Joshua Schultheis

BDS macht Judenhass populär

Joshua Schultheis Foto: Charlotte Bolwin

Joshua Schultheis

BDS macht Judenhass populär

Die Pop-Musik-Szene sollte sich nicht zum Erfüllungsgehilfen einer antisemitischen Kampagne machen

von Joshua Schultheis  15.09.2022 09:16 Uhr

Ihre größten Coups erzielt die israelfeindliche BDS-Bewegung in der Welt der populären Musik. So kann sie etwa Stars wie Brian Eno oder Pink-Floyd-Gitarrist Roger Waters zu ihren prominentesten Unterstützern zählen, und immer wieder sagen selbst Musikgrößen wie Stevie Wonder oder Carlos Santana ihre Konzerte in Israel wieder ab, weil sie von BDS unter Druck gesetzt wurden.

Dabei arbeitet die Bewegung, die 2019 vom Deutschen Bundestag als antisemitisch verurteilt wurde, mit einer perfiden Methode. Künstler, die in Israel auftreten wollen oder mit israelischen Mitteln gefördert werden, stellt man öffentlichkeitswirksam vor eine falsche Alternative: Wollen sie aufseiten der vermeintlich Unterdrückten, also der Palästinenser, stehen oder gemeinsame Sache mit den angeblichen Unterdrückern, also den Israelis, machen?

nahostkonflikt Diese plumpe und verfälschende Sichtweise, die Israel die alleinige Schuld am Nahostkonflikt gibt und damit den einzigen jüdischen Staat dämonisiert, verfängt in der Pop-Musik-Szene, wo die Parteinahme für Underdogs selbstverständlich ist, leider allzu oft. Erst vor Kurzem schlossen sich einige Künstler einem Boykott-Aufruf gegen das Berliner Festival »Pop-Kultur« an und sagten ihre dort geplanten Auftritte wieder ab. Der Grund: Die israelische Botschaft bezuschusste eine israelische Band, die auf dem Festival aufgetreten war. Eigentlich ein gewöhnlicher Vorgang, andere Botschaften machen das genauso.

Im Fall von »Pop-Kultur« ging der Plan nur bedingt auf: Das Festival fand trotzdem statt, die Veranstalter ließen sich von BDS nicht einschüchtern.

Doch Israel sei nun mal ein »kolonialer Ethno-Staat«, der die Palästinenser »in einem Freiluft-Gefängnis« halte, wie die amerikanische Band »Trustfall« ihre Absage in einem Statement begründete. Israel wird hier delegitimiert und sein Existenzrecht damit infrage gestellt. Das ist ganz im Sinne der BDS-Bewegung, deren Ziel es ist, über die Pop-Musik ihre antisemitischen Argumentationsmuster populär zu machen.

Im Fall von »Pop-Kultur« ging dieser Plan jedoch nur bedingt auf: Das Festival fand trotzdem statt, die Veranstalter ließen sich von BDS nicht einschüchtern. Hoffentlich macht dieses Beispiel Schule. Die Pop-Musik-Szene sollte sich nicht zum Erfüllungsgehilfen einer antisemitischen Kampagne machen.

schultheis@juedische-allgemeine.de

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  08.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  07.11.2025 Aktualisiert

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025