Meinung

Die documenta und die Gewalt

Ralf Balke Foto: Marco Limberg

Kennen Sie die Japanische Rote Armee? Wenn nicht, will »Subversive Film« da Abhilfe schaffen und die »antiimperialistischen Solidaritätsbeziehungen« zwischen Japan und Palästina thematisieren. Das Material dazu hatte das gleichnamige Künstlerkollektiv von dem »Agit-Prop-Experimentalfilmer« und Ex-Mitglied der Japanischen Roten Armee, Masao Adachi, erhalten; zu sehen war das Ganze erneut auf der documenta in Kassel.

Nicht vergessen sind diese »antiimperialistischen Solidaritätsbeziehungen« in Israel. Dort wurden sie in die Tat umgesetzt, als ein Kommando der Japanischen Roten Armee 1972 am Flughafen von Tel Aviv 26 Menschen ermordete. Und auch Masao Adachi ist nicht irgendein Filmemacher. Über 20 Jahre hinweg bewegte er sich im Libanon im Umfeld der Terrororganisation PFLP.

blutbad Aber aus einem weiteren Grund ist dieses Blutbad von Bedeutung. Es markiert den Übergang hin zum suizidalen Terror. Denn einer der Japaner hatte sich am Airport selbst in die Luft gesprengt. Diesem Beispiel sollten die Palästinenser bald folgen, indem sie sich erst auf Himmelfahrtskommandos begaben, dann den Sprengstoffgürtel umlegten.

Es zeigt sich, dass Interims-Geschäftsführer Alexander Farenholtz der documenta mit seiner Ankündigung, verbliebene Kunstwerke nicht prüfen lassen zu wollen, einen echten Bärendienst erwiesen hat.

Von all dem erfährt man auf der documenta rein gar nichts – ganz im Gegenteil. »In Kassel entfalten sich diese Beziehungen zwischen Tokio, Palästina und der Welt in einem nomadischen Filmprogramm«, heißt es im Programmtext. »Subversive Film« reaktiviere »mit Bedacht heutige Solidaritäts-Konstellationen« und reflektiere »die Utopie einer weltweiten Befreiungsbewegung«.

Übersetzt bedeutet dies: Die mörderischen Aktionen der Genossen Judenhasser waren irgendwie harmloser Widerstand – das jedenfalls suggeriert der verquaste Jargon. Zugleich zeigt sich, dass Interims-Geschäftsführer Alexander Farenholtz der documenta mit seiner Ankündigung, verbliebene Kunstwerke nicht prüfen lassen zu wollen, einen echten Bärendienst erwiesen hat.

Der Autor ist freier Journalist und Historiker. Er lebt in Berlin.

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