Die Welt geht unter, mit einem Winseln, nicht mit einem Knall, ganz so, wie T. S. Eliot es einst dichtete. Eine Selbstverständlichkeit nach der anderen verabschiedet sich – das Internet, der Job, der Norden Kaliforniens, die Sterne … Und den Menschen bleibt nur eines: auf das endgültige Ende zu warten. So weit, so Stephen King, der die Kurzgeschichte erdacht hat, auf der Michael Flanagans Film The Life of Chuck basiert. Aber diese 110 Minuten haben das Zeug dazu, einer von diesen anfangs übersehenen Kultfilmen zu werden.
Plötzlich tauchen am Rande des Weltuntergangs, auf Dächern und Reklamewänden, 50er-Jahre-fröhliche Plakate auf: »Charles Krantz. 39 großartige Jahre! Danke Chuck!« steht neben einem Mann geschrieben, der in einem grauen Anzug an einem grauen Schreibtisch sitzt und krampfhaft grinsend Kaffeetasse und Stift festhält. »Wer ist Chuck?«, fragen sich die Menschen auf und vor der Leinwand und vergessen für ein paar Sekunden, was alles Schreckliches um sie herum passiert.
Die Frage beantwortet Teil zwei des Dreiakters, der ein Film ist, über den man am besten so wenig wie möglich weiß, bevor man ihn sieht. Also hören Sie jetzt entweder auf zu lesen oder vergessen sofort wieder, was Sie gelesen haben. Vielleicht eins noch: Chuck wird unter anderem von Tom »Loki« Hiddleston gespielt, und ja, er tanzt schon wieder, und zwar noch besser als in allen Internet-Memes.
Diese 110 Minuten haben das Zeug dazu, einer von diesen anfangs übersehenen Kultfilmen zu werden.
Im ersten Akt erfährt der Zuschauer schließlich, wie es dazu gekommen ist, dass Chuck so gut tanzen kann. Das hat mit seiner Bubbe zu tun, einer so lebendig-jungen alten Frau, das man nicht versteht, warum der Sejde so viel trinkt. Aber auch das hat einen guten Grund.
Sie merken, ich schreibe drum herum, denn Sie sollten diesen Film wirklich unbedingt selbst sehen. Diese tragische jüdische Familie, diese grandiose Idee, das Leben von Chuck genau so zu erzählen, ist ein Geschenk! Und damit Sie nun völlig verwirrt sind, am Ende noch etwas Poesie: »Die Vergangenheit und Gegenwart verwelken/ Ich habe sie gefüllt und geleert/ Und fahre fort, meine nächste Falte der Zukunft zu füllen/ (…) Ich bin riesig, in mir ist alle Vielfalt.« Oder um Walt Whitman, um den es auch ein bisschen geht, zu paraphrasieren: Die Welt, die uns bleibt, ist das Universum zwischen unseren Ohren. Machen wir das Beste daraus.
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