Meinung

Israel wird einseitig an den Pranger gestellt

Renée Röske Foto: Privat

Als Vorsitzende des Berlin-Brandenburger Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wurde ich gestern von der Nachricht überrascht, dass Teile der SPD-Bundestagsfraktion die Sommerpause nutzen, um zu fordern, dass sich Deutschland der europäischen Initiative gegen Israel anschließen möge. Was nun auf den Social-Media-Kanälen der SPD-Bundestagsfraktion folgt, ist an Einseitigkeit nicht zu überbieten.

In der Intention, die schreckliche humanitäre Lage in Gaza zu beenden, soll das Assoziierungsabkommen zwischen Israel und der EU über die Kooperation in den Bereichen Wissenschaft, Kultur, Jugendbegegnung, Cybersicherheit auf Eis gelegt werden. Damit soll auch gleichzeitig der Wille der israelischen Regierung beschleunigt werden, einer Zwei-Staaten-Lösung zuzustimmen.

Und damit endet dann auch der Forderungskatalog der beiden Außenpolitiker Rolf Mützenich und Adis Ahmetovic. Die Hamas findet in dem Positionspapier weder Erwähnung noch gibt es hier Forderungen an die terroristische Organisation, die in Gaza die Regierung stellt. Zwar wird pflichtbewusst im letzten Satz die Freilassung der israelischen Geiseln gefordert, aber diese wird nicht einmal als Bedingung für die Beendigung des Krieges gesehen. Obwohl immer noch Deutsche unter den Geiseln sind, gibt es hier seitens der Außenpolitiker keinerlei Initiativen.

DNA der SPD

Stattdessen wird Israel einseitig aufgefordert, die militärische Operation in Gaza einzustellen. Raketen, die aus Gaza auf die israelische Bevölkerung abgefeuert werden, widersprechen in den Augen der Fraktionsteile offenbar nicht der Missachtung von Menschenrechten. Zumindest erscheint der Raketenbeschuss nicht erwähnenswert.

Lesen Sie auch

Es geht der SPD-Fraktion hier angeblich ausschließlich darum, das Leid der Palästinenserinnen und Palästinenser zu lindern, was sicherlich tief in der DNA der SPD verwurzelt ist. Aber man hilft den Palästinenserinnen und Palästinensern nicht, in dem man eine Realität schaffen will, in der Israel einen grundlosen Krieg gestartet hätte. Für mich ist es schockierend, dass die SPD-Außenexperten ignorieren, dass die Hamas dieses Leid mit dem 7. Oktober nicht nur über Israel, sondern eben auch über ihr eigenes Volk gebracht hat.

Die Hamas hält ihre eigene Bevölkerung als Schutzschilder, bunkert Waffen in Krankenhäusern, stiehlt Hilfsgüter von hungernden Kindern und ermordet Oppositionelle, die zu Demonstrationen gegen die Hamas aufrufen. Ich frage mich, warum es keinerlei Aufrufe der Fraktion gab, Gelder nach Gaza einzufrieren, als die Hamas Udai al-Rabai ermordete. Und das nur, weil er Proteste gegen die Terrororganisation organisiert hat.

Die Bilder aus Gaza sind unerträglich, und sicherlich steht es Deutschland als engem Freund Israels besonders zu Gesicht, auf eine diplomatische Lösung zu drängen. Aber der vorliegende Vorschlag ist kein Weg der Diplomatie, auch kein Vorschlag, moderate Kräfte in Gaza zu stärken, sondern er stellt einmal mehr einseitig Israel an den Pranger. Der Fraktionsvorstand sollte dazu eindeutig Stellung beziehen - im Interesse aller.

Die Autorin ist Vorsitzende des Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten Berlin-Brandenburg.

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025

Meinung

Die Abkehr des Kanzlers von der Staatsräson: Kein Grund zur Trauer

Der von Altkanzlerin Angela Merkel geprägte Begriff war schon immer vage. Es ist auch wesentlich leichter, wohlklingende Erklärungen abzugeben, als danach zu handeln. Friedrich Merz sollte endlich Taten folgen lassen

von Daniel Neumann  22.10.2025