Joshua Schultheis

Jung, jüdisch, widerständig

Joshua Schultheis Foto: Charlotte Bolwin

Joshua Schultheis

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024 12:25 Uhr

Eigentlich hatten sich die jungen jüdischen Studierenden für ihren Aktivismus etwas ganz anderes vorgenommen: Sie wollten die schönen Seiten des Judentums in den Vordergrund rücken, nicht nur über Antisemitismus, Holocaust und Erinnerungskultur sprechen. Als selbstbewusste Jüdinnen und Juden auftreten, nicht als Opfer. So haben es einige von ihnen am vergangenen Wochenende beim internationalen Schabbaton in Frankfurt am Main erzählt, der von der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) ausgerichtet wurde.

Doch so unterschiedlich die Situation für die jungen Jüdinnen und Juden aus Frankreich, Großbritannien, Polen oder Deutschland auch sein mag – allen ist gemeinsam: Ihre Pläne wurden durch den 7. Oktober 2023 zur Makulatur.

Für viele von ihnen geht es um nicht weniger als die Entscheidung, ob sie bleiben oder gehen.

Seit den Hamas-Massakern in Israel, dem Krieg in Gaza sowie der israelfeindlichen Mobilisierung in ihren Städten und Universitäten können sie nicht anders, als ihre gesamte Energie auf die Abwehr der Welle des Antisemitismus in Europa und der Welt zu richten. Sie befinden sich seit 13 Monaten im »Verteidigungsmodus«, wie es JSUD-Präsidentin Hanna Veiler ausdrückte.

Für viele von ihnen geht es um nicht weniger als die Entscheidung, ob sie bleiben oder gehen. Sie fragen sich: Kann ich den Antisemitismus in meinem Umfeld noch ertragen? Kann ich mir vorstellen, außerhalb Israels eine jüdische Familie zu gründen? Einige von ihnen antworten: Nein – und planen ihre Alija. Die Mehrheit bleibt vorerst.

Sie wollen in ihrem Land, an ihrer Universität weiter dafür kämpfen, dass dort Jüdinnen und Juden, die zu ihrer Verbundenheit mit Israel stehen, einen Platz haben. Sie tun dies als stolze Zionisten einerseits und im Bewusstsein der jahrhundertelangen Geschichte jüdischen Lebens in Europa andererseits. Nach über einem Jahr des Ausnahmezustands sind sie erschöpft. Doch so leicht wollen sie sich nicht unterkriegen lassen.

schultheis@juedische-allgemeine.de

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025