Hochschule

»Unsere Studierenden kommen alle sehr gut unter«

Sina Rauschenbach von der Uni Potsdam Foto: Uwe Steinert

Frau Rauschenbach, die Universität Potsdam und das Jüdische Museum Berlin wollen in Zukunft enger kooperieren und haben einen Vertrag abgeschlossen. Wie wichtig ist es für die Museen, qualifizierten Nachwuchs zu bekommen – also Menschen, die in Jüdischen Studien ausgebildet wurden und nicht zuletzt Heb­rä­ischkenntnisse vorweisen können?
Genau diese Fragen haben die Bildungsabteilung des Jüdischen Museums Berlin bewegt, mit den Jüdischen Studien an der Universität Potsdam in Kooperation zu treten. Es geht auch um das Training der
Guides, um profunde Kenntnisse der jüdischen Geschichte und jüdischer Pluralitäten in unterschiedlichen jüdischen Kulturen zu vermitteln. Als Teil dieses Kooperationsabkommens entsendet die Universität Potsdam Dozentinnen und Dozenten ans Museum, um dort vor den Guides Fachvorträge vor den Objekten zu halten und so Forschung und Vermittlung im Museum zusammenzubringen. Die nächste Stufe ist, wenn unsere Studierenden sich nach ihrem Abschluss auf Positionen jenseits der Guides im Museum bewerben.

Kern des Abkommens sind Zusatzqualifikationen für Ihre Studierenden …
Die eigentliche Zusatzqualifikation ist nur für Bachelorstudenten. Fünf von ihnen können sich auf dieses Zusatzprogramm bewerben. Sie müssen ein Seminar besuchen, das Andy Simanowitz vom Jüdischen Museum Berlin und ich organisieren, einen Blockkurs zur Einführung in die Museumsarbeit sowie ein vierwöchiges Praktikum absolvieren. Der zweite Teil des Programms sind Masterpraktika. Bis zu drei unserer Studierenden sind privilegiert für einen der enorm begehrten Praktikumsplätze am Jüdischen Museum Berlin.

Womit genau setzen sich die Teilnehmer an dem neuen Programm auseinander?
Es geht um kulturelles Gedächtnis. Wie stellt man jüdisches Leben in Deutschland aus? Wie schafft man die Gratwanderung, auf der einen Seite das Andere im Judentum zu beschreiben, ohne auch Narrative von Fremdheit zu bedienen? Inwieweit muss man aufpassen, dass man aus der jüdischen Position spricht und nicht den nichtjüdischen Blick auf die jüdischen Lebensgeschichten und Objekte in den Mittelpunkt stellt? Wie gestaltet man mit Kindern ein jüdisches Kindermuseum? Wir haben auch eine Sitzung zu Disability Justice, wo es um Neurodiversität geht und wie man unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten in diesem Museum gleichermaßen ansprechen kann. Und natürlich auch die Frage: Welchen Ort hat die Schoa im Jüdischen Museum Berlin, ohne dass es ein Holocaust-Museum wird? Das alles sind Diskussionen, die von den Kuratorinnen und Kuratoren im Museum intensiv geführt werden und die auch wir an unsere Studierenden herantragen.

Wie viele Studierende haben Sie insgesamt?
Derzeit sind es etwa 70. Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Das liegt aber nicht nur an den Jüdischen Studien, sondern wir haben überhaupt in den Geisteswissenschaften in der Philosophischen Fakultät einen starken Rückgang. Das hat sich mit Corona nochmals verstärkt und hat auch mit dem Interesse der Studierenden zu tun, konkreter und berufsbezogener zu studieren. Darauf wollen wir mit dieser Zusatzqualifikation eingehen.

Sie wollen also die Jobchancen der Absolventen verbessern.
Unsere Studierenden kommen in der Regel alle sehr gut unter. Die Karrieren, die ich verfolgen konnte, enden mitunter auch in Traumjobs. Aber es ist nicht planbar. Es ist eben nicht so, dass man mit dem ersten Tag des Studiums weiß, wo es hinführt. Unsere Studierenden werden nicht abgeworben wie in anderen Fakultäten. Aber im Grunde bekommen sie zumeist sehr gute Positionen in jüdischen Institutionen, im Kulturmanagement sowie in der Politik und in der Politikberatung – oder eben in Museen.

Mit der Professorin für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt Jüdisches Denken an der Universität Potsdam sowie Sprecherin des Selma Stern Zentrums für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg sprach Ayala Goldmann.

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025