Ausstellung

Von Jack Lemmon bis Andy Warhol

Ikonisches Porträt: Jack Lemmon Foto: © Abe Frajndlich, 2023

Ausstellung

Von Jack Lemmon bis Andy Warhol

Im Fotografie Forum Frankfurt sind 160 Aufnahmen von Abe Franjndlich zu sehen

von Katharina Cichosch  19.07.2023 12:32 Uhr

Fotografie, sagte der Kunsthistoriker Peter Galassi, sei das Medium des Moments. Genau diese Eigenschaft ließ auch Abe Frajndlich zum Fotografen werden. So erklärt er es vor der Eröffnung seiner Ausstellung Chameleon im Fotografie Forum Frankfurt: Beide Eltern hatte er früh verloren, die Vergangenheit wollte er nicht als Last mit sich herumtragen. Er beschloss, sich fortan dem Hier und Jetzt zu widmen.

Abe Frajndlich wurde 1946 im Displaced-Persons-Lager in Zeilsheim als Sohn polnischer Juden geboren. Auch eingeschult wurde er dort noch, bald kehrte die Familie aber Deutschland den Rücken. Über Frankreich und Brasilien gelangte Frajndlich schließlich in die USA, genauer gesagt nach Ohio.

AUSBILDUNG Mit Mitte 20 nahm er eine Kamera in die Hand und hat sie seitdem nicht mehr weggepackt. Bei Minor White machte er seine Ausbildung und porträtierte die Fotografen-Ikone auch selbst ausführlich. Später fotografierte er Editorials, insbesondere auch für das Magazin der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«.

Daneben hat Frajndlich zahlreiche Fotobücher veröffentlicht – eines widmet sich »all meinen fünf Eltern«, wie er sagt. Denen, die ihn auf die Welt brachten, und den Verwandten, bei denen er später aufgewachsen ist.

Mit 160 Bildern vermittelt die Schau einen guten Eindruck, wenngleich wohl nur einen Bruchteil seines umfassenden Werkes. Zu quasi jedem Bild weiß Frajndlich eine Anekdote zu erzählen: Auf dem Weg zu einem befreundeten Fotografen in Italien, dessen Porträt in der Ausstellung ebenfalls präsentiert wird, lichtete er seinerzeit die Thyssen-Bornemiszas für eine Homestory in der deutschen »Harper’s Bazaar« ab. Der Hausherr präsentierte sich dabei stolz in etwas, das verdächtig »wie ein SS-Ledermantel« ausgesehen haben soll.

FOKUS In der Ausstellung bekommt das Adels­paar freilich keine Bühne. Hier stehen fotografische Begegnungen mit bekannten wie unbekannteren Kreativen im Fokus, denen Frajndlich oft sehr nah kommt: Cindy Sherman, Nancy Spero, Gordon Park, James Baldwin, Andy Warhol, Louise Bourgeois, aber beispielsweise auch die Buto-Tänzerin Minami Azu. Ikonisch wurde ein Porträt von Jack Lemmon, auf dem sich der Hollywoodstar zwei Zitronen vor die Augen hält.

Eine besondere Begegnung, erzählt Frajndlich später noch, sei die mit Isaac Bashevis Singer gewesen, dem einzigen jiddischsprachigen Literaturnobelpreisträger: Für das Magazin der FAZ reiste der Fotograf nach Florida, wo er im Hotel zufällig auf seine Mutter traf. Die überredete ihren Sohn, ihn doch zum Shooting mit dem Schriftsteller begleiten zu dürfen.

Nach anfänglichem Zögern sagte er zu. Stundenlang unterhielten sich Bashevis Singer und Frajndlichs Mutter dort auf Jiddisch, Tage später zogen beide zum gemeinsamen Einkaufsbummel durch Miami. Als netter Nebeneffekt wurde nun auch die eigene Tätigkeit ernst genommen. Fotografieren, erkannte Frajndlichs Mutter, sei ja doch gar nicht so schlecht.

Die Ausstellung »Chameleon« von Abe Frajndlich ist bis 17. September im Fotografie Forum Frankfurt zu sehen.

Cerro Pachón

Vera Rubin Observatory startet wissenschaftliche Mission  

Die nach einer jüdischen Wissenschaftlerin benannte Sternwarte auf einem Berg in Chile läutet eine neue Ära der Astronomie ein

von Imanuel Marcus  26.08.2025

Zahl der Woche

1902

Fun Facts und Wissenswertes

 26.08.2025

TV-Tipp

»Barbie« als TV-Premiere bei RTL: Komödie um die legendäre Puppe

Im ersten Realfilm der 1959 von Ruth Handler erfundenen Puppe ist Barbieland eine vor Künstlichkeit nur so strotzende Fantasie

von Michael Kienzl  26.08.2025

Nominierungen

Grimme Online Award: Nahost-Konflikt und deutsche Geschichte im Fokus

In den vier Kategorien kann die Jury des Grimme Online Awards aus den 25 Nominierten bis zu acht Preisträger auswählen

 26.08.2025

Berlin

Götz Aly: Kaum Parallelen zwischen 1933 und heute

Wie konnten die Deutschen den Nazis verfallen und beispiellose Verbrechen begehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Historiker in seinem neuen Buch. Erkennt er Parallelen zu heute?

von Christoph Driessen  26.08.2025

Oberammergau

»Judenfreund«: Regisseur Stückl beklagt Anfeindungen

Christian Stückl leitet die berühmten Passionsspiele in Oberbayern. Lange wurde er dafür gewürdigt, das Werk von judenfeindlichen Passagen befreit zu haben. Nun dreht sich der Wind

 25.08.2025

Kritik

Ukraine verurteilt Auftritt Woody Allens bei Moskauer Filmwoche

US-Filmregisseur Woody Allen lässt sich per Video beim Moskauer Filmfestival zuschalten. In der von Russland angegriffenen Ukraine sieht man den Auftritt alles andere als gern - und reagiert prompt

 25.08.2025

Glosse

Gefilzte Fisch!

Wie unsere Autorin Fast Food für die Waschmaschine entdeckte. Eine Glosse

von Katrin Richter  24.08.2025

Essay

Das Einfache ist schwer zu machen

Wie unser Autor zu einem Fahrrad kam, das eine einzigartige Geschichte hat

von Vincent von Wroblewsky  24.08.2025