Meinung

UNRWA: Gegen Rechtsstaatlichkeit immun?

UN-Generalsekretär António Guterres Foto: IMAGO/Xinhua

Es war eine schockierende Nachricht, die eigentlich von deutschen Medien hätte aufgegriffen werden müssen: Mehrere UNRWA-Mitarbeiter, die an den Hamas-Massakern vom 7. Oktober 2023 beteiligt waren, dürfen in den USA nicht vor Gericht gestellt werden, weil die Vereinten Nationen sich weigern, ihre Immunität vor Strafverfolgung aufzuheben.

Opfer der Angriffe der Hamas vom 7. Oktober 2023 haben Klage gegen den US-Ableger der UNRWA eingereicht. Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation, die im Bundesstaat Delaware registriert ist.

Man fragt sich unweigerlich: Ist die Moral der Vereinten Nationen mittlerweile so verkommen, dass man lieber Mörder, Terroristen und Vergewaltiger schützt, als ihre Tatbeteiligung am schlimmsten antisemitischen Massaker seit 1945 in einem rechtsstaatlichen Verfahren überprüfen zu lassen?

Die Konvention über die Vorrechte und Immunitäten der Vereinten Nationen von 1946 legt nahe, dass die Immunität bei Bedarf aufgehoben werden kann. »Vorrechte und Immunitäten werden Beamten im Interesse der UNO gewährt und nicht zum persönlichen Vorteil der einzelnen Personen«, heißt es dort.

Lesen Sie auch

Zudem hat der Generalsekretär »das Recht und die Pflicht, die Immunität eines Beamten in jedem Fall aufzuheben, in dem diese seiner Meinung nach die Rechtspflege behindern würde und ohne Beeinträchtigung der Interessen der UNO aufgehoben werden kann. Im Falle des Generalsekretärs hat der Sicherheitsrat das Recht, die Immunität aufzuheben«.

Dass der amtierende UN-Generalsekretär, der Portugiese António Guterres, hier seinen Pflichten nachkommt, ist eher unwahrscheinlich. Leider sind auch viele andere Länder sehr zögerlich, die Verfehlungen der UNRWA und anderer UN-Institutionen wirksam zu untersuchen. Geld wird weiter überwiesen; die UNRWA finanziert sich ganz überwiegend durch die Spenden westlicher Staaten. Und dann drückt man beide Augen zu. Auch Deutschland.

So einfach darf man sich die Sache aber nicht machen. Schon gar nicht, wenn es um Verbrechen gegen die Menschlichkeit geht, die von Mitarbeitern einer Organisation mit verübt werden, die einst geschaffen wurde, um ebensolche Verbrechen zu verhindern.

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer wie der Imam den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025

Meinung

Die Abkehr des Kanzlers von der Staatsräson: Kein Grund zur Trauer

Der von Altkanzlerin Angela Merkel geprägte Begriff war schon immer vage. Es ist auch wesentlich leichter, wohlklingende Erklärungen abzugeben, als danach zu handeln. Friedrich Merz sollte endlich Taten folgen lassen

von Daniel Neumann  22.10.2025