30 Jahre Mauerfall

Wolf Biermann singt Nationalhymne »nicht gerne«

Gehört beim Public Viewing für viele Fußballfans dazu: das Singen der deutschen Nationalhymne. Foto: imago

Der Liedermacher Wolf Biermann singt die Nationalhymne nicht gerne – »aus einem sentimentalen Grund«. Dem Magazin »stern« berichtete er in der aktuellen Ausgabe vom Donnerstag, wie er 1943 mit seiner Mutter auf der Hamburger Mönckebergstraße stand, als eine Nazikompanie das Deutschlandlied gegrölt habe.

Einfalt »Ein SA-Mann riss meiner Mutter den Arm zum Hitlergruß hoch und trat ihr dabei in den Hintern«, so Biermann. »Dafür kann Hoffmann von Fallersleben nichts, der in edler Einfalt und Liebe zu Deutschland dieses Lied dichtete. Der geniale Komponist Joseph Haydn schon gar nicht. Aber ich kann auch nichts dafür.«

Biermann, der mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befreundet ist, zeigte sich beeindruckt, wie textsicher Merkels Ehemann Joachim Sauer bei seinen, Biermanns, Liedern sei. »Dieser Professor kennt fast alle meine frechen frühen Lieder, die kaum einer kennt, sogar auswendig.« Sauer habe die Heiterkeit eines Naturwissenschaftlers, die er von seinem Freund Robert Havemann kenne.

Mauerfall Biermann, der 1976 aus der DDR ausgebürgert wurde, bekannte, dass er beim Fall der Mauer vor Freude geweint habe. »Ich war glücklich, dass ich auf so wunderbare Weise unrecht behalten hatte.« Er habe »nicht viele« der etwa 50.000 Seiten gelesen, die die Stasi über ihn angelegt habe, so der Liedermacher.

»Die Stasis waren mehr oder weniger kleine Arschlöcher, die wenig zu sagen hatten.« Nach der friedlichen Revolution hätten sie »ihren finalen Dienst für die Herrschenden« angetreten, »indem sie alle Prügel auf sich zogen – geschickt eingefädelt von den Erben der SED-Diktatur«.  kna

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Antisemitismus

Schlechtes Zeugnis für deutsche Schulen

Rapper Ben Salomo schreibt über seine Erfahrungen mit judenfeindlichen Einstellungen im Bildungsbereich

von Eva M. Grünewald  04.12.2025

Literatur

Königin Esther beim Mossad

John Irvings neuer Roman dreht sich um eine Jüdin mit komplexer Geschichte

von Alexander Kluy  04.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter, Imanuel Marcus  04.12.2025

Show-Legende

Mr. Bojangles: Sammy Davis Jr. wäre 100 Jahre alt geworden

Er sang, tanzte, gab den Spaßmacher. Sammy Davis Jr. strebte nach Erfolg und bot dem Rassismus in den USA die Stirn. Der Mann aus Harlem gilt als eines der größten Showtalente

von Alexander Lang  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

Philosophie

Drang zur Tiefe

Auch 50 Jahre nach ihrem Tod entzieht sich das Denken Hannah Arendts einer klaren Einordnung

von Marcel Matthies  04.12.2025

Kulturbetrieb

»Wie lange will das politische Deutschland noch zusehen?«

Der Bundestagskulturausschuss hörte Experten zum Thema Antisemitismus an. Uneins war man sich vor allem bei der Frage, wie weit die Kunstfreiheit geht

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025