»Tatort«

Warum wir Nina Rubin vermissen werden

Kommissare Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) Foto: rbb/(M)/Frédéric Batier

Lieben sie sich? Oder gehen sich die beiden so richtig auf den Geist? Beim Berliner »Tatort«-Gespann, gespielt von Meret Becker (53) und Mark Waschke (50), lautet die Antwort: beides. Über 15 Folgen hatten sich die beiden Kommissare genervt, gekabbelt und schätzen gelernt.

In der vorletzten Folge wurde klar: Da läuft etwas zwischen Nina Rubin und ihrem Kollegen Robert Karow. Vorletzte Woche nun löste Rubin ihren letzten Fall. Meret Becker steigt aus dem Krimi-Dauerbrenner aus. Das Finale ist war Drama mit Ansage.

»Das Mädchen, das allein nach Haus‹ geht« (Regie: Ngo The Chau) beginnt mit einer kopflosen Leiche, die aus der Spree gezogen wird. »Werkzeug: vermutlich eine Säge«, spricht Karow ins Diktiergerät, dann pflaumt er den Polizeifotografen an, der ihm im Weg steht. Als sie den Schauplatz des Verbrechens verlassen, fragt Rubin ihren Kollegen, was mit dem Theater-Besuch am Abend sei. Karow winkt ab. Und nach Gefühlen gefragt, sagt er: »Gefühle sind was für hässliche Menschen. Oder willst du irgendwas mit Liebe hören?«

Dann geht es in die Fahndung, wer der Tote ist. Rubin wird in der Dunkelheit von einer Frau verfolgt. Julie Bolschakow (Bella Dayne) will ins Zeugenschutzprogramm. In einem Souvenirladen erzählt sie Rubin, was sie weiß: Der Tote war verdeckter Ermittler, die Fährte führt zu ihrem Mann Yasha (Oleg Tikhomirov), einem führenden Mitglied der russischen Mafia in Berlin. Sie will auspacken. Rubin will ihr helfen.

Das Ganze muss geheimgehalten werden, da die Polizei unterwandert sein soll. Auch Karow darf nichts wissen. Das stürzt Rubin in Loyalitätskonflikte. Als ihre Vorgesetzte (Nadeshda Brennicke) wissen will, ob die beiden ein Paar seien, sagt sie: »Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt’s einen, der den Captain vögelt. Der Captain bin ich.« Ob Kommissare bei der Polizei so sprechen? Dick aufgetragen, aber zu Rubin passt es.

Einmal mehr war der letzte »Tatort« mit Rubin, diesmal mit Zeitlupen und cool-grauer Berlin-Tristesse in Szene gesetzt, nichts für schwache Nerven. Karow greift zum Werkzeug, um die Hand des Opfers abzutrennen, dann wirft er ein totes Schwein in die Spree, um das Fließverhalten der Leiche zu bestimmen.

Ein Liebeslied von Rosenstolz sendet schließlich ein Signal an Kommissarin Rubin, als sie mit Karow die Zeugin aus den Fängen ihres Mannes befreien will. Etwas sehr viel Platz nimmt der Show-down am Flughafen ein. Wird Julie Bolschakow die Flucht mit dem Privatjet gelingen? Und wie wird sich Becker als Kommissarin aus dem »Tatort« verabschieden? Es gibt einen Frauen-Kuss, der an den Film »Thelma & Louise« erinnert, so viel sei verraten.

Mit Beckers Abschied geht beim RBB eine »Tatort«-Ära zu Ende, die mit »Das Muli« 2015 begann. Zweimal hatten Karow und die jüdische Ermittlerin Rubin mehr als 10 Millionen Zuschauer. Schauspielerisch haben sie harmoniert und den Coolness-Faktor der manchmal piefigen »Tatort«-Reihe erhöht. Für »Meta«, einen Experimental-»Tatort«, gab es einen Grimme-Spezialpreis.

Dass Becker aufhört, ist seit 2019 bekannt. Damals sprach sie von »sieben gut verbrachten Jahren Lebenszeit«, Waschke sei mittlerweile ein Freund. Sie habe unfassbar viel gelernt, aber sie sei »ein Streuner« und wolle Neues ausprobieren. Waschke macht weiter. In der gerade abgedrehten nächsten Folge (»Das Opfer«) ermittelt er solo, bevor dann Corinna Harfouch als neue Kommissarin einsteigt.

Leserbriefe

»Es gibt uns, nichtjüdische Deutsche, die trauern und mitfühlen«

Nach der Sonderausgabe zum Schicksal der Familie Bibas haben uns zahlreiche Zuschriften von Lesern erreicht. Eine Auswahl

 17.03.2025

Berlin

Weil Gal Gadot Israelin ist: Der Nahostkonflikt erreicht Schneewittchen

»Schneewittchen« ist noch nicht einmal gestartet, da überschatten bereits Kontroversen die Neuverfilmung des Disney-Klassikers. Im Mittelpunkt stehen vor allem die Hauptdarstellerinnen

von Sabrina Szameitat  17.03.2025

Berlin

Deutscher Filmpreis: Zehn Nominierungen für »September 5«

Der Thriller über das Massaker von München im Jahr 1972 geht als Favorit ins Rennen um den Deutschen Filmpreis. Konkurrenz bekommt er unter anderem von einem Film, der für die Oscars nominiert war

 17.03.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. März bis zum 26. März

 17.03.2025

Rezension

Alles, nur nicht konventionell

Elisabeth Wagner rückt vier Frauen aus der Familie des Verlegers Rudolf Mosse ins Licht der Aufmerksamkeit

von Gerhard Haase-Hindenberg  16.03.2025

They tried to kill us, we survived, let’s eat!

Der Satz ist wie kein anderer mit jüdischer Essenstradition verbunden. In unserer Generation bekommt er eine neue Dimension

von Laura Cazés  16.03.2025

Tanz

Ballett nach Kanye West

Der Israeli Emanuel Gat inszeniert sein Stück »Freedom Sonata« im Haus der Berliner Festspiele

von Stephen Tree  16.03.2025

Düsseldorf

Fantastische Traumwelten in intensiven Farben

Marc Chagall zählt zu den wichtigsten und beliebtesten Malern des 20. Jahrhunderts. Nun widmet die Kunstsammlung NRW ihm eine große Ausstellung

von Irene Dänzer-Vanotti  16.03.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  14.03.2025 Aktualisiert