Speyer/Worms/Mainz

SchUM-Städte werden Weltkulturerbe

Deutschland erhält zwei neue Welterbestätten. Zum ersten Mal zeichnete die Unesco jüdisches Kulturgut in Deutschland aus, indem die begehrte Auszeichnung an die sogenannten Schum-Stätten Mainz, Worms und Speyer als eine Wiege des europäischen Judentums ging.

Auch der Niedergermanische Limes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches wurde als neues Welterbe eingestuft. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) traf die Entscheidungen überraschend noch am Dienstag auf seiner Sitzung im chinesischen Fuzhou.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Nach der Auszeichnung der Kurorte Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen gemeinsam mit acht anderen europäischen Bädern sowie der Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt am Wochenende kann sich Deutschland auf der laufenden Sitzung mit insgesamt vier neuen Welterbetiteln schmücken. Als Welterbe werden nur Kultur- und Naturstätten von »herausragendem universellen Wert« ausgezeichnet.

Als Verbund bildeten Speyer, Worms und Mainz im Mittelalter das Zentrum des Judentums in Mitteleuropa und wurden auch »Jerusalem am Rhein« genannt. Schum ist eine Abkürzung aus den mittelalterlichen hebräischen Anfangsbuchstaben der Städte. »Von Speyer, Worms und Mainz gingen im Mittelalter entscheidende Impulse für die Entwicklung des Judentums in Europa aus«, sagte die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer.

»Die drei jüdischen Gemeinden waren Anziehungspunkt für Gelehrte aus nah und fern, sie brachten richtungsweisende Reformen auf den Weg und setzten architektonische Maßstäbe.« Die Geschichte der jüdischen Gemeinden am Rhein sei aber auch eine Geschichte jahrhundertelanger Verfolgung - von den Pogromen des Mittelalters bis zur fast völligen Auslöschung des europäischen Judentums im Holocaust«, sagte Böhmer.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland reagierte mit Freude auf die Entscheidung. »Ich begrüße die Anerkennung der SchUM-Stätten als Welterbe. Damit würdigt die Unesco die Bedeutung der Zentren jüdischer Gelehrsamkeit des Mittelalters in Speyer, Worms und Mainz«, erklärte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats.

»Gerade im Festjahr ›1700 Jahre jüdisches Lebens in Deutschland‹ ist die Entscheidung der Unesco ein wichtiges Zeichen, dass jüdisches Leben, Religion und Kultur seit vielen Jahrhunderten Bestandteil dieses Landes sind«, so Schuster weiter. »Ich gratuliere den Städten Speyer, Worms und Mainz, dem Land Rheinland-Pfalz und dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz zu dieser Auszeichnung.«

Nachdem die Diskussion über den Donaulimes als Teil der Grenze des Römischen Reiches am Vortag aus Verfahrensgründen einer Arbeitsgruppe übertragen werden musste, lief die Auszeichnung des Niedergermanischen Limes hingegen reibungslos. Im Rahmen des seriellen Welterbes »Grenzen des Römischen Reiches« sind beide Abschnitte einzeln nominiert. Der rund 400 Kilometer lange Niedergermanische Limes mit seinen Kastellen und Legionslagern läuft entlang des Rheines. Man spricht dort auch vom »nassen Limes«.

Antragsteller sind die Anlieger: Die Niederlande sowie Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Der Grenzabschnitt beginnt in Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz und endet an der Nordsee in den Niederlanden. In NRW liegen 220 Kilometer zwischen Bonn und Kleve. Die Grenzregion war ein Zentrum antiker Kultur und der Beginn der Städte im Rheinland. Zu römischen Spuren gehören Militäranlagen, Heiligtümer, Statuen und Alltagsgegenstände.

»Die drei jüdischen Gemeinden waren Anziehungspunkt für Gelehrte aus nah und fern, sie brachten richtungsweisende Reformen auf den Weg und setzten architektonische Maßstäbe.«

»Entlang des Rheins entwickelten die Römer Kastelle und Siedlungen, aus denen große Städte wie Köln, Bonn und Nijmegen erwachsen sollten«, sagte die deutsche Unesco-Chefin Böhmer. »Ihr Aufblühen verdanken sie der Tatsache, dass der Limes nicht der Abschottung, sondern immer auch dem Austausch zwischen Rom und seinen Nachbarn diente.«

Die Aufnahme des Niedergermanischen Limes ins Weltkulturerbe soll eine Lücke zwischen zwei bereits geschützten Abschnitten schließen - dem Obergermanisch-Raetischen Limes sowie dem Hadrianswall und einem weiteren in Großbritannien. Mit einer Entscheidung über den Donaulimes kann möglicherweise am Freitag gerechnet werden.

Da Ungarn kurzfristig aus dem gemeinsamen Antrag mit Deutschland, Österreich und der Slowakei ausgestiegen war, stand die Unesco vor einem »beispiellosen Fall«. Der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos) wies darauf hin, dass ohne Ungarn rund 400 Kilometer des Donaulimes und damit mehr als die Hälfte der Grenze aus dem Antrag herausgenommen worden seien.

Die Geschichte der jüdischen Gemeinden am Rhein ist auch eine Geschichte jahrhundertelanger Verfolgung.

Das Welterbekomitee tagt noch bis Samstag online und vor Ort. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Zustand eingeschriebener Stätten.

Wegen der Pandemie war die Tagung im vergangenen Jahr verschoben worden. Auf der Welterbeliste stehen mehr als 1100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 51 davon gelten als bedroht. Deutschland hat jetzt 50 Welterbestätten.

Paris

Roman Polanski von Verleumdungsvorwurf freigesprochen

Auch die Forderung der Schauspielerin Charlotte Lewis nach Schadenersatz ist abgewiesen

 05.12.2024

Porträt

»Ich bin ein Mischkonzern«

Rachel Braunschweig ist eine der erfolgreichsten Schweizer Schauspielerinnen und hat auch jenseits von Theaterbühne und Filmrollen viel zu sagen

von Nicole Dreyfus  05.12.2024

Los Angeles

Bob Dylan über Timothée Chalamet: »Timmy ist ein brillanter Schauspieler«

Chalamet soll Bob Dylan in einer neuen Biografie spielen. Den Singer-Songwriter scheint das zu freuen

 05.12.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 05.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 5. Dezember bis zum 12. Dezember

 04.12.2024

Fußball

Manuel Neuer sieht rot. Daniel Peretz bekommt seine Chance

Für den Israeli ist es insgesamt erst der dritte Pflichtspieleinsatz im Tor der Bayern-Profis

von Klaus Bergmann  03.12.2024 Aktualisiert

Zahl der Woche

85 Cent

Fun Facts und Wissenswertes

 03.12.2024

Aufgegabelt

Gemüsesuppe mit Maispoularde

Rezepte und Leckeres

 03.12.2024

Jubiläum

»Good Sex with Dr. Ruth« - Deutsches Exilarchiv feiert 75-jähriges Bestehen

Das Archiv sammelt die Schriften und Werke von Autoren, Illustratoren und Künstlern, die von den Nazis ins Exil getrieben wurden

 03.12.2024