Olaf Sundermeyer

Hass in Christchurch und anderswo

Olaf Sundermeyer Foto: dpa

Olaf Sundermeyer

Hass in Christchurch und anderswo

Angst vor »Überfremdung« kann in ihrer extremen Ausprägung tödlich sein

 21.03.2019 08:16 Uhr

Am Abend des rassistisch motivierten Terroranschlags auf zwei Moscheen mit 50 Todesopfern im neuseeländischen Christchurch versammelte sich ein halbes Dutzend AfD-Anhänger vor einer Schule im sächsischen Weinböhla, wo wenig später eine Podiumsdiskussion unter dem Titel »Rassismus fängt im Kopf an« stattfinden sollte.

Aus ganz ähnlichem Antrieb, aus dem der mutmaßliche Rechtsterrorist sein Sturmgewehr auf Menschen muslimischen Glaubens abgefeuert hatte, rollten die Männer und Frauen in Sachsen ein langes Transparent vor der Schule aus, um gegen die Podiumsdiskussion zu protestieren: »Rassenkrieg gegen Deutsche beenden, Asylwahn stoppen!«

»überfremdung« Denn wie Brenton T., der mutmaßliche Rechtsterrorist aus Christchurch, und acht Jahre zuvor der norwegische Rechtsterrorist Anders Behring Breivik waren auch diese Menschen von einer Angst erfüllt, die in ihrer extremen Ausprägung tödlich sein kann: der Angst vor »Überfremdung«.

Seit Jahren heizt die AfD das Klima der Überfremdungsangst systematisch auf.

Ihren erklärten Ausdruck fand diese in einem 74-seitigen Manifest unter dem Titel »The Great Replacement«, in Anlehnung an die rassistische Verschwörungstheorie des sogenannten Großen Austausches. Einer Theorie, der auch Breivik anhing – und die Leute von der AfD aus dem Elbtal, die mit ähnlichen Transparenten regelmäßig Demonstrationen von Pegida in Dresden besuchen.

afd-anhänger Nun wäre es völlig unangemessen und falsch, diese AfD-Anhänger mit mordenden Rechtsterroristen gleichzusetzen. Das soll hier nicht passieren. Gleichwohl eint sie mit anderen Rechtsextremisten die Wahrnehmung einer permanenten Notwehrsituation gegenüber drohender Überfremdung durch Menschen, die nicht ihrem Bild von der überlegenen weißen arischen Rasse entsprechen.

Diese Angst ist gleichsam das wesentliche Motiv für die zahlreichen rassistisch motivierten Gewalttaten. Ob nun bei einem rechtsextremen Terroranschlag am anderen Ende der Welt oder hierzulande, wo die AfD das Klima der Überfremdungsangst seit Jahren systematisch aufheizt. Und wo einzelne rechte Gewalttäter auch dann von dem Glauben erfüllt sind, aus Notwehr zu handeln, wenn sich ihre Angst in Hass wandelt – und schließlich in Gewalt gegen Fremde.

Der Autor ist freier Journalist in Berlin.

Meinung

Embargo gegen Israel: Merz´ gefährliche Botschaft

Die Bundesregierung hat ein Exportverbot für Waffen an Israel verhängt und sendet damit fatale Signale: An Israel, an die Hamas und deren Unterstützer - und an die Juden in Deutschland

von Remko Leemhuis  22.08.2025

Meinung

Verbaute Perspektive

Minister Bezalel Smotrich hat Siedlungspläne genehmigt, die das Westjordanland teilen würden. Auch für Israelis ist das keine gute Nachricht

von Mascha Malburg  22.08.2025

Meinung

Israels Kräfte sind endlich

Der Rückzug aus Gaza 2005 führte zum Krieg gegen die Hamas. Rafael Seligmann fordert, den Konflikt endlich politisch zu lösen

von Rafael Seligmann  21.08.2025

Meinung

Für Juden in Frankreich ist das Spiel aus

Präsident Emmanuel Macrons antiisraelische Politik macht ihn zum Verbündeten der Islamisten und deren linken Mitläufern. Für Juden wird das Leben währenddessen immer unerträglicher

von Haïm Musicant  20.08.2025

Meinung

Diktatfrieden abgewendet?

Das Treffen zwischen Donald Trump, Wolodymyr Selenskyj und europäischen Spitzenpolitikern lief besser als erwartet. Doch es ist fraglich, wie lange die Erleichterung anhält

von Nils Kottmann  19.08.2025

Meinung

Rechtsextreme nicht gewähren lassen

Die AfD muss spüren: Wir sehen euch, wir widersprechen – und wir werden euch nicht gewähren lassen

von Tanya Yael Raab  15.08.2025

Einspruch

Wird Alaska das neue München?

Marieluise Beck warnt davor, dass die Verhandlungen zwischen Trump und Putin das Ende eines freien Europas einläuten könnten

von Marieluise Beck  13.08.2025

Debatte

Terrorist mit Presse-Weste

Anas al-Sharif war kein unschuldiger Journalist, sondern Terrorist der Hamas. Ein Kommentar von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  12.08.2025

Debatte

Missbrauch der Sarajevo-Haggada für Hetze gegen Israel

Ein Kommentar von Rabbiner Pinchas Goldschmidt

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  11.08.2025