Meinung

Mein Büronachbar, der Neonazi

Monty Ott Foto: privat

Meinung

Mein Büronachbar, der Neonazi

Mindestens 100 extrem rechte Personen stehen in Diensten von Abgeordneten und Fraktion der AfD

von Monty Ott  30.03.2024 21:43 Uhr

Jüngst veröffentlichte der Bayerische Rundfunk eine Recherche über die Mitarbeitenden der AfD-Fraktion, die bestätigte, was seit zwei Jahren im Flurfunk Thema war. Mindestens 100 extrem rechte Personen stehen in Diensten von Abgeordneten und Fraktion der AfD, teils mit Vergangenheit als neonazistische Gewalttäter, teils neurechte Intellektuelle. Sie fungieren als Scharnier zur organisierten Rechten – und haben Zugang zu sensiblen Daten. Sie nutzen die Möglichkeiten der parlamentarischen Demokratie, um gegen diese zu kämpfen!

Dass es die »zweite Reihe« ist, die Mitarbeitenden, die derart enge Verbindungen zur extremen Rechten aufweist, macht die Sache nicht minder gefährlich – ganz im Gegenteil. Denn die Arbeitsebene ist die Verbindung in die Gesellschaft, auf ihr werden Positionen vorgedacht, Konzepte und Strategien erarbeitet.

Sind wir, die sie als Feindbild sehen, hier sicher?

Seit zwei Jahren ist die Grünen-Abgeordnete Marlene Schönberger in ihrer Fraktion zuständig für die Themen Antisemitismusbekämpfung und Förderung jüdischen Lebens. Als Referent in ihrem Büro versuche ich zusammen mit ihr, der Pluralität jüdischer Stimmen mehr Gehör zu verschaffen und den Kampf gegen jeden Antisemitismus voranzutreiben. Wenn man sich öffentlich zu Antisemitismus positioniert, dann sind Anfeindungen quasi Berufsrisiko.

Und während die Abgeordneten im Plenum auf Abgeordnete treffen, die sich auch mal als »freundliches Gesicht des NS«, also des Nationalsozialismus, bezeichnen, können sich deren Mitarbeitende frei durch die Hallen der Demokratie bewegen. Da lässt sich die Frage nicht ausblenden: Sind wir, die sie als Feindbild sehen, hier sicher? Was bedeutet es für die deutsche Demokratie, dass sich marginalisierte Gruppen und überzeugte Demokraten in ihrem »Motorraum« nicht mehr sicher fühlen können?

Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Marlene Schönberger (Grüne).

Meinung

Zurück ins Mittelalter?

Die israelische Regierung will die Todesstrafe wieder einführen. Das ist geschichtsvergessen und verblendet

von Sophie Albers Ben Chamo  04.12.2025

Meinung

Wagenknechts Schiffbruch

Nur etwa zwei Jahre nach seiner Gründung steht das BSW vorm endgültigen Scheitern – eine gute Nachricht! Dennoch bleibt ein übler Nachgeschmack

von Ralf Balke  04.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die neue AfD-Jugendpartei ist kein bisschen weniger extrem

Die »Junge Alternative« wurde durch die »Generation Deutschland« abgelöst. Doch die Neuordnung der AfD-Jugendorganisation diente keineswegs ihrer Entradikalisierung

von Ruben Gerczikow  02.12.2025

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Meinung

Wir Jungen müssen die Gemeinden stärker mitgestalten

Jüdische Studierende sind vom wachsenden Antisemitismus besonders betroffen. Gleichzeitig sind junge Juden kaum in den Gemeindevertretungen repräsentiert. Das muss sich ändern

von Ron Dekel  30.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  01.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Wenn ein Botschafter Schoa-Überlebende zu Lügnern erklärt

Tom Rose, neuer US-Botschafter in Warschau, hat in einer Rede die Komplizenschaft Tausender Polen während des Holocaust bestritten. Das ist fatal für das Ansehen der USA

von Menachem Z. Rosensaft  29.11.2025

Meinung

Die Flucht der arabischen Juden

Einst lebten viele Juden in der muslimischen Welt. Es ist wichtig, an ihre persönlichen Geschichten von Exil und Mut zu erinnern

von Tair Haim  27.11.2025