Rückblende

1959: Hakenkreuze an der Kölner Synagoge

Geschändet: Synagoge Köln 1959 Foto: dpa

Rückblende

1959: Hakenkreuze an der Kölner Synagoge

Unsere Serie über die Geschichte der Juden in Deutschland nach 1945: Folge 15

von Michael Brenner  22.01.2013 10:19 Uhr

Der erste Weihnachtstag 1959 brachte für die Kölner ein böses Erwachen. Die frisch restaurierte Synagoge war in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1959 mit Hakenkreuzen beschmiert worden. Bereits am nächsten Tag wurden zwei Mitglieder der rechtsradikalen Deutschen Reichspartei als Täter gefasst und festgenommen. Es waren beileibe nicht die ersten antisemitischen Schmierereien nach Kriegsende, doch erregten sie die bei Weitem größte Aufmerksamkeit im In- und Ausland und dienten als Vorbild für zahlreiche Nachahmertaten.

Allein im nächsten Monat registrierte der Verfassungsschutz 685 antijüdische »Vorkommnisse«. Bundeskanzler Adenauer, ehemals Oberbürgermeister von Köln, war von der Tat angewidert, doch verharmloste er die Nachahmeraktionen als »Flegeleien« und empfahl seinen Mitbürgern: »Wenn ihr irgendwo einen Lümmel erwischt, vollzieht die Strafe auf der Stelle und gebt ihm eine Tracht Prügel. Das ist die Strafe, die er verdient.«

reaktionen Andere Kölner reagierten auf den wiederaufflammenden Antisemitismus grundsätzlicher. Heinrich Böll gründete zusammen mit einer kleinen Zahl engagierter Kölner Bürger 1959 die »Germania Judaica«, eine Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums, die auch als Begegnungsstätte und Lernort zu dieser Geschichte dienen sollte. Auf der Webseite der heute größten Spezialbibliothek auf diesem Gebiet heißt es: »Die Gründer ... waren der Überzeugung, dass Unkenntnis Vorurteile begünstigt, und wollten eine Einrichtung schaffen, die den nachfolgenden Generationen Zeugnis geben kann von Geschichte und Kultur des deutschen Judentums.«

Es folgten bald ähnliche Projekte. In Köln eröffnete 1963 die Ausstellung »Monumenta Judaica«, in der das Zusammenleben von Juden und Christen am Rhein über fast zwei Jahrtausende dokumentiert wurde. Ein Jahr später begann das Hamburger Institut zur Erforschung der deutschen Juden seine Tätigkeit aufzunehmen; in Berlin, Köln und Frankfurt entstanden Judaistik-Institute.

Wovor der damalige Generalsekretär des Zentralrats, H.G. van Dam, 1964 warnte, scheint auch ein halbes Jahrhundert später noch aktuell: »Das jüdische Thema ist in den letzten Jahren bei den Massenmedien immer wieder hervorgetreten ... Auf der einen Seite bedeutete die Wahl dieser Themen den beachtlichen Versuch, die Indifferenz zu bekämpfen, durch das jüdische Schicksal Teilnahme hervorzurufen und sich mit unliebsamen Erscheinungen auseinanderzusetzen ... Andererseits bestand auch das Gefühl einer gewissen Übersättigung und einer Ermüdung der öffentlichen Meinung.«

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Berlin

Hitlergruß im Bundestag? Anklage gegen AfD-Abgeordneten

Nach dem Vorwurf verliert Matthias Moosdorf seine Immunität. Auch innerhalb der AfD-Fraktion gab es zuletzt Spannungen um den Politiker

 15.12.2025

Anschlag

Sydney: Neue Details zu den mutmaßlichen Tätern

Hinweise aus Ermittlerkreisen deuten darauf hin, dass die Familie ursprünglich aus Pakistan stammt

 15.12.2025

Charlotte Knobloch

Pessimismus können wir uns nicht leisten

Nach dem Terror in Sydney fragen sich auch Juden hierzulande erneut: Wohin? Deutschland hat bewiesen, dass es jüdischen Menschen eine Heimat sein kann und will, meint die Münchner Gemeindechefin

von Charlotte Knobloch  15.12.2025

Berlin

Chanukka-Licht am Brandenburger Tor entzündet

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet. Der Bundespräsident war dabei

 15.12.2025

Sydney

Australien berät nach Anschlag über schärfere Waffengesetze

Nach dem Terroranschlag auf ein jüdisches Fest am beliebten Bondi Beach herrscht Schock und Trauer. Premier Albanese kündigt erste Konsequenzen an - und sieht sich Kritik ausgesetzt

 15.12.2025

Australien

Wer waren die Opfer von Sydney?

Zu den Opfern des Terrors in Bondi Beach gehören ein Rabbiner und ein 10-jähriges Mädchen

 15.12.2025

Canberra

Jüdischer Ex-Minister wirft Führung Versagen beim Schutz von Juden vor

»Viele von uns haben davor gewarnt, dass dieser Tag kommen würde«, sagte Frydenberg in einem Fernsehinterview

von Imanuel Marcus  15.12.2025

Sydney

Milliardär spendet fast 100.000 Dollar für Helden von Bondi Beach

Für seine Heldentat am Bondi Beach wird der mit Schussverletzungen im Krankenhaus befindliche Ahmed el Ahmed belohnt

 15.12.2025