Ingo Way

Israel, Chebli und der Mond

Ingo Way Foto: Stephan Pramme

Ingo Way

Israel, Chebli und der Mond

Die Schadenfreue nach dem Absturz von »Beresheet« ist komplett unangebracht – erst recht in Berlin

von Ingo Way  18.04.2019 07:04 Uhr

Nun hat es also doch nicht geklappt: Israel wollte mit der Raumsonde »Beresheet« die vierte Nation der Welt sein, die auf dem Mond landet. Doch kurz vor der Landung zerschellte Beresheet an der Mondoberfläche.

Erwartungsgemäß rief dieses Ergebnis überall dort, wo man Israel nicht wohlgesinnt ist, Schadenfreude hervor. Auf Twitter brachte etwa die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli ihre Häme mit ihrem Unbehagen über das Ergebnis der jüngsten Knessetwahlen so zusammen: »To the moon and beyond? Nein. Weder Frieden noch Mond.«

SPITZENLEISTUNG Es liegt eine besondere Ironie darin, sich über ein gescheitertes Großprojekt ausgerechnet von der deutschen Hauptstadt aus zu mokieren. Zudem verkennt man dabei, was für eine wissenschaftlich-technische Spitzenleistung die »Beresheet«-Mission auch unter den gegebenen Bedingungen schon war.

Die Großmächte haben bei ihren Versuchen, auf dem Mond zu landen, zahllose Anläufe benötigt.

Es war, im wahrsten Sinne des Wortes, »rocket science«. Die Großmächte haben bei ihren Versuchen, auf dem Mond zu landen, zahllose Sonden verfeuert, bevor sie überhaupt in die Umlaufbahn des Erdtrabanten gelangten. Den Ingenieuren von SpaceIL und Israel Aerospace Industries gelang dies auf Anhieb.

PRIVATFINANZIERUNG Und weil man eben in Israel ist, ergehen sich die Verantwortlichen jetzt nicht in falscher Demut vor den Weiten des Alls, denen der Mensch nicht gewachsen sei, sondern wollen es gleich noch einmal versuchen, mit dem Projekt »Beresheet 2« – auch diesmal wieder aus rein privaten Mitteln finanziert.

Wahrscheinlich ist es dieser Fortschrittsoptimismus, den man Israel heimlich neidet.

Warum? Weil sie davon überzeugt sind, dass sie es können. Diese Überzeugung hat Israel in den sieben Jahrzehnten seines Bestehens vom Wüsten- und Agrarstaat zu einem Zentrum wissenschaftlichen Fortschritts und technologischer Innovationen befördert. Weil Wissen die einzige Ressource war, über die man verfügte – und weil Wissen nur dann zum Erfolg führt, wenn man es auch anwendet.

Wahrscheinlich ist es dieser Fortschrittsoptimismus, den man Israel heimlich neidet.

way@juedische-allgemeine.de

Meinung

Für das Leben entscheiden

Die Fortführung der Kampfhandlungen in Gaza gefährdet das Leben der Geiseln und den moralischen Fortbestand Israels. Es ist Zeit, diesen Krieg zu beenden

von Sabine Brandes  16.09.2025

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Meinung

Lasst uns nicht allein!

Nach dem Canceln von Lahav Shani durch das Flandern-Festival in Gent befürchtet Maria Ossowski, dass Juden Europa jetzt verlassen wollen

von Maria Ossowski  11.09.2025

Meinung

Gent: Boykottiert die Boykotteure!

Dass die Münchner Philharmoniker in Gent nicht auftreten dürfen, weil sie mit Lahav Shani einen israelischen Dirigenten haben, ist eine Schande - und erfordert eine deutliche Antwort deutscher Kulturschaffender

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Meinung

Wenn Wutausbrüche Diplomatie ersetzen

So verständlich der Frust ist, tut sich Israels Regierung mit ihrer aggressiven Kritik an westlichen Regierungen und ihren Einreiseverboten für europäische Politiker keinen Gefallen

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Meinung

Bitte mehr Sorgfalt, liebe Kollegen!

Weltweit haben Medien die Geschichte verbreitet: In Gaza sei ein hilfesuchendes Kind von Israelis erschossen worden. Es stimmt nur nicht, wie sich nun herausstellt. Von professionellen Journalisten darf man eigentlich mehr erwarten

von Susanne Stephan  08.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert

Meinung

Einseitig, fehlerhaft, selbstgerecht

Die »International Association of Genocide Scholars« bezichtigt Israel des Völkermords. Die Hamas spricht sie von jeder Verantwortung für die Lage in Gaza frei. Eine Erwiderung

von Menachem Z. Rosensaft  05.09.2025

Meinung

Vuelta-Radrennen: Israelhasser ohne Sportsgeist

Bei der spanischen Radtour ist der israelische Rennstall Ziel von Störaktionen. Nun forderte der Rennleiter das Team auf, nicht mehr anzutreten. Wenigen Fanatiker gelingt es, Israel vom Sport auszuschließen - wie so oft in der Geschichte

von Martin Krauss  04.09.2025