Vyacheslav Likhachev

Werte, Menschenrechte und ein Preis

Vyacheslav Likhachev Foto: Inna Vedernikova

Das Norwegische Nobelkomitee sendet mit seiner Entscheidung, den Friedensnobelpreis an Menschenrechtsaktivisten zu vergeben, die klare Botschaft, dass der Schutz bürgerlicher Freiheiten eng mit Frieden und Stabilität verbunden ist. Länder, deren Regierungen Freiheiten einschränken, die Menschenrechte verletzen und Menschenrechtsaktivisten verfolgen, sind eine Bedrohung – nicht nur für ihre eigenen Bürger, sondern auch für ihre Nachbarn, denn Menschenrechte kennen keine Grenzen.

Ein wichtiger Bestandteil des Menschenrechtssystems sind die Rechte von Minderheiten. Deshalb arbeiten sowohl die Menschenrechtsorganisation MEMORIAL als auch unser Zentrum für bürgerliche Freiheiten (CCL) eng mit der jüdischen Gemeinde zusammen. Wir setzen uns für die Erinnerung an die Opfer des Holocaust sowie für den Kampf gegen Judenhass und den Schutz der legitimen Interessen der jüdischen Gemeinschaft in Bezug auf Religionsfreiheit ein.

sonderbericht Vor einigen Wochen hat das CCL einen Sonderbericht darüber erstellt, wie sich Russlands Krieg auf die Juden in der Ukraine auswirkt und wie man die Gemeinde in diesen schwierigen Zeiten unterstützen kann. Die jüdische Gemeinde schätzt die Partnerschaft und Zusammenarbeit mit den Menschenrechtsorganisationen sehr.

Den Menschenrechtsaktivisten sind ihre Werte wichtiger als falsch verstandener Patriotismus und blinde Loyalität gegenüber der Regierung.

Den Menschenrechtsaktivisten sind ihre Werte wichtiger als falsch verstandener Patriotismus und blinde Loyalität gegenüber der Regierung – vor allem, wenn die Machthabenden Freiheiten einschränken und die Rechte der Bürger verletzen. Und wenn Patriotismus zu Chauvinismus wird und zu Angriffskriegen führt, wie im Falle Moskaus und Minsks.

Hätte die internationale Gemeinschaft den Menschenrechtsproblemen in Russland und Belarus mehr Aufmerksamkeit geschenkt und sie nicht jahrelang als innere Angelegenheit dieser Länder betrachtet, hätte der aktuelle Krieg möglicherweise verhindert werden können.

Der Autor ist Historiker in Kiew und dokumentiert die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine. Er sitzt im Expertenrat des Zentrums für bürgerliche Freiheiten (CCL).

Kommentar

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