Meinung

Das peinliche Schweigen der Linkspartei zu Trumps Gazadeal

In den vergangenen Monaten inszenierte sich die Linkspartei als moralische Instanz in der Nahost-Frage. Man organisierte die Großdemonstration »Zusammen für Gaza«, forderte Waffenstopps, prangerte Kriegsverbrechen an. Beim Waffenstillstand im Januar hatte man noch am selben Abend eine Erklärung parat. Als Trump Ende September seinen Friedensplan vorlegte, verriss ihn Co-Vorsitzender Jan van Aken in der Frankfurter Rundschau als »Allmachtsfantasie« und »koloniales Gebilde«.

Und jetzt? Genau dieser Plan wird Realität – und plötzlich verstummt die Linke. Van Aken schweigt. Erst am nächsten Vormittag ein X-Post von Co-Vorsitzender Ines Schwerdtner. Liegt es daran, dass der Vermittler Trump heißt? Passt es nicht ins Narrativ? Offenbar hat die Partei keine eigene Antwort darauf, wie Frieden in Nahost aussehen könnte.

Während in Tel Aviv Menschen jubeln und Geiseln zu ihren Familien zurückkehren sollen, verliert die deutsche Linke ihre Sprache.

Stattdessen drei dürre Zeilen: »Es ist eine gute Nachricht, dass sich Israel und die Hamas darauf verständigt haben, die Geiseln freizulassen und sich das israelische Militär zurückzieht. Entscheidend ist, dass es nun dauerhaften Frieden, Wiederaufbau und internationalen Druck für das Völkerrecht gibt.« Druck auf wen? Natürlich auf Israel. Keine Forderung an die Hamas, sich zu entwaffnen. Die asymmetrische Moral der Linken:

Der demokratische Staat bekommt die Standpauke, die Terrororganisation gnädiges Schweigen.

Während in Tel Aviv Menschen jubeln und Geiseln zu ihren Familien zurückkehren sollen, verliert die deutsche Linke ihre Sprache. Der Verdacht drängt sich auf: Die Partei braucht den Konflikt mehr als den Frieden. Im Krieg kann man vermeintlich einfach Haltung zeigen. Im Frieden müsste man differenzieren.

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Zwei Tage nach dem zweiten Jahrestag des Hamas-Terrors vom 7. Oktober wird ein Friedensabkommen verkündet. Während dieses symbolträchtigen Moments würdigt die Linke weder die Opfer von damals, noch die Hoffnung von heute. Es bleibt die Frage, wem die Linke weniger traut: einem Trump‹schen Frieden oder ihren eigenen Vorstellungen davon, wie ein Frieden in Nahost aussehen soll.

Die Autorin ist freie Journalistin in Leipzig.

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