Max Reinhardt

»Vollkommener Visionär der Bühne«

Der Theatermacher Max Reinhardt (um 1905) Foto: picture alliance / akg-images

Max Reinhardt

»Vollkommener Visionär der Bühne«

Der Theaterregisseur und Schauspieler wurde vor 150 Jahren als Maximilian Goldmann geboren

von Daniel Hoffmann  08.09.2023 15:26 Uhr

Shakespeares Komödie Ein Sommernachtstraum, mit dessen Inszenierung Max Reinhardt 1905 auf einer Drehbühne in Berlin seinen Ruhm als Visionär des Theaters begründete, endet (in der Übersetzung von A. W. Schlegel) mit den Versen: »Nun gute Nacht! Das Spiel zu enden,/Begrüßt uns mit gewognen Händen!«

JEDERMANN Reinhardt, der am 9. September 1873 als Maximilian Goldmann in Baden bei Wien geboren wurde, hat dieses Zauberstück oft und so genial inszeniert, dass Siegfried Jacobsohn meinte, »die Welt des Sommernachtstraumes – sie war nicht, ehe Reinhardt sie erschuf, ehʼ er sie sah«. Hugo von Hofmannsthal, für dessen Jedermann Reinhardt 1920 die Salzburger Festspiele begründete, nannte den Regisseur einen »vollkommenen Visionär der Bühne«: »Und er weiß, daß es in einem Traum oder einer Vision nichts Gleichgültiges und Nebensächliches gibt.«

Reinhardts Regiebücher sind deshalb ein detaillierter Vorentwurf seiner Inszenierungen. Für die Verwirklichung seines Traums vom Theater hat er stets aufs Neue den Raum für seine Wirkung gesucht. Er hat in einer Ausstellungshalle in München inszeniert, im Zirkus Schumann in Berlin, vor dem Salzburger Dom als Festspielstätte und in zahlreichen Theatern, die ihm auch gehörten.

BETRIEB In Berlin waren es in den 1920er-Jahren mehr als ein halbes Dutzend. Das Berliner Publikum begrüßte ihn mit »gewognen Händen«. Willy Haas, der Herausgeber der »Literarischen Welt«, nannte ihn einen »Bühnen-Napoleon«, der auch den Reklamebetrieb perfekt beherrschte. Mit dem bewundernden Ausruf »Ein produktiver Mensch ist solch eine erstaunliche Einheit!« beginnt Hofmannsthal 1923 seinen Essay zur Würdigung von Max Reinhardt. Diese Einheit (konkret: sein Theaterkonzern) zerbrach jedoch 1932 an den widrigen Zeitverhältnissen und auch aus finanziellen Gründen.

Haas kritisierte die »zweifelhaften Monstre-Inszenierungen«, die vor allem die Sensation, die oberflächliche Wirkung suchten. Als großer Künstler hätte Reinhardt die Welt erobern können, doch schließlich war er gezwungen, als Jude zu emigrieren. 1943 starb er in New York. Sein einziger Film in Hollywood 1935 war erneut dem Sommernachtstraum gewidmet. Der mit zwei Oscars prämierte Film konnte jedoch nicht überzeugen. Der entrückten, geisterhaft-seligen Atmosphäre, die die früheren Inszenierungen ausgestrahlt hatten, fehlte es jetzt an einer Wirklichkeit, die hätte verzaubert werden können.

Fernsehen

Luftraum in Israel gesperrt: »Fernsehgarten« ohne Kiewel

Die Moderatorin lebt in Tel Aviv - doch zu ihrer Jubiläumssendung konnte sie nicht anreisen

 15.06.2025

Leo Baeck Institut

»Die Wissenschaft ist keine Oase«

Michael Brenner über das vor 70 Jahren gegründete Archiv der Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums, freie Forschung und bedrohte Demokratie

von Ayala Goldmann  15.06.2025

Kunst

Öffnet die Herzen!

Die Israelin Bracha Lichtenberg Ettinger fordert mit einer intensiven Einzelschau in Düsseldorf die Besucher heraus

von Eugen El  15.06.2025

Interview

Susan Sideropoulos über Styling-Shows und Schabbat

GZSZ-Star Susan Sideropoulos hat im ZDF die neue Makeover-Show »That’s My Style«. Nur wenige wissen jedoch, wie engagiert die Enkelin jüdischer NS-Opfer gesellschaftspolitisch ist

von Jan Freitag  13.06.2025

Aufgegabelt

Pastrami-Sandwich

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025

Streaming

Doppelte Portion Zucker

Mit »Kugel« ist den Machern der Kultserie »Shtisel« ein vielschichtiges Prequel gelungen

von Nicole Dreyfus  12.06.2025

TV-Tipp

Das Schweigen hinter dem Schweinderl

»Robert Lembke - Wer bin ich« ist ein kluger Film über Verdrängung, Volksbildung und das Schweigen einer TV-Legende über die eigene Vergangenheit. Nur Günther Jauch stört ein wenig

von Steffen Grimberg  12.06.2025

Kulturkolumne

Annemarie, Napoleon und ich

Gute Bücher wachsen mit, hat mein Großvater immer gesagt. Warum »Desirée« von Annemarie Selinko uns alle überleben wird

von Sophie Albers Ben Chamo  12.06.2025

Aufgegabelt

Himbeer-Sorbet mit Zaatar

Rezepte und Leckeres

 12.06.2025