NS-Zeit

Ärger um deutsche »Hitler-Renten«

Aufmarsch von flämischer Waffen-SS in Antwerpen (1944) Foto: dpa

Fast ein Dreivierteljahrhundert nach Ende des Zweiten Weltkriegs soll die Bundesrepublik Deutschland nach wie vor an rund zwei Dutzend belgische Staatsbürger monatliche Rentenzahlungen für ihren Einsatz bei der Waffen-SS und anderen NS-Kampfverbänden zahlen. Das zumindest behaupten belgische Historiker, und sie bekamen nun Unterstützung durch Abgeordnete des Föderalparlaments.

Der Rentenanspruch geht demzufolge auf einen Erlass Adolf Hitlers aus dem Jahr 1941 zurück, in dem die Unterstützung ausländischer Kämpfer für Nazi-Deutschland mit der deutschen Staatsbürgerschaft und entsprechenden Rentenansprüchen belohnt wurde. 38.000 Belgier sollen laut dem Historiker Alvin de Coninck vom Opferverband »Herinnering – Mémoire – Erinnerung« auf diese Weise nach 1945 in den Genuss von Kriegerrenten gekommen sein. Heute belaufe sich eine solche Rente auf zwischen 425 und 1275 € im Monat, hat de Coninck ausgerechnet.

Die Soldaten der Waffen-SS und anderen NS-Kampfverbänden erhalten nach wie vor monatliche Rentenzahlungen.

DEKRET Zwar wurden 1945 auf der Potsdamer Konferenz der Siegermächte zahlreiche Hitler-Dekrete für null und nichtig erklärt, jenes von 1941 war allerdings nicht darunter. Bei ihrer Gründung im Jahr 1949 übernahm schließlich die Bundesrepublik die Zahlungsverpflichtungen des untergegangenen Deutschen Reichs.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten der belgischen Abgeordnetenkammer nahm sich diese Woche wieder einmal des Themas an. In einer Entschließung forderten die Abgeordneten ein Ende der deutschen Zahlungen an belgische NS-Kollaborateure.

In Belgien empfinden es viele als empörend, dass die von Deutschland ausgezahlten Opferrenten an ehemalige Zwangsarbeiter und andere Verfolgte des Nazi-Terrors von 1940 bis 1944 meist deutlich geringer ausfallen. Schlimmer noch: Insgesamt 80.000 NS-Kollaborateure wurden von belgischen Gerichten nach dem Krieg zu teils langen Gefängnisstrafen verurteilt, viele bekamen aber nicht nur ihre Renten, selbst ihre Zeit im Gefängnis wurde ihnen hierfür angerechnet.

Der Auswärtige Ausschuss des belgischen Unterhauses forderte nun ein rasches Handeln.

Mit Kopfschütteln wird in Brüssel zur Kenntnis genommen, dass Deutschland sich nicht in der Lage sieht, den belgischen Behörden die Namen der Kollaborateure zu übermitteln. In Berlin hieß es nun vom zuständigen Bundesarbeitsministerium, unter den belgischen Rentenbeziehern seien keine ehemaligen Mitglieder der Waffen-SS.

VERÄRGERUNG Dass die von Deutschland überwiesenen Beträge in Belgien nicht einmal besteuert oder auf andere staatliche Bezüge angerechnet werden, wie dies bei anderen Entschädigungsleistungen und Opferrenten der Fall ist, ärgert auch Opferverbände seit Langem.

Der Auswärtige Ausschuss des belgischen Unterhauses forderte nun ein rasches Handeln. Einstimmig verlangten die Abgeordneten von den Regierungen der beiden Länder, endlich auf diplomatischen Wege eine Lösung zu finden. Es sei ein Unding, dass das Problem immer noch bestehe, hieß es.

Ein Ende der deutschen Zahlungen an NS-Kollaborateure hätte dennoch nur mehr noch symbolischen Charakter: Aktuell sind es wohl nur rund zwei Dutzend Belgier, die in den Genuss der Kriegerrenten kommen.

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  25.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Berlin

RIAS: Polizei erfasst antisemitische Taten lückenhaft

Der Bundesverband sagt, es gebe strukturelle Probleme, Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen und ein insgesamt unzureichendes Bild antisemitischer Hasskriminalität in den offiziellen Statistiken

 25.11.2025