Kommentar

Frau von der Leyen, diese EU-Sanktion trifft die Falschen!

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) Foto: Michael Thaidigsmann

Die Europäische Kommission will Israel vorerst von der Teilnahme an einem EU-Förderprogramm für innovative Tech-Unternehmen und Start-ups ausschließen. Die Begründung: Israel verstoße im Gazakrieg gegen die Menschenrechte sowie das humanitäre Völkerrecht und »damit gegen einen wesentlichen Grundsatz der Zusammenarbeit zwischen der EU und Israel im Rahmen des Europa-Mittelmeer-Abkommens«.

Der Vorschlag muss zwar noch von den 27 Mitgliedsstaaten gebilligt werden. Doch das Zustandekommen einer qualifizierten Mehrheit von mindestens 15 Regierungen erscheint selbst dann wahrscheinlich, wenn Deutschland seine bisherige Position beibehalten und den Vorschlag der Kommission ablehnen sollte.

Insgesamt rund 200 Millionen Euro sind aus dem Programm »EIC Accelerator« bereits an kleinere israelische Firmen geflossen, zwei Drittel davon als Zuschüsse. Sie dienen der Förderung neuer Technologien. Doch damit soll nach dem Willen der von Ursula von der Leyen geführten größten EU-Institution jetzt Schluss sein.

Zumindest so lange, wie sich die Situation der Zivilbevölkerung in Gaza nicht nachhaltig verbessert. Für Brüssel ist daran einzig und allein Israel Schuld. Die Hamas wird von der EU zwar als Terrororganisation eingestuft und hält nach wie vor Dutzende israelische Geiseln gefangen. Auch einen Waffenstillstand hat sie jüngst erneut abgelehnt. Doch für die aktuelle Lage in Gaza macht in Brüssel kaum jemand die Hamas verantwortlich.

Lesen Sie auch

Dass nun ausgerechnet die Ausgrenzung innovativer israelischer Unternehmen von EU-Programmen dazu führen wird, die Lage der Palästinenser zu verbessern, glaubt wahrscheinlich selbst in der Kommission niemand. Nein, die Sanktion ist in Wahrheit eine Bestrafung der israelischen Regierung für die bedrückenden Nachrichten aus Gaza, die verständlicherweise viele in Europa umtreiben.

In Wahrheit werden aber die Falschen bestraft. Das sagt selbst die Kommission ziemlich unverblümt. Man habe nicht auf spezielle Sektoren oder Personengruppen gezielt, zum Beispiel auf den militärischen Bereich oder die Siedler im Westjordanland, sagte ein hochrangiger EU-Beamter in einem Pressebriefing am Dienstag. Die jetzt vorgeschlagene Maßnahme nannte er dennoch unter Verweis auf das Assoziierungsabkommen »verhältnismäßig«.

Den Gegnern Israels – und von denen gibt es in den europäischen Institutionen reichlich – geht das Ganze natürlich nicht weit genug. Sie werden weiter dafür trommeln, dass die EU Israel zu einer Art Aussätzigen unter den Nachbarstaaten erklärt. Und egal, wie lange der Krieg in Gaza noch andauern wird: Die Beziehungen zwischen Israel und Europa werden auf lange Zeit hinaus schwer gestört sein. Ob sie überhaupt reparabel sind, muss sich erst noch zeigen.

Der Autor ist EU-Korrespondent der Jüdischen Allgemeinen.

Essay

Gaza, Israel und der Hunger

Jerusalem ist im Begriff, die Hamas militärisch zu besiegen. Den Krieg der Informationen und der Bilder aber hat die palästinensische Terrororganisation schon längst gewonnen – auch durch das Versagen westlicher Journalisten und Politiker

von Philipp Peyman Engel  29.07.2025

Kommentar

Unerwünscht, unsicher: Wie sich Israelis heute in Europa fühlen

Die Angriffe und Übergriffe gegen israelische Touristen mehren sich in Europa. Es steht schlecht um den Kontinent, wenn sich Juden nicht ohne Gefahr in der Öffentlichkeit zeigen können

von Alon David  28.07.2025 Aktualisiert

Essay

Habe ich noch einen Platz in der SPD?

Der Schoa-Überlebende Reinhard Schramm ist Sozialdemokrat. Doch seit dem 7. Oktober 2023 hadert er immer öfter mit seiner Partei. Nachdem führende SPD-Politiker Sanktionen gegen Israel gefordert haben, denkt er sogar über einen Austritt nach

von Reinhard Schramm  27.07.2025

Kommentar

Macron und die Palästinafrage: Durchquerung der Wüste

Viele Franzosen hat Emmanuel Macron mit seinem Kurs enttäuscht. Ständig ändert der Präsident zu wichtigen Themen seine Meinung. Auch beim Thema Nahost geht er so vor, sagt Haim Musicant

von Haim Musicant  25.07.2025

Meinung

Rothenburgs jüdische Geschichte ist in Gefahr

In dem bayerischen Ort wurde die mittelalterliche Synagoge freigelegt – und soll nun wieder zugeschüttet werden. Ein skandalöser Umgang mit dem historisch bedeutenden Ort

von Johannes Heil  24.07.2025

Meinung

Israel wird einseitig an den Pranger gestellt

Die SPD fordert, Deutschland solle sich dem Appell von mehr als 20 Staaten an den jüdischen Staat anschließen. Doch das Schreiben erwähnt nicht einmal die Hamas und ist auch kein adäquates Mittel der Diplomatie, meint Renée Röske

von Renée Röske  23.07.2025

Meinung

Die Europäer müssen gegenüber dem Iran Härte zeigen

Das Teheraner Regime wird in den Atomverhandlungen wie immer auf Zeit spielen. Die europäischen Staaten dürfen sich nicht austricksen lassen - und sollten die ausgesetzten Sanktionen wieder aktivieren

von Michael Spaney  22.07.2025

Meinung

Macklemores Kunstfreiheit: Den Preis zahlen die Juden

Wenig überraschend ließ der US-Rapper auch beim Deichbrand-Festival seinem Hass auf Israel freien Lauf. Die passende Rechtfertigung lieferte Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank

von Ralf Fischer  22.07.2025

Meinung

Aktivisten-Kitsch statt Kunst

Der jährliche Rundgang an der Universität der Künste geriet zur palästinabewegten Posse

von Klemens Elias Braun  22.07.2025