Sehen!

Willkommen bei den Gopniks

A serious man beginnt auf Jiddisch: In einem Schtetl des 19. Jahrhunderts empfängt ein Paar einen unerwarteten Gast. Die Frau ist überzeugt, dass es ein Dibbuk ist, ein böser Geist. Erst dann beginnt der eigentliche Film, der 1967 spielt und in dem sich Joel und Ethan Coen an ihre Kindheit in einem Vorort von Minneapolis erinnern.

»Willkommen bei den Gopniks« könnte diese Tragikomödie auch heißen. Familienoberhaupt Larry Gopnik ist Universitätsdozent und ein farbloser Fachidiot. Sohn Danny steht kurz vor der Barmizwa und kifft. Tochter Sarah klaut dem Vater Geld, weil sie auf eine Nasen-OP spart. Der leicht unappetitliche Onkel Arthur schläft seit Wochen auf der Couch und blockiert stundenlang das Klo. Der Nachbar ist ein prolliger Antisemit. Mutter Judith will sich von ihrem Langweiler von Mann scheiden lassen. Kein Wunder, dass Larry alles zu viel wird, zumal auch noch sein Job in Gefahr ist. Helfen kann da nur noch der Rabbi – oder auch nicht.

alltagswahnsinn Mit nahezu unbekannten jüdischen Darstellern drehten die Coen-Brüder 2009 ihren bisher persönlichsten Film, der mit leichter Hand und viel Humor vom ganz alltäglichen Wahnsinn in einer jüdischen US-Mittelschichtsfamilie erzählt. Anfang des Jahres lief der Film in den deutschen Kinos. Jetzt liegt die DVD/Blu-Ray-Ausgabe vor, mit 90 Minuten Bonusmaterial. Nicht alles davon lohnt das Anschauen. Das »Making Of« ist nur auf Deutsch, viele der Dokumentationen zum Film haben rein werbenden Charakter. Immerhin gibt es ein 16-minütiges Interview mit dem sympathischen Hauptdarsteller Michael Stuhlbarg – aber leider kein Gespräch mit den Coen-Brüdern. Amüsant sind zwei kurze Dokus. Die eine erklärt hebräische und jiddische Begriffe, die andere zeigt, wie die örtliche jüdische Gemeinde bei den Dreharbeiten mithalf. Ab und zu kam dabei schon die besorgte Frage an die Regisseure: »Ihr macht euch doch nicht über Juden lustig, oder?«

»A Serious Man«, Universum Film, 102 Min. plus 90 Min. Bonusmaterial., DVD 13,95 €, Blu-Ray 17,95 €

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  20.11.2025

Kino

»Fast ein Wunder«

Das israelische Filmfestival »Seret« eröffnete in Berlin mit dem Kassenschlager »Cabaret Total« von Roy Assaf

von Ayala Goldmann  20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

»Jay Kelly«

In seichten Gewässern

Die neue Netflix-Tragikomödie von Noah Baumbach startet fulminant, verliert sich dann aber in Sentimentalitäten und Klischees

von Patrick Heidmann  20.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  20.11.2025