Berlin

Ahmad Mansour kritisiert Begriff »antimuslimischer Rassismus«

Ahmad Mansour Foto: picture alliance/dpa

Der Psychologe und Islamismus-Experte Ahmad Mansour kritisiert den in Politik und Wissenschaft weit verbreiteten Begriff »antimuslimischer Rassismus«. Dieser sei irreführend und gefährlich, weil er Islamkritik unterdrücke und Islamisten in die Opferrolle versetze, schrieb der Experte, der selbst Muslim ist, in einem Beitrag für die »Welt«.

Anders als Juden könnten Muslime in Deutschland ihre Religion frei leben, fügte er hinzu: »Sie tragen Kopftuch, religiöse Symbole, besuchen unbehelligt Moscheen, Halal-Läden, religiöse Feiern, sie hissen Palästinaflaggen.« Für Juden dagegen sei es an vielen Orten ein Risiko, offen Zeichen ihrer Identität zu zeigen, Kippa oder Davidstern zu tragen oder in der Öffentlichkeit Hebräisch zu sprechen.

»Wer die Unterschiede ausblendet, der lügt«, so Mansour weiter: Statt tatsächliche Diskriminierung klar zu benennen und zu bekämpfen, verschiebe »die begriffliche Panscherei den Diskurs weg von der notwendigen Kritik am zunehmenden Islamismus und Antisemitismus auf Schulhöfen und in der TikTok-Sphäre«.

»Faktisch falsch«

Natürlich gebe es muslimfeindliche Vorurteile und Diskriminierung, ergänzte der Experte - etwa bei der Wohnungssuche oder durch Anfeindungen gegen Frauen mit Kopftuch. Doch die oft zu hörende Gleichsetzung mit Antisemitismus sei »faktisch falsch und moralisch perfide«. Schon der Blick auf Sicherheitskräfte vor Synagogen und Moscheen zeige die Unterschiede: »Vor Moscheen werden selten welche gebraucht, vor Synagogen dauerhaft viele.«

Lesen Sie auch

Darüber hinaus, so Mansour, seien Muslime keine »Rasse«. Und mit dem aktivistischen Begriff könne leicht jede Kritik an religiös begründeten Praktiken als »Rassismus« gebrandmarkt werden, kritisierte er weiter: »Auch wenn Lehrkräfte sich sorgen, weil Kinder im Ramadan dehydriert sind oder Eltern ihre Töchter nicht zum Schulausflug lassen.«

Negative Affekte gegenüber Muslimen seien real und müssten erkannt und bekämpft werden. Aber es helfe auch nicht, »zu verschweigen, dass teils die Selbstabschottung muslimischer Communities dazu beiträgt - und auch die Gewaltakzeptanz bei Konflikten, das Festhalten an starren patriarchalischen Strukturen und die propagierte Minderwertigkeit von Frauen«.

Der Experte forderte eine Differenzierung zwischen legitimer Religionskritik und pauschaler Ablehnung von Muslimen - die zu bekämpfen sei: »Notwendig ist die Debatte über Kopftücher im Staatsdienst, Gebetsräume in Schulen und das Eindringen von Islamismus in unsere Gesellschaft. Wer Kritik tabuisiert, schützt damit nicht die Schwachen, sondern die Ideologen.«

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden, weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Ahmad Mansour gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025

Berlin

Israelisches Schutzsystem soll neue Leopard-2-Flotte sicherer machen

Das »Hard-Kill-Abwehrsystem« Trophy erkennt anfliegende Raketen und macht diese unschädlich

 21.11.2025