James Caan

Tod einer Filmlegende

Er spielte den Mafioso Sonny Corleone in »Der Pate«. Nun ist der Schauspieler mit 82 Jahren in Los Angeles gestorben

von Helmut Kuhn  14.07.2022 07:48 Uhr

Der Schauspieler James Caan (1940–2022) Foto: imago images/PanoramiC

Er spielte den Mafioso Sonny Corleone in »Der Pate«. Nun ist der Schauspieler mit 82 Jahren in Los Angeles gestorben

von Helmut Kuhn  14.07.2022 07:48 Uhr

Eigentlich hätte er den sympathisch hitzköpfigen »Sonny« gar nicht spielen sollen. Aber niemand konnte Santino, den mittleren Sohn von Don Vito Corleone alias Marlon Brando, treffender darstellen und dem ersten Teil des Mafia-Epos Der Pate aus dem Jahr 1972 dergestalt zu Ewigkeitsstatus verhelfen. Allein James Caans Physis kommt der boxenden Figur mit den quirligen Locken aus Mario Puzos gleichnamigem Roman teuflisch nahe.

Zwar hatte der damals 32-jährige James Edmund »Jimmy« Caan aus dem Süden der New Yorker Bronx schon in Billy Wilders Komödie Das Mädchen Irma la Douce, in Western, einem Psychothriller oder einem Science-Fiction-Film mitgewirkt, aber Sonny sowie der zweite Teil des Paten 1975 setzten ihn mit Paukenschlägen auf die große Hollywood-Besetzungsliste. Im gleichen Jahr machte er sich mit dem gewaltverherrlichenden, aber erfolgreichen Science-Fiction-Gemetzel Rollerball als Football-Rambo auf Rollschuhen endgültig selbst zum Action-Star.

ITALIENER DES JAHRES Seit der Rolle des Sonny haftete ihm das Image des Mobster gleichsam an. »Ich wurde zweimal in New York zum Italiener des Jahres gewählt – und ich bin Jude, nicht Italiener«, sagte Caan einmal. Denn seine Eltern hießen ursprünglich Kahn und waren jüdische Einwanderer aus Bingen am Rhein. Aufgewachsen in Queens, studierte der Sohn eines Metzgermeisters an der Michigan State University. Er spielte Football, betrieb Kampfsport und ritt auf Rodeos.

Später wechselte Caan an die Ostküste und zur Hofstra University. Dort war der angehende Filmemacher Francis Ford Coppola, der später Der Pate drehte, sein Kommilitone. Caan schmiss das Studium und besuchte die New Yorker Schauspielschule Neighborhood Playhouse School of the Theatre.

Seiner wachsenden Beliebtheit und seinem Image als sympathischer Held, ob Gangster oder Good Guy, schien auch das Alter nichts anhaben zu können.

Seiner wachsenden Beliebtheit und seinem Image als sympathischer Held, ob Gangster oder Good Guy, schien auch das Alter nichts anhaben zu können. Action-Ikone Michael Mann drehte mit ihm 1981 Der Einzelgänger, in Eraser spielte er noch 1996 den Counterpart zu Arnold Schwarzenegger. Einzig als seine Schwester 1982 an Leukämie starb, zog sich Caan für fünf Jahre zurück.

Seinen Durchbruch als ernster Mime hatte er 1990 mit Misery. Darin spielt er einen Bestseller-Autor, der von seinen Schnulzen genug hat, seine Heldin »Misery« sterben lassen will – und nach einem Unfall in einsamer Gegend ausgerechnet von der größten Bewunderin dieser Heldin gefunden, eingesperrt und »gepflegt« wird. Autsch.

Ebenso spät gelang es Caan, mit dem 2003 erschienenen Film Buddy – Der Weihnachtself sein humoristisches Talent unter Beweis zu stellen und in etlichen Komödien zu reüssieren. Insgesamt war er in mehr als 130 Produktionen zu sehen. James Caan starb am Mittwoch vergangener Woche im Alter von 82 Jahren.

WÜRDIGUNGEN Regisseur Coppola würdigte Caan als alten Freund und langen Wegbegleiter. »Seine Filme und die vielen großartigen Rollen, die er spielte, werden niemals in Vergessenheit geraten«, schrieb Coppola in einer Mitteilung an Deadline.com. Caan sei einer der lustigsten Menschen gewesen, die er je gekannt habe.

Auch Al Pacino und Robert De Niro trauerten um ihren Kollegen aus dem Mafiadrama. Denn eigentlich hätte Caan den jüngsten Sohn von Don Vito Corleone, Michael, spielen sollen, der zum eigentlichen Nachfolger des Mafiabosses wird. Caan aber hatte sich in die Rolle des Sonny vernarrt – und »Caan und Coppola überzeugten die Studio-Bosse, dem noch weitgehend unbekannten Schauspieler Al Pacino die Rolle zu geben«, schreibt der Hollywood-Kritiker Brian Cronin.

Streaming

»Bros«: Zwei Trottel, eine Bar

Die erste rein hebräischsprachige und israelische Original-Produktion für Netflix startet heute weltweit

von Ayala Goldmann  18.04.2024

Interview

»Deutschland ist eine neurotische Nation«

Bassam Tibi über verfehlte Migrationspolitik, Kritik an den Moscheeverbänden und Ansätze für islamische Aufklärung

von Christoph Schmidt  18.04.2024

Verschwörungstheorien

Nach viel kritisiertem Israel-Hass-Video: Jetzt spricht Dieter Hallervorden

Der Schauspieler weist die Kritik an seiner Veröffentlichung zurück

 18.04.2024

Venedig

Israelhasser demonstrieren bei Kunstbiennale

Die Demonstranten forderten einen Boykott israelischer Künstler

 18.04.2024

Klassik

Eine Liebeserklärung an die Mandoline

Der israelische Musiker Avi Avital verleiht Komponisten wie Bach oder Vivaldi einen unverwechselbaren neuen Touch

von Christine Schmitt  18.04.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 18.04.2024

Restitution

Bundesregierung will Herausgabe von NS-Raubkunst erleichtern

Gesetzentwurf sieht unter anderem einen Auskunftsanspruch gegenüber Personen vor, die NS-Raubkunst in Verkehr bringen

 17.04.2024

Berlin

Wenn aus Projektionen Projektile werden

Experten diskutierten bei einer Tagung der Bildungsabteilung im Zentralrat, wie anti-israelische Obsessionen wirken

von Mascha Malburg  17.04.2024

Philosophie

Mit Sartre gegen die Enge

Vincent von Wroblewskys Autobiografie »Vermutlich Deutscher« ist ein kleines Meisterwerk

von Marko Martin  17.04.2024