Wegen einer Reise mit seinem französischen Club OGC Nizza zu einem Spiel der Europa League in Israel ist der algerische Fußballer Hicham Boudaoui in seinem Heimatland massiv in die Kritik geraten. In der Vorrunden-Gruppe von Bayer Leverkusen war der 21-Jährige am Donnerstagabend bei der 0:1-Niederlage seines Teams gegen Hapoel Beerscheva zur Pause eingewechselt worden.
In den sozialen Medien gab es hitzige Debatten. »Spieler wie er verkaufen ihre Heimat für Geld«, schrieb ein Nutzer aus Algerien bei Facebook. Der Ex-Präsidentschaftskandidat und frühere Minister Abdelkader Bengrina erklärte lokalen Medien zufolge, alle Algerier würden die Reise als »Sünde« betrachten. Der Journalist Bilel Brahima sagte, Boudaoui habe den algerischen Pass beschmutzt. In den sozialen Medien zeigten sich Nutzer aber auch solidarisch mit dem Spieler.
Algerien erkennt den Staat Israel nicht an, sondern betrachtet dessen Territorium als »besetztes palästinensisches Gebiet«. Das nordafrikanische Land kritisierte zuletzt auch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen mehreren arabischen Staaten und Israel. Erst am Donnerstag hatte US-Präsident Donald Trump verkündet, dass auch Marokko seine Beziehungen zu Israel normalisieren will.
Der Bruder des Fußballers, Kamal Boudaoui, sagte der algerischen Nachrichtenseite Ennahar Online, Hicham sei nur gezwungenermaßen nach Israel gereist. Er habe eine schwarze Woche erlebt. Die ganze Familie in Algerien habe in der letzten Zeit unter Druck gestanden. »Hicham ist noch jung (...) Er durchlebt einen wahren Alptraum, weil er (Nizzas) Führung nicht davon überzeugen konnte, nicht zu reisen.« dpa