Gila Baumöhl

Srebrenica: Das Leid wird immer bleiben

Gila Baumöhl Foto: pr

Gila Baumöhl

Srebrenica: Das Leid wird immer bleiben

Der Genozid ist eine der entsetzlichsten Gräueltaten in Europa seit der Schoa

von Gila Baumöhl  09.07.2020 10:18 Uhr

Als der Bus mit den Frauen Srebrenica verließ, rief ein bosnisch-serbischer Soldat: »Schaut euch eure Ehemänner und Söhne an! Es wird das letzte Mal sein, dass ihr sie seht.« So schildert es Ramiza Gurdic, die ihren Ehemann und ihre beiden Söhne verlor. 25 Jahre sind seit dem Genozid von Srebrenica vergangen.

Im Juli 1995 wurden innerhalb von zehn Tagen mehr als 8000 Jungen und Männer erschossen, weil sie bosnische Muslime waren. Viele der Opfer sind bis zum heutigen Tag nicht identifiziert. Ihre Leichname wurden in Massengräbern verscharrt.

Diskriminierung Doch der Schmerz und das Leid lassen sich nicht begraben. Wir dürfen die schrecklichen Geschehnisse nicht vergessen. Als Jüdinnen und Juden blicken wir auf eine über 4000-jährige Geschichte zurück, die geprägt ist von Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung.

Sie fand ihren schrecklichen Höhepunkt in der Schoa. Wir tragen diese Geschichte und die Erinnerung an die Opfer, an unsere Angehörigen, in uns. Sie ist Teil unserer DNA. Daher wissen wir, was es bedeutet, wenn Menschen, wie in Srebrenica, aufgrund ihrer Religion und ihrer ethnischen Zugehörigkeit systematisch ermordet werden.

Der Jüdische Weltkongress wurde 1936 unter dem Eindruck der NS-Politik Hitlers gegründet. Sein Jewish Diplomatic Corps vereint jüdische Professionals weltweit. Als »diplomatischer Arm des jüdischen Volkes« sehen wir es als unseren Auftrag, auf die Greuel der Vergangenheit aufmerksam zu machen.

Genozide Damit wollen wir die Erinnerung an die Opfer wachhalten und künftige Genozide verhindern. Wir stehen ein für Menschenrechte, Religionsfreiheit und die Rechte von Minderheiten.

Der Genozid von Srebrenica ist eine der entsetzlichsten Greueltaten in Europa seit der Schoa. Er ist Mahnung und Aufruf zugleich. Als Mitglieder der Gesellschaft müssen wir alle zusammenstehen, um jede Form von Rassismus, Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu bekämpfen. Zum 25. Jahrestag dieses Genozids gedenken wir der Opfer. Sie sind nicht vergessen.

Gila Baumöhl ist Mitglied des World Jewish Congress Jewish Diplomatic Corps und leitet dort die Interest Group on Holocaust Legacy.

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer wie der Imam den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025

Meinung

Die Abkehr des Kanzlers von der Staatsräson: Kein Grund zur Trauer

Der von Altkanzlerin Angela Merkel geprägte Begriff war schon immer vage. Es ist auch wesentlich leichter, wohlklingende Erklärungen abzugeben, als danach zu handeln. Friedrich Merz sollte endlich Taten folgen lassen

von Daniel Neumann  22.10.2025