die Nähe von Antisemitismus gerückt und scharf verurteilt

von Michael Thaidigsmann  12.09.2025

Belgien

»Ruf unseres Landes beschmutzt«: Premier rügt Gent-Festival

Premier Bart de Wever kritisiert die Leiter eines belgischen Festivals dafür, die Münchner Philharmoniker und ihren Dirigent Lahav Shani ausgeladen zu haben

 12.09.2025

Berlin

Humboldt-Universität will gegen Antisemitismus vorgehen

Präsidentin Julia von Blumenthal sieht ihre Hochschule für künftige Auseinandersetzungen rund um den Nahost-Konflikt gut vorbereitet

von Lukas Philippi  12.09.2025

Gaza

Die Genozid-Lüge

Wie die Hamas nach dem 7. Oktober vom Täter zum Opfer wurde – und Israel zur Verkörperung des Bösen schlechthin

von Stephan Lehnstaedt  12.09.2025

Nachkriegsjustiz

Verhandlung über Massenmord: Vor 80 Jahren begann der Belsen-Prozess

Fünf Monate nach der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen erhob ein britisches Militärgericht in Lüneburg Anklage gegen die Täter. In einer Turnhalle begann damit vor 80 Jahren der erste große NS-Kriegsverbrecherprozess in Deutschland

von Karen Miether  12.09.2025

Belgien

Deutsche Botschaft beendet Partnerschaft mit Gent-Festival

Die Deutsche Botschaft in Brüssel hat nach der Ausladung der Münchner Philharmoniker ihre Zusammenarbeit mit dem Flandern-Festival in Gent eingestellt

von Michael Thaidigsmann  11.09.2025

Debatte

Zentralrat nennt Ausladung Shanis »fatales Signal«

Wer einen Künstler aufgrund seiner Staatsangehörigkeit oder seiner jüdischen Religion ausgrenzt und diskreditiert, trete die Demokratie mit Füßen

 11.09.2025

Berlin

Soziale Medien: »TikTok-Intifada« und andere Probleme

Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich auf einer Fachtagung mit Hass im Netz: »Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten«

 11.09.2025

Urteil

Bundesgerichtshof bestätigt Geldstrafen gegen Höcke

Das Landgericht Halle habe in nicht zu beanstandender Weise festgestellt, dass der AfD-Politiker die verbotene SA-Parole »Alles für Deutschland« und »Alles für« gerufen hat

 11.09.2025