Meinung

Diktatfrieden abgewendet?

Als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag mit europäischen Staaten-, EU- und Nato-Lenkern ins Weiße Haus aufbrach, schwebte große Angst über den Köpfen: Würde US-Präsident Donald Trump, der Selenskyj bei dessen letztem Besuch vor den Augen der Weltöffentlichkeit gedemütigt hatte, den ukrainischen Regierungschef dieses Mal zwingen, den Donbass an Russland abzutreten – oder aber ohne amerikanische Militärhilfe weiterzukämpfen?

Nach dem Alaska-Gipfel mit Russlands Diktator Wladimir Putin deutete einiges darauf hin. Trump, der noch zu Begrüßung einen B-2-Bomber über Putins Kopf donnern ließ, rückte am Ende von seiner Minimalforderung nach einem Waffenstillstand ab. Putin hingegen beharrte darauf, dass die Ukraine sich aus dem Donbass, ihrem wichtigsten Festungsring, zurückziehen solle. Nato-Generalsekretär Mark Rutte hatte Trump vorher noch gewarnt: Der Donbass wäre für Putin die Autobahn nach Kyjiw.

Doch die Ausfahrt in Richtung eines Diktatfriedens konnte umfahren werden. Stattdessen tat sich ein hoffnungsvollerer Weg auf: Zum ersten Mal zeigte sich US-Präsident Donald Trump bereit, der Ukraine Sicherheitsgarantien zu geben, die über Wirtschaftsverträge hinausgehen.
Das hat Selenskyj neben seinem kontrollierten Auftreten auch dem Großaufgebot seiner europäischen Unterstützer zu verdanken.

Neben Mark Rutte flogen Friedrich Merz, Emmanuel Macron, Giorgia Meloni, Ursula von der Leyen, Keir Starmer und Finnlands Präsident Alexander Stubb mit. Die Entourage war gespickt mit Politikern, die Donald Trump sympathisch findet – Stubb spielt gerne mit Trump Golf – und hat akribisch eine Strategie aus Komplimenten und Klartext erarbeitet, um den US-Präsidenten von der Notwendigkeit einer Waffenruhe zu überzeugen.

Es ist allerdings gut möglich, dass die Erleichterung nicht lang anhalten wird. Denn US-Präsident Trump ist nicht nur für seine Wankelmütigkeit bekannt, sondern verfolgt vor allem langfristige Geschäftsinteressen mit Russlands Diktator Wladimir Putin, dem er sich auch persönlich deutlich näher fühlt als dem ukrainischen Präsidenten.

kottmann@juedische-allgemeine.de

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