Rückblende

1945: Ben Gurion in Landsberg

»Für die Menschen im Lager er ein Gott«: David Ben Gurion Foto: dpa

Rückblende

1945: Ben Gurion in Landsberg

Unsere Serie über die Geschichte der Juden in Deutschland nach der Schoa: Folge 1

von Michael Brenner  10.10.2012 16:58 Uhr

Am 21. Oktober 1945 besucht David Ben Gurion jüdische Überlebende in Landsberg am Lech. Ein symbolträchtigerer Ort als die oberbayerische Kleinstadt ist kaum vorstellbar. In Landsberg hatte Hitler während seiner Festungshaft 1924 Mein Kampf geschrieben, hier stand in den letzten Kriegsmonaten der größte KZ-Komplex innerhalb des Deutschen Reichs, und Ende 1945 beherbergte die Stadt 7.000 jüdische DPs – so viele lebten sonst kaum anderswo.»

DPs (Displaced Persons) nannten die Alliierten die aus ihren meist osteuropäischen Heimatländern auf Todesmärschen während der letzten Kriegsmonate vertriebenen oder vor neuer antisemitischer Gewalt flüchtenden Überlebenden. «Sche’erit Hapleta», Rest der Geretteten, nannten sie sich hebräisch selbst. Der Staat Israel bestand noch nicht, die Tore Amerikas blieben weitgehend verschlossen. Die US-Zone Deutschlands war für die meisten DPs, insgesamt wohl eine Viertelmillion, das Sprungbrett auf dem Weg heraus aus Europa.

Erlösung Nachdem sie ihre Heimat und ihre Familien verloren hatten, sehnten sie sich nichts mehr herbei als die Gründung des jüdischen Staates. Ben Gurion zu erleben, war für viele der Beginn ihrer Erlösung. Der amerikanisch-jüdische Armeemajor Irving Heymont, dem das DP-Lager unterstellt war, notierte über den Besuch: «Für die Menschen im Lager ist er ein Gott – der Inbegriff all ihrer Hoffnungen, nach Palästina zu gelangen. (…) Ich glaube nicht, dass ein Besuch Präsident Trumans eine solche Erregung hervorrufen könnte.»

Der Tag von Ben Gurions Besuch hatte für die Landsberger DPs noch eine zweite wichtige Bedeutung. Im Lager standen Wahlen zur Selbstverwaltung an. Julius Spokojny, der im Namen der zionistischen Jugend Ben Gurion offiziell begrüßte, erinnerte sich später, dass es auch wenige Monate nach dem gemeinsam erlebten Leid keineswegs harmonisch zuging: «Da sind die Revisionisten mit Lautsprechern herumgegangen und haben, in Anspielung auf das Salomonische Urteil, gesagt: Ben Gurion ist die falsche Mutter, er will den Staat Israel zerteilen.»

Im November 1950 wurde das DP-Lager Landsberg aufgelöst. Die meisten seiner ehemaligen Bewohner fanden eine neue Heimat in Israel, Ame- rika oder Australien. Manche von ihnen aber halfen, neue jüdische Gemeinden in Deutschland aufzubauen, so wie Julius Spokojny in Augsburg.

Der historischen Landkarte des jüdischen Deutschlands müssen seit jenen Jahren neue Orte hinzugefügt werden. Neben Worms und Speyer, Frankfurt und Halberstadt, Hamburg und Berlin, stehen seitdem Landsberg und Po-cking, Feldafing und Föhrenwald, Zeilsheim und Eschwege, um nur einige der größten jüdischen DP-Lager zu nennen.

Thüringen

Verfassungsschutzchef warnt vor islamistischen Anschlägen gegen jüdische und israelische Einrichtungen

Kramer: Wir müssen davon ausgehen, dass die Hemmschwelle weiter sinken wird, auch gewalttätig zu werden

 13.06.2025

Gerhard Conrad

»Regime Change im Iran wäre noch wichtiger als die Zerstörung der Atomanlagen«

Der Ex-BND-Geiselunterhändler und Nahostexperte zum israelischen Militärschlag gegen den Iran und die Konsequenzen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  13.06.2025

Gespräch

Beauftragter Klein: Kirche muss Antijudaismus aufarbeiten

Der deutsche Antisemitismusbeauftragte Felix Klein kritisiert die Heiligsprechung des Italieners Carlo Acutis. Ihm geht es um antijüdische Aspekte. Klein äußert sich auch zum christlich-jüdischen Dialog - und zum Papst

von Leticia Witte  13.06.2025

Schlag gegen Iran

Ein notwendiger Schritt

Israel hat alles Recht der Welt, sich gegen das iranische Atomprogramm zu wehren. Teheran darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Ein Kommentar von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  13.06.2025

Angriff auf Iran

Dobrindt hält Israels Angriff für richtig

Die Operationen seien Israels Sicherheit dienlich, sagt der deutsche Innenminister. Die Sicherheitsbehörden wappnen sich für mögliche Folgen in Deutschland

 13.06.2025

Bundesregierung

»Das Ziel muss sein, dass Iran keine Nuklearwaffen entwickelt.«

Regierungssprecher Stefan Kornelius äußerte sich in Berlin zum israelischen Angriff auf Ziele im Iran und dem Recht Israels auf Selbstverteidigung

 13.06.2025

Schlag gegen Iran

Israelische Botschaften geschlossen

Der Krieg zwischen Israel um dem Iran hat Folgen in Berlin und anderen Hauptstädten. Die diplomatischen Vertretungen des jüdischen Staates arbeiten aus Sicherheitsgründen nicht

 13.06.2025

USA

Trump droht Iran mit »noch brutaleren Angriffen«

Nach den Angriffen Israels hat Präsident Donald Trump das Regime in Teheran aufgefordert, jetzt einem neuen Atomdeal zuzustimmen

 13.06.2025

Iran

Kronprinz Pahlavi will Sturz von Chamenei

Reza Pahlavi ruft zu Straßenprotesten und landesweiten Streiks in der Islamischen Republik auf

von Nicole Dreyfus  13.06.2025