Daniel Mosseri

Melonis Aufgabe: Judenhass bekämpfen

Daniel Mosseri Foto: Privat

Daniel Mosseri

Melonis Aufgabe: Judenhass bekämpfen

Italien ist nicht das erste europäische Land, das von einer populistischen Kraft verführt wird, die nach äußeren Feinden wie Migranten oder der EU sucht

von Daniel Mosseri  07.10.2022 08:44 Uhr

Italien ist in der westlichen Welt verankert, es achtet die Menschenrechte, daran wird sicherlich auch ein Regierungswechsel nichts ändern. Außerdem waren zwei der drei Parteien, die Ende September die Wahlen gewonnen haben – »Lega« und »Forza Italia« – wiederholt in Rom an der Macht und haben auch führende Vertreter nach Brüssel entsandt. Rom muss also die Kritik jener zurückweisen, die Italien in eine »Demokratura« abgleiten sehen – vor allem, wenn sie aus dem Ausland kommt.

Gleichzeitig wäre es ein Fehler, die Beunruhigung zu ignorieren, die der Sieg von Giorgia Melonis »Fratelli d’Italia« im Ausland auslöst. Meloni hat zwar wiederholt beteuert, dass sie weder Faschistin noch Neofaschistin ist, aber in ihrer offiziell nationalkonservativen Partei wimmelt es von Spitzenpersonal, das gern den Arm zum »Römischen Gruß« ausstreckt.

schabernack Zu viele in der Partei glauben, die faschistischen 20 Jahre (in denen Rassengesetze erlassen, Regimekritiker getötet wurden und Italien als Achsenmacht im Zweiten Weltkrieg auf der Seite Nazideutschlands stand) seien nur eine Art Schabernack gewesen. Dies ist inakzeptabel – solche Parteimitglieder dürfen nicht der Regierung angehören.

Rassismus, Populismus und Egoismus sind nicht das Monopol einer politischen Partei. Je früher wir das verstehen, umso besser.

Aber Italien ist nicht das erste europäische Land, das von einer populistischen Kraft verführt wird, die nach äußeren Feinden wie Migranten oder der EU sucht. Das Problem wird nicht dadurch gelöst, dass man ein Viertel der italienischen Wähler als Faschisten bezeichnet.

Vielmehr sollte man Parteien und Regierungen darauf festlegen, den alten und neuen Antisemitismus zu bekämpfen – der sich auch im Hass auf Israel und in der Diskriminierung von Minderheiten ausdrückt. Darüber hinaus muss sich eine neue italienische Regierung für den sozialen Zusammenhalt und die Solidarität zwischen den Staaten einsetzen – vor allem in Zeiten, die von der Rückkehr des Kriegs nach Europa gekennzeichnet sind.

Rassismus, Populismus und Egoismus sind nicht das Monopol einer politischen Partei. Je früher wir das verstehen, umso besser.

Der Autor ist Journalist und lebt in Berlin.

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Charlotte Knobloch

Pessimismus können wir uns nicht leisten

Nach dem Terror in Sydney fragen sich auch Juden hierzulande erneut: Wohin? Deutschland hat bewiesen, dass es jüdischen Menschen eine Heimat sein kann und will, meint die Münchner Gemeindechefin

von Charlotte Knobloch  15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert