Die »propalästinensischen« Proteste in Deutschland weisen aus Sicht von Remko Leemhuis Parallelen zur Anti-Corona-Bewegung vor einigen Jahren auf. »Ich erinnere mich bei diesen Demonstrationen manchmal an Querdenker – nämlich von der Schnelligkeit der Radikalisierung her«, sagte der Direktor des American Jewish Committee (AJC) in Berlin der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Dienstag).
Gerade an Universitäten könnten die Proteste eher eine Art Modeerscheinung seien, so Leemhuis. »Ich vermute, da sind viele Leute, die das erste Mal bei einer Demonstration sind. Und die in der Tat nicht einmal wissen, welcher Fluss (Jordan) und welches Meer (Mittelmeer) bei der Parole ›From the River to the See« überhaupt gemeint sind.«
Gleichzeitig warf Leemhuis der Gesellschaft im Land vor, sich nicht entschlossen genug gegen Antisemitismus zu positionieren. Es gebe in dieser Frage einen größer werdenen Graben zwischen politischen Verantwortlichen und der Mehrheitsgesellschaft, wodurch manche Teile der Bevölkerung nicht mehr erreicht werden könnten, so der AJC-Direktor.
»Die Bekämpfung des Antisemitismus ist vornehmlich eine Aufgabe der nichtjüdischen Bevölkerung.« Insbesondere von Menschen in Führungspositionen an Universitäten und Kulturbetrieben erwarte er eine klare Haltung, »und die haben wir nicht erst seit dem 7. Oktober, aber insbesondere nach dem 7. Oktober oft vermisst«.