Schweiz

Zwischenspiel am Zauberberg

Shootingstar der Klassikszene: Lahav Shani Foto: Marco Borggreve

Im Winter kommen die Alpinisten, im Sommer die Musikbesessenen: Zweimal im Jahr platzt die sonst beschauliche 3200-Seelen-Gemeinde Verbier in den Westschweizer Alpen aus allen Nähten. Nur eine Serpentinenstraße führt in den idyllischen Ort, dessen Hotels und Chalets zu diesen Zeiten gleichermaßen ausgebucht sind; in größere Höhen gelangt man ausschließlich mit Sessellift und Luftseilbahn.

Werden in der Wintersaison jährlich mehrere Zehntausend Sportenthusiasten von der Region um den Mont Fort angezogen, treffen sich dort zwischen Mitte Juli und Anfang August nicht nur Hunderte Musiker jedes Alters, sondern auch mehr als 45.000 Musikbegeisterte aus aller Welt beim Verbier-Festival.

LEGENDEN 1994 von dem Schweden Martin T:son Engstroem und dem Israeli Avi Shoshani begründet, verwandeln die Festspiele Verbier Jahr um Jahr für zweieinhalb Wochen in eine Art Mann’schen Zauberberg, der in der Vergangenheit sowohl musikalische Legenden wie Menahem Pressler, Martha Argerich, Grigori Sokolow, András Schiff, Mischa Maisky, James Levine und Ivan Fischer als auch Weltrangkünstler der jüngeren Generation, unter ihnen Daniil Trifonov und Khatia Buniatishvili, angezogen hat.

Wie nicht zuletzt in der Festivalausgabe von 2015, als Zubin Mehta eine denkwürdige Interpretation von Gustav Mahlers Auferstehungssymphonie darbot, besonders bemerkbar wurde, gehört in Verbier seit jeher auch eine eingeschworene Anhängerschaft aus Israel zum Publikum.

NACHFOLGE In diesem Jahr wird das Verbier-Festival zwischen dem 18. Juli und dem 3. August zum nunmehr 26. Mal vor malerischer Alpenkulisse stattfinden. Zu den eingeladenen Künstlern wird auch der junge israelische Generalmusikdirektor des Rotterdam Philharmonic Orchestra sowie Erste Gastdirigent der Wiener Symphoniker, Lahav Shani, gehören. Der 30-jährige Shootingstar der internationalen Klassikszene, der in Berlin zuletzt in Philharmonie und Staatsoper von sich reden machte, wird zur Spielzeit 2020/21 die Nachfolge von Zubin Mehta als Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra antreten.

In Verbier soll der auch als Pianist brillierende Shani nun insgesamt in drei Konzerten zu sehen und hören sein: Nach einem Mozart und Richard Strauss umfassenden Kammerkonzert wird er zweimal vor das Dirigentenpult treten und gemeinsam mit den Festspiel-Klangkörpern und dem Violinisten Vadim Repin sowie dem Pianisten Denis Matsuev ein Programm darbieten, das von Carl Maria von Weber über Felix Mendelssohn-Bartholdy zu einem »russischen Abend« mit Prokofjew, Rachmaninow und Strawinsky führen wird.

Neben Shani wird in Verbier auch – als jüngster Solopianist im Programm – Yoav Levanon auftreten. Der 14-jährige Israeli gilt als Ausnahmetalent am Konzertflügel und begeistert Publikum und Kritiker gleichermaßen. Wer die Konzerte in den Schweizer Alpen missen wird, kann Shani und Levanon auch noch Ende September erleben: Dann werden sie die Premiere des georgischen Verbier-Ablegers, das Tsinandali-Festival, beehren.

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024

Kunst

Akademie-Präsidentin gegen Antisemitismus-Klausel

»Wir haben ein gutes Grundgesetz, wir müssen uns nur daran halten«, sagt Jeanine Meerapfel

 19.04.2024

Jehuda Amichai

Poetische Stimme Israels

Vor 100 Jahren wurde der Dichter in Würzburg geboren

von Daniel Staffen-Quandt  19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Streaming

»Bros«: Zwei Trottel, eine Bar

Die erste rein hebräischsprachige und israelische Original-Produktion für Netflix ist angelaufen

von Ayala Goldmann  18.04.2024

Interview

»Deutschland ist eine neurotische Nation«

Bassam Tibi über verfehlte Migrationspolitik, Kritik an den Moscheeverbänden und Ansätze für islamische Aufklärung

von Christoph Schmidt  18.04.2024

Verschwörungstheorien

Nach viel kritisiertem Israel-Hass-Video: Jetzt spricht Dieter Hallervorden

Der Schauspieler weist die Kritik an seiner Veröffentlichung zurück

 18.04.2024

Venedig

Israelhasser demonstrieren bei Kunstbiennale

Die Demonstranten forderten einen Boykott israelischer Künstler

 18.04.2024

Klassik

Eine Liebeserklärung an die Mandoline

Der israelische Musiker Avi Avital verleiht Komponisten wie Bach oder Vivaldi einen unverwechselbaren neuen Touch

von Christine Schmitt  18.04.2024