Kinostart

Zombies in Zion

Stellen wir uns mal vor: Israel rettet die Welt vor dem sicheren Untergang. Vielleicht nicht ganz, aber doch wenigstens ein paar Tage lang. Fantastisch? Stimmt. Genauer gesagt: Fantasy. World War Z heißt ein Actionblockbuster, der diese Woche ins Kino kommt. Die Buchvorlage stammt von Max Brooks, dem Sohn des Kinokomikers Mel Brooks, der von seinem Vater offenbar das Talent geerbt hat, altbekannte Dinge so lange durch den Gehirnwolf zu drehen, bis sie völlig anders aussehen.

»Augenzeugenberichte« Die Ausgangsidee ist nicht besonders neu: Eine weltweite Epidemie verwandelt die Menschen rasant in Zombies – daher wohl das Z im Titel. Oder steht es für Zion? Das Buch war jedenfalls ein ziemlicher Hit, weil es das Zombie-Motiv mit der Struktur der »Oral History«-Methode verquirlt: Diverse »Augenzeugenberichte« fügen sich zu einem Mosaik des Weltuntergangs.

Im Kino geht so was natürlich nicht. Hollywood braucht den großen Helden mit klarer Aufgabe und überdurchschnittlichen Charakterqualitäten. In dem von Marc Forster gedrehten Film spielt Brad Pitt einen UNO-Beamten auf der Suche nach »Patient Zero«, dem Ursprung der Zombie-Epidemie. In Südkorea bekommt er von einem verrückt gewordenen CIA-Agenten den wichtigsten Hinweis des Thrillers. »Why Israel?«, faselt der im Delirium. Israel, so stellt sich heraus, ist im Augenblick der Filmgegenwart der einzige Staat der Welt, der den Krieg gegen die Zombies erfolgreich führt und die Hoffnung der Menschheit verkörpert. Schon sitzt Brad Pitt wieder im Flieger Richtung Tel Aviv.

mossad Der nun folgende Abschnitt ist fraglos in jeder Hinsicht – visuell wie intellektuell – der beste des ganzen Films: Gleich nach seiner Ankunft trifft Pitt nämlich auf einen hochrangigen Mossad-Agenten. Der zitiert den Apokalyptiker Jeremias und erzählt dann viel über historische Erfahrung – die 30er-Jahre, das Olympia-Attentat von 1972, den Jom-Kippur-Krieg, 9/11. Zum Schluss verweist er auf die Mossad-Methode: »Der zehnte Mann muss daran glauben, dass sich neun Leute irren könnten. Ich bin dieser zehnte Mann.«

Israel, so stellt sich heraus, hat die umstrittene Schutzmauer gar nicht wegen der Palästinenser gebaut, sondern gegen die vorausgesehene Zombie-Invasion. So wird der Film zu einer modernen Neuauflage der Zionstheologie und zum Lob vorauseilenden Sicherheitsdenkens. Auch spielt World War Z hier mit Motiven antisemitischer Paranoia im Gefolge von 9/11 (»Israel wusste, was passieren würde«) wie mit der Mythologie vom auserwählten Volk.

Die eigentliche Pointe des Films liegt allerdings darin, dass auch die Abschottungsmentalität mancher Teile der israelischen Gesellschaft am Ende keinen Schutz bietet. Die 20-minütige Jerusalem-Sequenz, in der Zombies sich wie ein Termitenschwarm zu riesigen Haufen formen und so noch die höchste Mauer überwinden, ist einfach nur grandios. Brad Pitt allerdings kann kaum überraschend fliehen und rettet gemeinsam mit einer hübschen israelischen Soldatin (Daniella Kertesz) im Gefolge schließlich doch noch die Welt.

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  14.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025