Meinung

Die Hoffnung nicht verlieren

Ayala Goldmann Foto: Ayala Goldmann

Meinung

Die Hoffnung nicht verlieren

Unsere Redakteurin sorgt sich wegen der Justizreform um Israels Zukunft – und will gerade deshalb den Kontakt nicht abreißen lassen

von Ayala Goldmann  07.03.2023 12:01 Uhr

»Ein freies Volk zu sein in unserem Lande« – die Worte aus der Hatikwa, der israelischen Nationalhymne, bekommen eine neue Bedeutung. Woche um Woche verfolgen wir die Demonstrationen in Israels Städten gegen die Justizreform.

Auf dem Bildschirm sehen wir, dass die Versammlungsfreiheit nicht eingeschränkt wird – doch meine Cousine aus Herzliyya hat erlebt, dass die Polizei zuletzt unverhältnismäßig vorgegangen ist. Im Internet lesen wir israelische Zeitungen, sie berichten kritisch und angriffslustig. Aber meine Familie in Tel Aviv fürchtet um die Redefreiheit.

MILITÄRDIENST Meine Verwandten sind übrigens keine Aktivisten. Sie gehören keiner Partei an und halten nichts von BDS. Sie arbeiten, zahlen Steuern, haben jahrelang in der Armee gedient und Kinder erzogen, die selbst Militärdienst leisten.

Meine Cousins und Cousinen lieben das Land, das ihre Eltern – Einwanderer aus Deutschland – vor der Vernichtung gerettet hat. Sie möchten es gegen kein anderes tauschen, auch wenn einige von ihnen deutsche Pässe besitzen. Jetzt fragen sie am Telefon: »Ist das noch unser Staat?«

Ihre Angst um die Zukunft steckt an. Denn das Land, mit dem wir solidarisch sind, kennen wir als einzige Demokratie des Nahen Ostens. Was würde es für uns Jüdinnen und Juden in der Diaspora bedeuten, wenn Israel nicht mehr demokratisch wäre? Wo wäre unser »sicherer Hafen«, der Ort unserer Zuflucht in Zeiten der Not?

HILFE Oder haben sich die Verhältnisse umgekehrt? Sind wir jetzt diejenigen, die Israel helfen müssen? Und was können wir überhaupt tun, so viele Tausend Kilometer entfernt?

Gerade fragte mein Sohn: »Machen wir dieses Jahr Urlaub in Israel?« Ich gebe zu, am liebsten hätte ich »Nein« gesagt und auch seinen Wunsch, Iwrit zu lernen, ignoriert.

Stattdessen habe ich einen Lehrer und einen Flug gebucht. Solidarität zeigt sich nicht nur in guten Zeiten. Oder wie es in der Hatikwa heißt: »Noch ist unsere Hoffnung nicht verloren!«

goldmann@juedische-allgemeine.de

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Charlotte Knobloch

Pessimismus können wir uns nicht leisten

Nach dem Terror in Sydney fragen sich auch Juden hierzulande erneut: Wohin? Deutschland hat bewiesen, dass es jüdischen Menschen eine Heimat sein kann und will, meint die Münchner Gemeindechefin

von Charlotte Knobloch  15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Schweiz als Ausweichort: Ein Lehrstück über den Umgang mit kontroversen Positionen

Linke Intellektuelle verbreiteten auf einer Tagung anti-israelische Verschwörungstheorien. Die Veranstaltung zeigt, warum wir den offenen, präzisen Diskurs gegen jene verteidigen müssen, die Wissenschaftlichkeit als Tarnkappe missbrauchen

von Zsolt Balkanyi-Guery  12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025