Meinung

Die Zwei-Staaten-Lösung ist eine gute Idee, aber ...

Foto: IMAGO/Christian Ohde

Seit Jahrzehnten fordert die internationale Gemeinschaft eine Zwei-Staaten-Lösung, zuletzt wieder UN-Generalsekretär António Guterres und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Die meisten zeigen dann mit dem Finger auf Israel, werfen ihm vor, die Zwei-Staaten-Lösung zu sabotieren.

Das Problem ist: Der jüdische Staat hat in den letzten drei Jahrzehnten mehrfach Vorschlägen für die Schaffung eines palästinensischen Staates zugestimmt, zuletzt Ministerpräsident Ehud Olmert 2008. Doch jedes Mal, wenn ein ausgehandeltes Angebot auf dem Tisch lag, lehnten die Palästinenser es ab, und zwar komplett. Die Frage muss erlaubt sein: Warum ist das so?

Zunächst einmal haben die Palästinenser im Lauf der Zeit festgestellt, dass sie durch internationale Hilfe viel mehr Geld bekommen als durch den Aufbau eines funktionierenden, eigenen Staatswesens. Denn die Gründung eines eigenen Staates würde die laufenden Transfers, von denen die PLO- und Hamas-Führer ihrem Volk einiges stehlen, langfristig in Frage stellen. Welcher Staat in der Welt wird schon dauerhaft von Drittstaaten und internationalen Organisationen alimentiert und am Leben gehalten?

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Mit einem Palästinenserstaat wäre die UNRWA, das Hilfswerk der Vereinten Nationen für die Palästinenser mit seinen Zehntausenden Mitarbeitern, überflüssig. Doch die UNRWA ist bekanntlich leider nicht dazu da, den Palästinensern zu helfen, endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Sie existiert, um das Problem zu perpetuieren – insbesondere durch die (weltweit einzigartige) Möglichkeit, dass der Flüchtlingsstatus vererbt wird.

Nein, die UNRWA muss aufgelöst und in den UNHCR überführt werden, jener Einrichtung, die sich weltweit (außerhalb Palästinas) um geflüchtete Menschen kümmert.

Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Viele Palästinenser wollen gar keine Zweistaatenlösung, sondern verlangen einen Palästinenserstaat »vom Fluss bis zum Meer«. De facto erkennen sie damit Israel das Existenzrecht ab. Dass das in den Palästinensergebieten und vor allem im Gazastreifen keine Minderheitsmeinung ist, zeigt die Umfrage des Arab World for Research & Development vom 14. November 2023.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Wie kann unter diesen schwierigen Umständen dennoch eine Zweistaatenlösung erreicht werden? Nachfolgend ein Denkanstoß, der vielleicht einen gangbaren Weg aufzeigt.

Erstens muss die internationale Gemeinschaft Einigkeit zeigen, dass der demnächst anstehende Wiederaufbau des Gazastreifens der letzte sein wird, bei dem die Palästinenser internationale Finanzspritzen erhalten. Er muss also an klare Bedingungen geknüpft werden.

Zweitens müssen die Palästinenser einen tragfähigen Plan vorlegen für einen Staat, der langfristig auch Einnahmen generieren kann, beispielsweise aus Exporten oder Tourismus, und nicht mehr am Tropf der Weltgemeinschaft hängt. Dazu gehören auch Pläne für die Erzeugung von eigenem Strom und sauberem Wasser.

Drittens müssen sie verbindlich das Existenzrecht Israels in den anerkannten Grenzen akzeptieren und anerkennen. Nach 75 Jahren ist das eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Und schließlich müssen die Palästinenser sich verbindlich verpflichten, die Konsequenzen ihres zukünftigen Handelns akzeptieren. Wenn sie erneut unprovoziert Israel angreifen und Israel sich im Gegenzug verteidigt, ist das künftig ihr Problem und nicht das der internationalen Gemeinschaft.

Auch wenn es schmerzt: Eine solche Einsicht, ein solches Commitment ist momentan leider nicht realistisch. Denn nicht nur die Palästinenser, auch der Großteil der internationalen Gemeinschaft will das so nicht akzeptieren. Es ist nämlich viel einfacher, stets Israel die Schuld zu geben.

Ja, die Zwei-Staaten-Lösung ist eine gute Idee. Aber ihre Umsetzung erfordert vor allem eines: echtes Engagement.

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Schweiz als Ausweichort: Ein Lehrstück über den Umgang mit kontroversen Positionen

Linke Intellektuelle verbreiteten auf einer Tagung anti-israelische Verschwörungstheorien. Die Veranstaltung zeigt, warum wir den offenen, präzisen Diskurs gegen jene verteidigen müssen, die Wissenschaftlichkeit als Tarnkappe missbrauchen

von Zsolt Balkanyi-Guery  12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Meinung

Zurück ins Mittelalter?

Die israelische Regierung will die Todesstrafe wieder einführen. Das ist geschichtsvergessen und verblendet

von Sophie Albers Ben Chamo  04.12.2025