Günter Jek

Keine Entlastung für die wirklich Bedürftigen

Günter Jek Foto: Gregor Zielke

Die Ampelkoalition hat ein Entlastungspaket geschnürt. Es lässt klar erkennen, wie weit die sozialpolitischen Positionen der drei Parteien auseinanderliegen und wie sehr man um Klientelpolitik bemüht ist. Die geht zulasten der Sozialleistungsempfänger und voraussichtlich auch der Rentner. Während Letztere sich noch über eine kräftige Rentenerhöhung freuen können, bleiben Erstere wegen der steigenden Energie- und Lebensmittelpreise auf der Strecke.

Die SPD hat ihre Erwerbstätigen bedacht, die Grünen ein wenig den ÖPNV gestärkt und die FDP dafür gesorgt, dass auch die Besserverdienenden etwas vom kleinen Geldsegen abbekommen. Eine Prise mehr Umweltschutz ist auch noch dabei. Was fehlt, ist der soziale Ausgleich, der Verzicht der Starken zugunsten der Schwächeren.

spaltung 300 Euro für alle, nur 100 Euro für Sozialleistungsempfänger – das fördert die soziale Spaltung dieses Landes, und es trägt nicht zu wirklichen Verbesserungen bei. Für arme Menschen sind die steigenden Lebenshaltungskosten eine größere Bedrohung als die Spritpreise. Einmalig mit der Gießkanne 17 Milliarden zu verteilen, bringt keine der dringend benötigten strukturellen Veränderungen.

Die schon immer unzureichenden Regelsätze des SGB II und des SGB XII reichen angesichts der fortschreitenden Inflation noch weniger zum Leben als vorher schon.

Grundvoraussetzung für ein menschenwürdiges Leben ist der Zugang zu Wohnraum, Lebensmitteln, Energie und Wasser. Die schon immer unzureichenden Regelsätze des SGB II und des SGB XII, die in der jüdischen Gemeinschaft einen überproportional großen Teil der Senioren betreffen, reichen angesichts der fortschreitenden Inflation noch weniger zum Leben als vorher schon. Sie müssen unverzüglich angepasst werden, wenn schon das eigentlich geplante Bürgergeld am fernen Koalitionshorizont vor sich hindümpelt.

Die unsinnige Zugrundelegung der Kalt- anstatt der Warmmiete bei der Berechnung des Wohngeldes wird durch das Entlastungspaket nicht aufgefangen. Hier muss dringend nachgebessert werden. Eine Regierung, die die akute Armut weiter ignoriert, handelt fahrlässig. Drei Monate lang günstiger Busfahren hilft dagegen nicht viel.

Der Autor leitet das Berliner Büro der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST).

Meinung

Syrien und die verfrühte Freude des Westens über den Sieg der Islamisten

Ein Gastkommentar von Ingo Way

von Ingo Way  11.12.2024

Meinung

PEN Berlin war kurz davor, auf der Seite der Feinde Israels zu stehen

Nur knapp konnte verhindert werden, dass die Schriftstellervereinigung eine Resolution annahm, die von glühender »Israelkritik« geprägt war

von Stefan Laurin  10.12.2024

Meinung

Der Papst und sein einseitiges Mitgefühl für Judenfeinde

Das Jesus-Kind in ein Palästinensertuch einzuwickeln zeigt, dass der Vatikan seine Tradition verleugnet, um im Nahostkonflikt Partei zu ergreifen

von Maria Ossowski  10.12.2024

Meinung

Amnesty, Israel und die »Untermenschen«

Die Verleumdung Israels durch die Menschenrechtsorganisation ist einmal mehr beispiellos. Ein Kommentar von Wolf J. Reuter

von Wolf J. Reuter  10.12.2024

Kommentar

Vor den Messern der Islamisten sind wir alle gleich

Dastan Jasim warnt vor dem einseitigen Blick deutscher Experten auf Syrien

von Dastan Jasim  09.12.2024

Meinung

Die Siedlerfantasten in der israelischen Regierung

Ein Ex-Verteidigungsminister spricht von »ethnischer Säuberung« in Gaza. Premierminister Benjamin Netanjahu tut zu wenig, um den Vorwurf auszuräumen

von Joshua Schultheis  07.12.2024

Andreas Nachama

Gesine Schwan rechnet die Schoa gegen Israels Politik auf

Die SPD-Politikerin sollte die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit würdigen, doch ihre Rede geriet zur Anklage gegen Israel

von Rabbiner Andreas Nachama  07.12.2024

Chris Schinke

Die Universität Leipzig kuscht vor BDS-Anhängern

Die Absage eines Vortrags des Historikers Benny Morris legitimiert die Erpresserlogik israelfeindlicher Gruppen

von Chris Schinke  02.12.2024

Awi Blumenfeld

Staatstragende Zersetzung

Demokratisches Verständnis vortäuschen, um die Demokratie als Sprungbrett zu nutzen: das Beispiel Walter Rosenkranz

von Awi Blumenfeld  27.11.2024