Doron Kiesel

Der wissenschaftliche Diskurs und seine Gegner

Doron Kiesel Foto: Marco Limberg

Wenn wissenschaftliche Diskurse und Kontroversen Ziel massiver Attacken werden, dann sollten bei uns die Warnleuchten angehen. So wurde jüngst die Direktorin des »Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam« an der Goethe-Universität, Susanne Schröter, von Initiatoren einer Internetkampagne von Studierenden verunglimpft, weil sie es »wagt«, ein Seminar mit der Fragestellung »Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?« anzubieten. In dem plural zusammengesetzten Pool von Referenten und Referentinnen sollen unterschiedliche Perspektiven auf das islamische Kopftuch thematisiert und problematisiert werden.

Eine anonyme Gruppe von Studierenden fordert nunmehr in den sozialen Netzwerken die Entlassung der Professorin. Die Studierenden unterstellen Schröter und ihrem Institut »anti-muslimische Ressentiments«. Die Studierenden haben sich auf Instagram in der Gruppe »Uni gegen AMR – Kein Platz für Anti-Muslimischen Rassismus« mit dem Slogan »schroeter_raus« formiert.

demokratie Dabei ist eine kritische Auseinandersetzung mit politischen Positionen, die religiös begründet werden, nicht nur wünschenswert, sondern es ist gleichsam Aufgabe des wissenschaftlichen Diskurses in einer liberalen Demokratie.

Die Professorin betrachtet die Rufmordkampagne als Versuch der Einschüchterung, aber auch als Angriff auf die Meinungsfreiheit.

Die Professorin betrachtet die Rufmordkampagne als Versuch der Einschüchterung, aber auch als Angriff auf die Meinungsfreiheit. Mit dem Vorwurf des »anti-muslimischen Rassismus« werde letztlich jegliche Kritik am Islam delegitimiert, sagte sie. »Es gilt schon als islamfeindlich, überhaupt bestimmte Themen anzusprechen.«

Jeder Versuch von Gruppen, welcher politischen oder religiösen Couleur auch immer, den notwendigen kritischen Blick auf die Missachtung von Menschenrechten zu verhindern, wird seitens der jüdischen Gemeinschaft auf heftigen Widerstand stoßen. Auch wenn der historische Kontext nicht vergleichbar ist, so erinnern Parolen wie »…. raus!« an die dunkelste Epoche der deutschen Geschichte. Wir würdigen die persönliche Integrität von Susanne Schröter und unterstützen ihre wissenschaftliche Arbeit uneingeschränkt.

Der Autor ist wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland.

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Meinung

Die Schönwetterfreunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Meinung

Jason Stanley und der eigentliche Skandal

Ohne mit allen Beteiligten gesprochen zu haben und ohne zu wissen, was wirklich passiert ist, schrieb die deutsche Presse das Ende des jüdisch-liberalen Diskurses herbei. Dabei offenbart sich, wie leichtfüßig Stereotype gefüttert werden

von Daniel Neumann  14.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025