Meinung

Die Teflon-Präsidentin

Ralf Balke Foto: Marco Limberg

»Lost im Uni-Dschungel?« – Mit diesen Worten wirbt derzeit die Technische Universität Berlin (TU) auf ihrer Webseite für eine »Woche der Studienorientierung«. Irgendwie ist das nicht ohne Ironie. Denn »lost« wirkt im Moment vor allem eine, und das ist Geraldine Rauch, die Präsidentin der Hochschule.

Und von Orientierungslosigkeit kann man ebenfalls sprechen – schließlich scheint ihr moralischer Kompass ebenso marode zu sein wie das eine oder andere Gebäude der TU. Davon zeugen nicht nur die antisemitischen Posts, denen sie ein »Like« verpasste, sondern ebenfalls ihr Umgang mit den Forderungen nach einem Rücktritt.

»Ich trete nicht zurück« lautete Rauchs fast schon trotzig zu nennende Reaktion auf die vehemente Kritik, die aus Politik und der Hochschule selbst kam. Auch die Tatsache, dass sich der Senat der TU mit einer denkbar knappen Mehrheit von 13:12 Stimmen in einem Meinungsbild gegen Rauch stellte, sollte sie nicht weiter irritieren.

Für eine Abwahl durch den Hochschulsenat ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig und die kommt nicht so schnell zustande. Also weitermachen wie bisher.

Griff in die Trickkiste

»An meinen Fehlern werde ich arbeiten«, so Rauchs Versprechen. Dafür griff die TU-Präsidentin nun in die Trickkiste und beantragte ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst. Sie weiß ganz genau, wie langsam die Mühlen der akademischen Verwaltung mahlen.

Es dürfte Monate dauern, bis ein solches Disziplinarverfahren abgeschlossen ist. Offensichtlich setzt Rauch darauf, dass bis dahin viel Gras über die Sache gewachsen ist und die Affäre niemanden mehr so richtig interessiert.

Das Ganze hat aber eine weitere Ebene. Gerne gibt sich die TU-Präsidentin progressiv und positioniert sich öffentlich gegen all das, was sie unter »Neuen Rechten« versteht - so wie im Fall des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit. Dann schreckt sie nicht davor zurück, Mitarbeiter der eigenen Hochschule zu outen, die dort mitmachen würden.

Das kann Karrieren beeinträchtigen und verweist auf eine wenig neutrale Position in gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen, die für Rauch als TU-Präsidentin eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Kaum Sanktionen

Nun kann man von dem Netzwerk Wissenschaft halten, was man will: Eine Gefahr für die Demokratie geht von diesem gewiss nicht aus. Und Uni-Gebäude werden von den Angehörigen dieses akademischen Zirkels weder vandalisiert, noch bedrohen sie andere an Leib und Leben.

Anders dagegen diejenigen, die im Namen einer angeblichen Palästina-Solidarität unterwegs sind, und die Universität zu einer No-Go-Area für jüdische Studierende gemacht haben.

Aber selbst antisemitische Gewalttäter möchte Rauch nicht exmatrikulieren, so etwas bezeichnet die TU-Präsidentin dann als »Paralleljustiz«. Auf diese Weise werden sie von ihr in Schutz genommen, können weiter agieren, weil es kaum Sanktionen gibt.

Auch hier zeigt sich, wie »lost« Geraldine Rauch ist. Ihr Rücktritt ist daher ein Gebot der Stunde, nicht nur weil sie dem Wissenschaftsstandort Berlin durch ihr Verhalten Schaden zufügt, sondern ebenfalls der Sicherheit von jüdischen Studierenden.

Meinung

Lasst uns nicht allein!

Nach dem Canceln von Lahav Shani durch das Flandern-Festival in Genf befürchtet Maria Ossowski, dass Juden Europa jetzt verlassen wollen

von Maria Ossowski  11.09.2025

Meinung

Gent: Boykottiert die Boykotteure!

Dass die Münchner Philharmoniker in Gent nicht auftreten dürfen, weil sie mit Lahav Shani einen israelischen Dirigenten haben, ist eine Schande - und erfordert eine deutliche Antwort deutscher Kulturschaffender

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Meinung

Wenn Wutausbrüche Diplomatie ersetzen

So verständlich der Frust ist, tut sich Israels Regierung mit ihrer aggressiven Kritik an westlichen Regierungen und ihren Einreiseverboten für europäische Politiker keinen Gefallen

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Meinung

Bitte mehr Sorgfalt, liebe Kollegen!

Weltweit haben Medien die Geschichte verbreitet: In Gaza sei ein hilfesuchendes Kind von Israelis erschossen worden. Es stimmt nur nicht, wie sich nun herausstellt. Von professionellen Journalisten darf man eigentlich mehr erwarten

von Susanne Stephan  08.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert

Meinung

Einseitig, fehlerhaft, selbstgerecht

Die »International Association of Genocide Scholars« bezichtigt Israel des Völkermords. Die Hamas spricht sie von jeder Verantwortung für die Lage in Gaza frei. Eine Erwiderung

von Menachem Z. Rosensaft  05.09.2025

Meinung

Vuelta-Radrennen: Israelhasser ohne Sportsgeist

Bei der spanischen Radtour ist der israelische Rennstall Ziel von Störaktionen. Nun forderte der Rennleiter das Team auf, nicht mehr anzutreten. Wenigen Fanatiker gelingt es, Israel vom Sport auszuschließen - wie so oft in der Geschichte

von Martin Krauss  04.09.2025

Kommentar

Gaza: Das falsche Spiel der Vereinten Nationen

Die UN ist kein neutraler Akteur im Gazakrieg. Ihre Vertreter scheuen sich nicht, irreführende Zahlen in Umlauf zu bringen und die Hamas als legitime politische Kraft zu präsentieren

von Jacques Abramowicz  03.09.2025

Meinung

Marlene Engelhorn, die Gaza-Flottille und deutsche Schuldabwehr

Die Familie der BASF-Erbin hat an der Ermordung von Juden mitverdient. Nun diffamiert sie den jüdischen Staat, um sich selbst im Gespräch zu halten

von Antonia Sternberger  03.09.2025