In einer Region, in der gebrochene Versprechen und zerstörte Leben zur tragischen Normalität geworden sind, scheint der 20-Punkte-Plan von US-Präsident Donald Trump wie ein Licht am Ende des Tunnels. Nicht, weil er revolutionär ist, sondern überraschend vernünftig. Es ist ein strukturierter Ansatz, der die relevanten Akteure einbezieht, auf langfristige Stabilität setzt und eine grundlegende Wahrheit zeigt: Ohne politische Lösung gibt es keine Sieger, nur Verlierer.
Anders als der unrealistische »Riviera-Plan« ist dieser Vorschlag nüchtern, detailliert und gerade dadurch hoffnungsvoll. Er sieht einen entmilitarisierten Gazastreifen vor, den Wiederaufbau durch eine internationale Koalition und so einen Weg zur Stabilität, der Israels Sicherheit und die Bedürfnisse der Palästinenser respektiert.
Der Plan könnte der Beginn von etwas längst Überfälligem sein: einer Zukunft im Nahen Osten, für die es sich zu kämpfen lohnt.
Allerdings sind die Parteien, deren Zusammenarbeit nötig ist – Hamas, die US-Regierung und Israels Premier Benjamin Netanjahu – kaum Vorbilder des Vertrauens. Die Hamas bleibt eine blutrünstige Terrororganisation ohne Interesse an Koexistenz. Trump ist für seine Inkonsequenz bekannt und Netanjahu, Meister des politischen Taktierens, hat wenig Engagement für Wahrheit oder Versöhnung gezeigt.
Dass er dem Plan zugestimmt hat, obwohl er weiß, dass Teile seiner Koalition kategorisch dagegen sind, könnte einerseits dem Druck aus den USA zuzuschreiben sein, oder auch der Realisierung, dass es an der Zeit ist, das Ruder herumzureißen, bevor beide Seiten im kriegerischen Elend untergehen.
Der letzte Punkt im Plan beschreibt einen Dialog zwischen Israelis und Palästinensern, um sich auf einen Horizont für ein friedliches und erfolgreiches Zusammenleben zu einigen. Heilung statt Hass, Zuversicht statt Zynismus.
Wenn es dieses Mal tatsächlich mehr ist als nur weitere Worte, wenn es zu echten mutigen Taten führt, dann könnten die 20 Punkte der Beginn von etwas längst Überfälligem sein: einer Zukunft im Nahen Osten, für die es sich zu kämpfen lohnt – nicht mit Waffen, sondern mit einer Vision.
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