Cherchez la femme

Zwischen Tradition und Kritik

Ab Freitag ist im Jüdischen Museum Berlin die Ausstellung Cherchez la femme. Perücke, Burka, Ordenstracht zu sehen. Die bis zum 2. Juli laufende Schau greift die Frage nach historischen und religiösen Gründen für die Verhüllung der Frau auf und geht deren Bedeutung in Judentum, Islam und Christentum nach.

Die Ausstellungsmacher werfen dabei auch einen Blick auf die Ursprünge weiblicher Verschleierung, thematisieren religiöse Moral heute und reflektieren aktuelle gesellschaftliche Debatten. Dabei geht es auch um die Frage, wie viel Religiosität säkulare Gesellschaften vertragen und wie Frauen selbst ihre Stellung zwischen Religion und Selbstbestimmung wahrnehmen.

Synagogenmode Deren Kritik an der Verhüllung sei vor allem in den Filmen, Interviews und Videos zu finden, weniger in den Ausstellungsobjekten selbst, sagte Cilly Kugelmann, die Programmdirektorin des Jüdischen Museums, am Donnerstag anlässlich der Eröffnung.

So sei Cherchez la femme keine feministisch orientierte Ausstellung, die urteile oder verurteile. Vielmehr wolle man sie als »kleine Intervention« verstanden wissen, wie sie das Jüdische Museum immer wieder mache – zu Themen, die in der Gesellschaft diskutiert werden und dabei das Jüdische tangieren. Gerade im Judentum könne man an der spezifischen Kopfbedeckung bei Frauen und Männern vieles ablesen, so Kugelmann.

Ein Beispiel dafür demonstrierte die Programmdirektorin gleich selbst: Im Haar trug sie einen sogenannten Fascinator – ein Mitbringsel aus England und dort der neueste modische Trend beim Synagogenbesuch, inspiriert vom britischen Königshaus. Unter den Rabbinern werde bereits debattiert, ob diese Art von Kopfbedeckung koscher sei oder nicht.

debatten Die Schau präsentiert die unterschiedlichsten Formen der Kopfbedeckung – von der Scheitel genannten jüdischen Perücke über christliche Brautschleier bis zum iranischen Tschador. Beispielsweise anhand der Burkini-Debatte vom Sommer 2016 wird dargestellt, wie der Westen auf die Rückkehr der Religion in das öffentliche Sichtfeld reagiert.

So stünden Kopf- und Körperbedeckungen oft im Verdacht, Zeichen eines fehlenden Integrationswillens zu sein, erklärte Kuratorin Miriam Goldmann. Auffallende religiöse Kleidung von Frauen gilt als Provokation und setzt Frauen verbalen Attacken aus. Die Ausstellung wolle jedoch die Tradition so zeigen, wie sie sich selbst sehe, betonte Goldmann – »als Kommentar zur Diskussion, nicht als abschließende Bewertung«.

bräuche Der Rundgang beginnt mit einer Video-Installation zum männlichen Blick und setzt sich auf 400 Quadratmetern mit unterschiedlichen Einstellungen zum Umgang mit der weiblichen Verhüllung von Kopf und Körper auseinander – von den antiken Ursprüngen bis zur heutigen Praxis. 14 internationale künstlerische Arbeiten reflektieren die Relevanz traditioneller Bräuche für die Gegenwart, darunter Schwarz-Weiß-Porträts der Jerusalemer Künstlerin Sigal Adelman.

Die 56-jährige Fotografin, die sich mit 28 Jahren der Orthodoxie zuwandte, versteht sich als Mittlerin zwischen den Welten: der säkularen und der religiösen. Mit den Porträts säkularer und religiöser Frauen – insbesondere säkularer Frauen mit religiöser Kopfbedeckung – wolle sie Stigmata sichtbar machen und zeigen, dass jeder Mensch mehrere Identitäten habe, so die Künstlerin. Sie wolle mit ihrer Kunst »den Menschen hinter dem oberflächlichen Blick von außen« zeigen.

Andrea Kiewel

»Sollen die Israelis sich abschlachten lassen?«

Die »Fernsehgarten«-Moderatorin äußert sich im »Zeit«-Magazin erneut deutlich politisch zu ihrer Wahlheimat

 03.07.2025

Medien

»Ostküsten-Geldadel«: Kontroverse um Holger Friedrich

Der Verleger der »Berliner Zeitung« irritiert mit seiner Wortwahl in Bezug auf den jüdischen Weltbühne-Gründer-Enkel Nicholas Jacobsohn. Kritiker sehen darin einen antisemitischen Code

von Ralf Balke  03.07.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  03.07.2025

Sehen!

»Hot Milk«

Die Mutter-Tochter-Geschichte unter der Regie von Rebecca Lenkie­wicz ist eine Adaption des Romans von Deborah Levy

von Anke Sterneborg  03.07.2025

Aufgegabelt

Iced Tahini Latte

Rezepte und Leckeres

 02.07.2025

Essay

Wenn der Wutanfall kommt

Kleine Kinder können herausfordern. Was macht das mit Eltern? Reflexionen einer Mutter

von Nicole Dreyfus  02.07.2025

Meinung

Die Erforschung von Antisemitismus braucht Haltung und Strukturen

Damit die universitäre Wissenschaft effektiv zur Bekämpfung von Judenhass beitragen kann, muss sie zum einen schonungslos selbstkritisch sein und zum anderen nachhaltiger finanziert werden

von Lennard Schmidt, Marc Seul, Salome Richter  02.07.2025

Nach Skandal-Konzert

Keine Bühne bieten: Bob-Vylan-Auftritt in Köln gestrichen

Die Punkband hatte beim Glastonbury-Festival israelischen Soldaten den Tod gewünscht

 02.07.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 3. Juli bis zum 10. Juli

 02.07.2025