Nachruf

Vater der Fraktale

Er suchte nach Ordnungen im scheinbar Unregelmäßigen und wurde als Mitbegründer der Chaostheorie bekannt. Journalisten bezeichneten Benoît Mandelbrot gern als »Vater der Fraktale«, und tatsächlich ist die nach ihm benannte fraktale Mandelbrot-Menge zu einem Markenzeichen für ihn geworden.

abstrakt Der 1924 in Warschau geborene Mandelbrot war fünf Jahre alt, als sein Onkel Szolem Mandelbrojt Mathematikprofessor an der Universität im französischen Clermont-Ferrand wurde. Schon früh wurde dem Jungen klar: Von diesem Job kann man leben. Doch was der Onkel dem jungen Benoît angedeihen ließ, fand dieser abstoßend: Es war »reine«, hochabstrakte Mathematik, fern jeder Anwendung. Während Onkel Szolem Geometrie für etwas Kindisches hielt, entdeckte Mandelbrot mit Mitte 20 sein herausragendes Talent: Konfrontiert mit einem analytischen Problem fand er geometrische Entsprechungen.

1936 flüchtete seine Familie aus Warschau nach Paris, bei Ausbruch des Krieges weiter nach Tulle in Zentralfrankreich. Der Schulbesuch wurde sporadisch, und Mandelbrot lernte dabei vor allem: das Denken außerhalb der eingefahrenen Wege. Trotz der schwierigen Umstände brillierte der junge Mandelbrot mehrfach unerwartet in den entscheidenden französischen Schul- und Universitätsexamen und begann ein Mathematikstudium. 1952 promovierte er in Paris. Später fand Mandelbrot in der Forschungsabteilung von IBM schließlich das passende lebenslange Arbeitsumfeld.

finanzmärkte Seine wichtigsten Interessen fasste er Anfang der 80er-Jahre in seinem bekanntesten Buch Die fraktale Geometrie der Natur zusammen. Es ist ein höchst ungewöhnliches Mathematikbuch, das nur wenige Formeln, aber dafür viele Geschichten und anschauliche Probleme enthält – etwa die Frage, wie lang die Küstenlinie Englands ist. Antwort: Das hängt davon ab, wie genau man misst. Mit der Entdeckung und Beschreibung von Fraktalen in vielen verschiedenen Bereichen, von der Natur bis zu den Finanzmärkten, wurde Mandelbrot berühmt. Benoît Mandelbrot starb vergangenen Donnerstag, wenige Wochen vor seinem 86. Geburtstag, in seinem Haus in Cambridge, Massachusetts.

Berlin

»Manchmal war ich einfach nur erschöpft«

Schon als Kind war Scarlett Johansson von »Jurassic Park« begeistert. Nun erfüllt sich ihr Traum, selbst Teil des Franchise zu sein – doch die Dreharbeiten waren anstrengender als gedacht

 23.06.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Reif, reifer, Reifeprüfung: Warum ich jedes Jahr Abitur mache

von Nicole Dreyfus  22.06.2025

Lesen!

Menahem Pressler

Ein Jugendbuch schildert das Jahrhundertleben des jüdischen Pianisten

von Maria Ossowski  22.06.2025

Aufgegabelt

Schoko-Babka

Rezepte und Leckeres

 22.06.2025

Literatur

Die Kunst, das Opfer und die Ministerin

In seinem Schlüsselroman nimmt Jonathan Guggenberger den Antisemitismus im Kulturbetrieb aufs Korn

von Ralf Balke  22.06.2025

Justiz

Dieter Hallervorden und Diether Dehm zeigen Kanzler Friedrich Merz wegen »Drecksarbeit«-Aussage an

Mit seiner Bemerkung zu Israels Angriff auf den Iran hat Kanzler Merz für viel Zustimmung und Ablehnung gesorgt. Nun sollte sich die Justiz damit beschäftigen, meinen einige

 20.06.2025

Medien

Enkel des »Weltbühne«-Gründers übt scharfe Kritik an Verleger Friedrich

Erst kürzlich hatte der Verleger der »Berliner Zeitung« die Zeitschrift »Weltbühne« wieder aufleben lassen. Nun erhebt der Enkel des jüdischen Gründers schwere Vorwürfe gegen ihn

 20.06.2025

TV-Tipp

Robert Lembke: Schikaniert wegen seines jüdischen Vaters

Wer war der Moderator Robert Lembke? 70 Jahre nach dem Start der legendären Quizsendung »Was bin ich?« fasziniert das Dokudrama »Robert Lembke – Wer bin ich?«. Ein Schatz in der ARD-Mediathek

von Gregor Tholl  20.06.2025

Ausstellung

Die Schocken-Show

Das Jüdische Museum Berlin ehrt den Unternehmer und Verleger Salman Schocken dank eines Stars der US-Literatur

von Sophie Albers Ben Chamo  19.06.2025