Joshua Schultheis

Unerwidert und doch richtig

Manchmal sind selbst dort Gesten der Solidarität angebracht, wo die Gräben unüberbrückbar sind. Das nahmen sich auch zwei Aktivisten des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) zu Herzen , als sie am vergangenen Freitag auf den Campus der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München kamen.

Das »pro-palästinensische« Zeltlager, das dort seit Mai besteht, war in der Nacht zuvor Ziel eines Brandanschlags geworden. Gegen einen Verdächtigen wird wegen Sachbeschädigung ermittelt. Über die Motive der Tat ist bisher nichts bekannt.

Die politischen Differenzen zwischen dem Jungen Forum und der Gruppe, die das Protestcamp organisiert, könnten nicht größer sein. »Uni for Palestine« wirft Israel einen Genozid an den Palästinensern vor und kooperiert mit der Organisation »Palästina Spricht«, die das Hamas-Massaker vom 7. Oktober begrüßt hat.

In dem Protestcamp wird Hass gepredigt. Darauf mit Gewalt zu antworten, ist aber niemals gerechtfertigt.

Trotzdem wollten die israelsolidarischen Aktivisten ein Zeichen für friedlichen Protest und gegen Gewalt setzen: Sie brachten einen kleinen Olivenbaum als Präsent mit, um ihre Abscheu vor dem Brandanschlag persönlich zum Ausdruck zu bringen – und wurden mit Schimpf und Schande aus dem Zeltlager gejagt.

Einer der Protestcampler sagte kurz darauf in einem Video auf Instagram: »Mit euch wollen wir nicht reden, nicht dieselbe Luft atmen.« Er ist sich sicher: »Ihr seid entweder gute Menschen oder pro Israel.« Frieden sei nur dann vorstellbar, wenn es ein freies Palästina gebe, sagte der Aktivist und setzte nach: »Ihr wisst genau, von welchen Grenzen ich rede.«

Es ist ein Denken, das die Vernichtung des Gegners will. Brückenbauen kann hier nur scheitern. Der Versuch war dennoch richtig. In dem Protestcamp werden zwar Hass und Feindschaft gepredigt. Darauf mit Gewalt zu antworten, ist aber niemals gerechtfertigt. Diesen Standard selbst in der unversöhnlichsten politischen Auseinandersetzung hochzuhalten, ist aktuell wichtiger denn je.

schultheis@juedische-allgemeine.de

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Meinung

Wieder ein Blankoscheck für Palästina?

Europa will Gazas Wiederaufbau finanziell fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, Millionen an Hilfsgeldern würden etwas zum Besseren verändern, fragt unser Autor

von Jacques Abramowicz  10.11.2025 Aktualisiert

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025