Rückblende

1950: Neue Synagogen

Dresden: Die 1950 eröffnete neue Synagoge war eine umgebaute Trauerhalle auf dem Friedhof. Foto: dpa

Drei Gotteshäuser in der frühen Nachkriegszeit zeigen die von Anfang an vorhandene Vielfalt deutsch-jüdischen Lebens unter den wenigen Überlebenden. Die beiden ersten neuen Synagogen auf deutschsprachigem Gebiet wurden außerhalb des Gebiets der Bundesrepublik gebaut. Dabei mag es bezeichnend sein, dass die allererste auf einem Friedhof stand. Die ehemalige Trauerhalle in Dresden wurde 1950 in eine Synagoge umgewandelt und unter großer Beteiligung offizieller Stellen eröffnet.

In keinem anderen Teil Deutschlands war die Dezimierung jüdischen Lebens so deutlich sichtbar geworden wie in der Sowjetischen Besatzungszone. Als die Alliierten das Gebiet der späteren DDR befreiten, waren von 12.000 Juden in Leipzig gerade noch zwei Dutzend in der Stadt, in Dresden etwa ein Dutzend, in den anderen Städten noch weniger. Diese Zahlen wuchsen durch Rückkehrer aus den Konzentrationslagern und aus dem Exil in den folgenden Monaten und Jahren zwar an, doch der Zustrom jüdischer Displaced Persons, den die amerikanische Zone erlebte, blieb aus.

architektur Anders sah es im Saarland aus, wo der zweite Synagogenneubau auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands erfolgte. 1951 war das Saarland ein unabhängiges Territorium, das wirtschaftlich und politisch an Frankreich orientiert war. Die Rückkehr saarländischer Juden aus dem zumeist französischen Exil geschah auch in der Hoffnung, weiterhin unter französischer und nicht deutscher Ägide zu leben. Die Architektur der neuen Synagoge jedoch war, wie Salomon Korn schreibt, eher ein Blick zurück in die deutsche Vergangenheit, handelte es sich bei der pseudosakralen Hallenarchitektur doch um »vermutlich das einzige Beispiel einer deutlichen Verschränkung des jüdischen Sakralbaus mit formalen Elementen der Architektur des Nationalsozialismus«.

Erst 1952 wurde der erste Synagogen-Neubau in der Bundesrepublik eingeweiht. Die Stuttgarter Synagoge orientierte sich bewusst an der demokratischen Bauhaus-Architektur. In den 50er- und 60er-Jahren folgten dann zahlreiche neue jüdische Gotteshäuser in ganz Deutschland. Dass viele dieser Neubauten sich ähnelten, mag auch daran liegen, dass die meisten von ihnen von drei Architekten gebaut wurden: den beiden jüdischen Baumeistern Hermann Guttmann und Helmut Goldschmidt sowie ihrem nichtjüdischen Kollegen Karl Gerle.

Salomon Korns viel zitierter Spruch »Wer ein Haus baut, will bleiben« anlässlich der Eröffnung des Frankfurter Gemeindezentrums 1986 wurde übrigens in anderer Form erstmals von Hamburgs Bürgermeister Max Brauer anlässlich der Einweihung der dortigen Synagoge 1960 verwendet: »Ein Haus errichtet man nicht für einen flüchtigen Aufenthalt. Ein dem Dienst am Höchsten gewidmetes Bauwerk schafft nur, wer den festen Willen zum Bleiben hat.« Dieser Wille schien sich unter den deutschen Juden bereits in den 60er-Jahren trotz aller Reden von gepackten Koffern herauszuschälen.

Internationaler Gerichtshof

Persilschein für die UNRWA

Der IGH sieht Israel in der Pflicht, mit dem umstrittenen Palästinenser-Hilfswerk zu kooperieren. Maßgeblich für die Richter sind die Zusicherungen von UN-Offiziellen

von Michael Thaidigsmann  23.10.2025

Berlin

Jüdische Studenten fordern Geraldine Rauchs Abgang

Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin warnte vor »Muslimfeindlichkeit« bei einer jüdisch-kurdischen Veranstaltung. Die JSUD wirft ihr vor, autoritär zu reagieren. Kritik kommt auch von CDU und SPD

 23.10.2025

USA

Gebrochene Identität

Wie sich junge Juden zunehmend von Israel und ihrem Judentum entfernen. Geschichte einer Entfremdung

von Hannes Stein  23.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Waffenimport

Milliardendeal: Bundeswehr kauft israelische Panzerabwehrraketen

Trotz des von Kanzler Friedrich Merz verhängten Exportstopps für Waffenlieferungen an den jüdischen Staat bezieht Berlin weiterhin auch andere Rüstungsgüter von dort

 23.10.2025

Berlin

Angela Merkel reist im November nach Israel

Von ihr stammt die Aussage, dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson ist. Nun kehrt die frühere Kanzlerin dorthin zurück. Es gibt einen erfreulichen Anlass

 23.10.2025

Berlin

Prien: Alles tun gegen einen AfD-Kanzler

Warum spricht die Bildungsministerin übers Auswandern, falls die AfD ins Kanzleramt einzieht? Und was folgt daraus für die aktuelle Politik?

 22.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025