Kunst

Viele documenta-Gründer mit NS-Vergangenheit

Auf der documenta in Kassel (2017) Foto: imago/Camera4

Unter den Gründungsmitgliedern der ersten Weltkunstausstellung documenta 1955 in Kassel waren neben dem bereits bekannten Kunsthistoriker Werner Haftmann (1912-1999) noch viele weitere ehemalige NSDAP-Parteimitglieder.

Das geht aus einem Aufsatz der Kunsthistorikern Mirl Redmann hervor, den die Kunsthochschule Kassel im Rahmen ihrer Reihe »documenta-Studien« veröffentlicht hat.

OPPOSITION Insgesamt ließen sich nur zwei der insgesamt 21 im Katalog der ersten documenta genannten Organisatoren eindeutig im Spektrum der Opposition zum NS-Regime verorten, bilanziert Redmann. Dies seien der Jurist und Bundestagsabgeordnete Adolf Arndt und Erich Lewinski, Präsident des Landgerichts Kassel.

Eindeutig als NSDAP-Mitglieder identifiziert seien neben Werner Haftmann noch Hermann Mattern, Heinz Lemke, Alfred Hentzen, Hans Kuprian und Hermann Schaffner. Der Direktor der Werkakademie Kassel, Stephan Hirzel, war Referent für Propaganda einer NSDAP-Unterorganisation, der damalige Kasseler Oberbürgermeister Lauritz Lauritzen (SPD) Mitglied der Reiter-SA.

Zudem habe die 1921 geborene Hildegard Bergfeld, Chefin des Feuilletons der Kasseler Lokalzeitung, in ihrer Promotionsarbeit noch 1949 Adolf Hitler als einen der größten Publizisten aller Zeiten gerühmt. »Das Schweigen muss beredt gewesen sein, Mitte der 1950er Jahre in Kassel«, urteilt Redmann über die damaligen Sitzungen der Organisatoren.

BERATER Die NS-Vergangenheit des Kunsthistorikers Werner Haftmann, der von 1955 bis 1964 als wissenschaftlicher Berater der ersten, von Arnold Bode initiierten Ausstellungen wirkte, war bereits im vergangenen Jahr bekanntgeworden.

Demnach war Haftmann von 1937 bis 1945 Mitglied der NSDAP. Die Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, hatte die Überprüfung der Geschichte der documenta begrüßt. Diese müsse in Teilen neu bewertet werden, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dies werde eine wichtige Aufgabe des geplanten documenta-Institutes werden. epd

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  08.12.2025

Vortrag

Über die antizionistische Dominanz in der Nahostforschung

Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf hat im Rahmen der Herbstakademie des Tikvah-Instituts über die Situation der Universitäten nach dem 7. Oktober 2023 referiert. Eine Dokumentation seines Vortrags

 07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Los Angeles

Schaffer »visionärer Architektur«: Trauer um Frank Gehry

Der jüdische Architekt war einer der berühmtesten weltweit und schuf ikonische Gebäude unter anderem in Los Angeles, Düsseldorf und Weil am Rhein. Nach dem Tod von Frank Gehry nehmen Bewunderer Abschied

 07.12.2025

Aufgegabelt

Plätzchen mit Halva

Rezepte und Leckeres

 05.12.2025

Kulturkolumne

Bestseller sind Zeitverschwendung

Meine Lektüre-Empfehlung: Lesen Sie lieber Thomas Mann als Florian Illies!

von Ayala Goldmann  05.12.2025

TV-Tipp

»Eigentlich besitzen sie eine Katzenfarm« - Arte-Doku blickt zurück auf das Filmschaffen von Joel und Ethan Coen

Die Coen-Brüder haben das US-Kino geprägt und mit vielen Stars zusammengearbeitet. Eine Dokumentation versucht nun, das Geheimnis ihres Erfolges zu entschlüsseln - und stößt vor allem auf interessante Frauen

von Manfred Riepe  05.12.2025