Geburtstag

Zubin Mehta wird 80

Zubin Mehta Foto: dpa

Zubin Mehta, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Dirigenten klassischer Musik, feiert am Freitag seinen 80. Geburtstag. Geboren in Bombay in einer höchst musikalischen Familie – sein Vater gründete das Symphony Orchestra of Bombay –, wurde er schon als Jugendlicher vertraut mit Werken der Wiener Klassik.

So war es eine Selbstverständlichkeit, dass er 1954 zum Musik- und Dirigierstudium nach Wien ging. Die dortigen Jahre prägten ihn für das ganze Leben. Er hat immer wieder betont, 80 Prozent seines Repertoires stammten aus der Wiener Tradition, von Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert über Brahms und Bruckner bis Mahler und Schönberg. Es wurde ein Bogen über mehr als 100 Jahre.

zweite Heimat Zubin Mehta hatte das Glück, dass Hans Swarowsky, der viele berühmte Dirigenten ausbildete, sein Lehrer wurde. In Wien begann auch die lebenslange Freundschaft mit dem etwas jüngeren Dirigenten und Pianisten Daniel Barenboim, der 1942 in Buenos Aires geboren wurde.

Erst vor wenigen Wochen führten sie in Berlin gemeinsam das Klavierkonzert von Schumann auf: Barenboim am Piano, Mehta am Pult. Was sie besonders verbindet, ist ihre enge Beziehung zu Israel. Für beide ist das Land so etwas wie eine zweite Heimat. Mehta wurde 1981 Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra, fünf Jahre später auf Lebenszeit.

Trotzdem haben beide Dirigenten immer wieder Schwierigkeiten mit konservativen Teilen der israelischen Gesellschaft und auch der Regierung. Wenn sie Werke von Richard Wagner aufführten oder aufführen wollten, ging das oft nicht ohne heftige Auseinandersetzungen. Immer noch ist das Spielen seiner Musik in Israel wegen der Verstrickungen des Wagner-Clans im Nationalsozialismus sehr umstritten.

Noch schwieriger ist die Haltung von Mehta und Barenboim im Nahostkonflikt. Beide bemühen sich um eine Annäherung: Mehta hat in den Palästinenser-Gebieten dirigiert, Barenboim das West-Eastern Divan Orchestra gegründet, in dem Israelis und Palästinenser miteinander spielen. Toleranz ist für Mehta von Kindheit an ein Lebensprinzip. Er ist Parse, Mitglied einer in Indien sehr kleinen Religionsgemeinschaft. Sie beruft sich auf die Lehren Zarathustras und missioniert nicht. In seiner Schulklasse waren sieben Glaubensrichtungen vertreten. In Israel setzt Mehta nun seine Hoffnungen auf die junge Generation.

Karriere Nach dem Wiener Studium hatte er schnell Kontakte zu wichtigen Orchestern bekommen, nicht zuletzt durch erfolgreiches Einspringen bei Konzerten, wenn der Dirigent in letzter Minute verhindert war: Von 1962 bis 1978 leitete er das Los Angeles Philharmonic Orchestra, von 1978 bis 1991 die New Yorker Philharmoniker. Als Gast dirigierte er neben vielen anderen Orchestern die Berliner und Wiener Philharmoniker, er leitete Opernaufführungen an der Metropolitan Opera in New York und an der Mailänder Scala. Von 1998 bis 2006 war er Chefdirigent der Bayerischen Staatsoper in München.

Mehta war beim Publikum immer sehr beliebt. In den frühen Jahren in Los Angeles, wo er auch die Musik zu dem Film Star Wars dirigierte, nannten ihn Fans wegen seiner jugendlichen Ausstrahlung Zubi Baby. Wie populär er ist, zeigt sich auch daran, dass er schon fünf Mal eingeladen wurde, das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zu dirigieren – zuletzt 2015. Er leistet noch immer ein enormes Arbeitspensum, hat Verträge bis 2019. »Ich brauche keine Ferien, mein Urlaub ist das Adagio von Bruckners 8. Sinfonie

Der Musikkritiker Wolfgang Schreiber hat in seinem Buch Große Dirigenten Zubin Mehta so charakterisiert: »Asiatische Spiritualität, natürliche Musikalität, noble europäische Schulung mit Wiener Akzent, italienische Leichtigkeit und eine amerikanische Zwanglosigkeit, wenn es gilt, unverkrampft mit Menschen, Orchestern und den Medien umzugehen.«

www.ipo.co.il

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Bremen

Seyla Benhabib erhält den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken

Die Jury würdigte Benhabib als »herausragende politische und philosophische Intellektuelle«

 15.09.2025

Eurovision

Israel hält nach Boykottaufrufen an ESC-Teilnahme fest

Israel will trotz Boykott-Drohungen mehrerer Länder am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen. Wie andere Länder und Veranstalter reagieren

 15.09.2025

Antisemitismusskandal

Bundespräsident trifft ausgeladenen Dirigenten Shani

Nach dem Eklat um eine Ausladung der Münchner Philharmoniker in Belgien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den künftigen israelischen Chefdirigenten Lahav Shani ins Schloss Bellevue eingeladen

von Anne Mertens  15.09.2025

Literatur

Ein Funke Hoffnung

Rafael Seligmann hält Deutschland derzeit nicht für den richtigen Ort einer Renaissance jüdischen Lebens. Trotzdem gibt er die Vision nicht auf. Ein Auszug aus dem neuen Buch unseres Autors

von Rafael Seligmann  15.09.2025

Los Angeles

»The Studio« räumt bei den Emmys 13-fach ab

Überraschende Sieger und politische Statements: Ausgerechnet eine jüdische Darstellerin ruft eine israelfeindliche Parole

von Christian Fahrenbach  15.09.2025

Freiburg im Breisgau

»Keine Schonzeit für Juden«: Neues Buch von Rafael Seligmann

Antisemitismus, der 7. Oktober 2023, ein Umzug von Tel Aviv nach München in den 1950er Jahren und ein bewegtes Leben: Der Historiker streift und vertieft in seinem aktuellen Werk viele Themen

von Leticia Witte  15.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  14.09.2025 Aktualisiert