Einspruch

Warum Adidas die Yeezys von Kanye West verramschen sollte

Marcel Reif Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto

Einspruch

Warum Adidas die Yeezys von Kanye West verramschen sollte

Marcel Reif hat eine Empfehlung zur Diskussion um Adidas, den Kanye-West-Skandal und die teuren Schuhe

von Marcel Reif  18.05.2023 08:58 Uhr

Angesichts der antisemitischen Entgleisungen des Rap-Stars Kanye West alias »Ye« in den vergangenen Monaten und Jahren war es das einzig Richtige, dass Adidas im Oktober 2022 die geschäftliche Zusammenarbeit mit ihm beendet hat. Der finanzielle Schaden für Adidas ist beträchtlich.

Der Verkauf von Millionen Yeezy-Schuhen im Wert von mehr als einer Milliarde Euro liegt derzeit auf Eis, und es ist unklar, was mit ihnen geschehen wird. Selbst schuld – jeder ist für seinen Umgang selbst verantwortlich. Jetzt geht es darum, dass alle Beteiligten möglicherweise aus der ganzen Geschichte lernen. Was Kanye West und seine Lernfähigkeit betrifft, habe ich allerdings meine Zweifel.

Verschwörungstheorien Es ist verständlich, dass einige Menschen die Yeezy-Schuhe am liebsten schreddern würden. Immerhin stehen sie für einen Mann, der antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet und angibt, Hitler zu lieben. Doch aus umwelt­politischen Gründen ist das Schreddern keine sinnvolle Option. Auch der Vorschlag, die Schuhe an Schoa-Überlebende zu spenden, ist Unfug, unsachlich und albern und wird weder der Sache noch den betroffenen Menschen gerecht.

Adidas-Chef Björn Gulden hat nun vorgeschlagen, die Schuhe schrittweise zu verkaufen und einen Teil der Erlöse an Organisationen zu spenden, die von Kanye Wests Äußerungen betroffen sind. Aus meiner Sicht eine sehr sinnvolle Idee, die ich aber noch justieren würde. Denn die Modelle dieser Schuhlinie kosten mehrere Hundert Euro, nur weil der Rapper seinen Namen dranhängt. Das ist obszön und völlig überzogen und setzt für die junge Kundschaft völlig falsche Maßstäbe.

Ich bin dafür, die »gestrandeten« Yeezys zum Selbstkostenpreis zu »verramschen«. Auch wenn der schlimme Finger damit noch einen Teil des Geldes kassiert. Da rechtlich offenbar nichts anderes möglich ist, muss das halt als unangenehmer Nebeneffekt hingenommen werden – solange der Hype um den Schuh und diese unsägliche Person dann endgültig beendet ist.

Der Autor ist Sportjournalist.

Meinung

Die Flucht der arabischen Juden

Einst lebten viele Juden in der muslimischen Welt. Es ist wichtig, an ihre persönlichen Geschichten von Exil und Mut zu erinnern

von Tair Haim  27.11.2025

Meinung

Die polnische Krankheit

Der Streit um einen Tweet der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt, dass Polen noch immer unfähig ist, sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen

von Jan Grabowski  26.11.2025

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zu Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025