Sophie Albers Ben Chamo

Wo sind deine Frauen, o Israel?

Sophie Albers Ben Chamo Foto: STEPHAN PRAMME

Sophie Albers Ben Chamo

Wo sind deine Frauen, o Israel?

Die Zahl der Ministerinnen und weiblichen Knessetmitglieder ist auf einem Tiefstand. Der Internationale Frauentag wäre für Israel ein guter Zeitpunkt, nach seinen starken Frauen zu suchen

von Sophie Albers Ben Chamo  06.03.2025 09:55 Uhr

Im Jahr 1997, als ein Ende des Nordirland-Konflikts kaum mehr möglich schien, war es eine Frau, die am Ende den Frieden brachte. Mo Mowlam, Tony Blairs Irlandministerin und erste Frau in diesem Job, scherte sich weder um Konventionen noch männliches Ego und auch nicht um sich selbst. Sie wollte alle an den Tisch bringen, jeden hören, ohne Hahnenkämpfe ertragen zu müssen.

In einer besonders hitzigen Sitzung soll Mowlam, die an einem Hirntumor litt und damals Perücke trug, sich diese vom Kopf gerissen und den Männern im Raum die Meinung gesagt haben. Sie war berühmt für deutliche Worte und ihr Mitgefühl. Am 10. April 1998 wurde das »Karfreitagsabkommen« unterzeichnet.

Der Internationale Frauentag am 8. März wäre für Israel ein guter Zeitpunkt, nach seinen starken Frauen zu suchen. Die Zahl der Ministerinnen und weiblichen Knessetmitglieder ist auf einem Tiefstand. Im Vergleich zu anderen Demokratien sieht es übel aus im jüdischen Staat. Seit 2015 gehe es abwärts, meldet das Israel Democracy Institute.

Auch in den Delegationen zur Verhandlung der Geisel-Freilassungen sitzen keine Frauen.

Ja, Israel war eines der ersten Länder, in denen eine Frau das höchste politische Amt innehatte. Aber nach Golda Meir kamen nur noch Männer. In der aktuellen Regierung sitzen viele, die meinen, Frauen gehörten in die Küche und ins Wochenbett. Und die Frauenministerin May Golan wird in Israel auch gern »Ministerin für die Verschlechterung der Rechte der Frau« genannt.

Es waren Späherinnen, junge Frauen, die ihre vor allem männlichen Führungskräfte mehrfach vor verdächtigen Aktivitäten in Gaza gewarnt hatten, die ignoriert und von denen 16 in den darauffolgenden Hamas-Massakern massakriert wurden. Mütter von Geiseln werden von Politikern angefeindet, wenn sie mit aller Macht versuchen, ihre Kinder nach Hause zu holen. In den Delegationen zur Verhandlung der Geisel-Freilassungen sitzen keine Frauen. Bisher hat die reine Männerriege nichts zustande gebracht. Wir brauchen dringend eine israelische Mo Mowlam!

benchamo@juedische-allgemeine.de

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Meinung

Jason Stanley und der eigentliche Skandal

Ohne mit allen Beteiligten gesprochen zu haben und ohne zu wissen, was wirklich passiert ist, schrieb die deutsche Presse das Ende des jüdisch-liberalen Diskurses herbei. Dabei offenbart sich, wie leichtfüßig Stereotype gefüttert werden

von Daniel Neumann  14.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Meinung

Wieder ein Blankoscheck für Palästina?

Europa will Gazas Wiederaufbau finanziell fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, Millionen an Hilfsgeldern würden etwas zum Besseren verändern, fragt unser Autor

von Jacques Abramowicz  10.11.2025 Aktualisiert