Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Erica Zingher Foto: David Zingher

Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Journalisten sind immer häufiger Anfeindungen von »propalästinensischen« Aktivisten ausgesetzt. Das ist auch ein Angriff auf das Fundament unserer Gesellschaft

von Erica Zingher  02.05.2025 14:11 Uhr

Seit Jahren wächst die Bedrohung gegen Journalisten und die Pressefeindlichkeit in unterschiedlichen Milieus. Die Angriffe reichen von Beleidigung, Bedrohung, Sachbeschädigung bis hin zu Körperverletzung. Für Reporter, die vor Ort recherchieren, auf Demonstrationen sind, gehört das mittlerweile zum Alltag. Vor einigen Jahren erreichte die Gewalt im Zuge der Coronapandemie mit Demonstrationen selbsternannter Querdenker eine neue Qualität. Dann kam der 7. Oktober 2023.

Seit dem antisemitischen Massaker der Hamas in Israel hat sich die israelfeindliche Szene radikalisiert. Hass und Vernichtungsfantasien, die dieses Milieu auf der Straße und auf Social Medie verbreitet, schlagen immer häufiger um in offene Anfeindungen gegenüber Journalisten.

In der Debatte wird eine »richtige« und eine »falsche« Seite imaginiert, Differenzierungen gibt es in dieser Weltsicht nicht. Wer nicht derselben Meinung ist, wird kurzerhand zum Angriffsziel erklärt. So hat es kürzlich »taz«-Journalist Nicholas Potter erlebt, der mit Aufklebern im Fahndungsstil und online angefeindet wird.

»Gerade jetzt braucht es Solidarität mit denjenigen, die sich der Aufgabe stellen, komplexe Konflikte einzuordnen.«

Das Ziel solcher Kampagnen ist klar: Nicht nur der Betroffene, sondern alle Journalisten, die zu ähnlichen Themen arbeiten, sollen eingeschüchtert werden, sich nicht mehr sicher fühlen – und damit von ihrer Berichterstattung abgebracht werden.

Dass Journalisten auf Ablehnung und Gewalt stoßen, überrascht nicht: Wer selbst hasserfüllte Parolen als legitimen Protest verkauft, Debatten ideologisch und autoritär führt, wird in der Konsequenz auch selbst nicht vor Gewalt zurückschrecken – und diese Taten am Ende rechtfertigen. Für die Demokratie ist die freie Presse unverzichtbar. Wird sie angegriffen, steht nicht weniger als ein Baustein des Fundaments unserer freien Gesellschaft auf dem Spiel.

Gerade jetzt braucht es Solidarität mit denjenigen, die sich der Aufgabe stellen, komplexe Konflikte einzuordnen – und ein entschiedenes Entgegenhalten bei Einschüchterungen, Hass und der Relativierung von Antisemitismus. 

Die Autorin ist freie Journalistin und schreibt die »taz«-Kolumne »Grauzone«.

Kommentar

Den Nachkommen der Schoa-Opfer kaltschnäuzig und nassforsch die Leviten gelesen

Ausgerechnet zum 60. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen kritisiert die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann die Kriegsführung in Gaza, und das auch noch, ohne die Hamas zu erwähnen

von Esther Schapira  19.05.2025

Kommentar

Nächstes Jahr bitte ohne Doppelmoral!

Der Musik-Wettbewerb sollte nicht mit einseitiger Solidarität zur inhaltlosen Bühne verkommen

von Nicole Dreyfus  18.05.2025

Meinung

Ohne Wissen und Gewissen 

Der taz-Redakteur Daniel Bax, studierter Islamwissenschaftler, sollte seinen Beruf wechseln. Die taz sollte ihm dabei helfen

von Maria Ossowski  18.05.2025

ESC

Kraftvolle Stimme der Resilienz

Yuval Raphael qualifiziert sich am Donnerstagabend in Basel für das Finale und bietet allen Buhrufern entschlossen die Stirn. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  16.05.2025

Meinung

Neukölln stigmatisiert sich selbst

Heleen Gerritsen, künftige Leiterin der Deutschen Kinemathek, unterschrieb 2023 einen Boykottaufruf gegen Lars Henrik Gass. Jetzt liefert sie eine schräge Begründung nach

von Stefan Laurin  16.05.2025

Johannes Boie

Journalistisch falsch, menschlich widerlich

»News WG«, ein Format des Bayerischen Rundfunks, hat eine Umfrage darüber gestartet, ob man Yuval Raphael, eine Überlebende der Massaker des 7. Oktober, vom ESC ausschließen soll

von Johannes Boie  15.05.2025

Meinung

Jude gesucht für Strafantrag

Dass Staatsanwaltschaften selbst bei judenfeindlichen Hasskommentaren untätig bleiben, ist symptomatisch für den Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland

von Alon David  14.05.2025

Meinung

Bruch von Weimer mit Roths Politik: Ein notwendiger Neuanfang

Selten haben so viele kultivierte Menschen einen Kulturstaatsminister so heftig kritisiert wie Wolfram Weimer. Dabei hat er innerhalb von wenigen Tagen gleich zwei wichtige Zeichen gesetzt

von Maria Ossowski  13.05.2025

Meinung

Die Linkspartei, ihr Bundesparteitag und der Abschied vom Eintreten gegen Judenhass

Wer sich als vorgeblich sozialistische Partei mit einer Bewegung solidarisiert, die Frauen steinigt, Homosexuelle verbrennt und den Judenmord als oberstes Ziel ihrer Bemühungen proklamiert, hat keine Ehre. Ein Kommentar von Andrej Hermlin

von Andrej Hermlin  13.05.2025 Aktualisiert