Ehrung

Stück über Eichmann-Prozess gewinnt deutschen Hörspielpreis

Das Hörspiel »Adolf Eichmann: Ein Hörprozess« von Noam Brusilovsky und Ofer Waldman ist mit dem Deutschen Hörspielpreis 2021 geehrt worden. Der mit 5000 Euro dotierte Hauptpreis der ARD Hörspieltage wurde am Samstagabend bei einer Gala im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien vergeben.

Gewinner des Publikumspreises in Höhe von 2500 Euro ist »Ihre Geister sehen« von Rabea Edel, ein Hörspiel (DLF Kultur) über ein Trauma, Familiengeheimnisse und den Umgang mit Psychosen.

Das dokumentarische Gewinner-Hörspiel (rbb/DLF) erzählt aus Sicht der Radiomacher beim damaligen öffentlich-rechtlichen israelischen Rundfunk Kol Israel die Geschichte des Prozesses gegen Adolf Eichmann 1961 in Jerusalem. Die besondere Leistung besteht laut Jury darin, dass sich das Stück »nicht auf die Person Eichmann fixiert, sondern stattdessen die Bedeutung dieses Prozesses für die junge israelische Gesellschaft und die Rolle, die dabei das Radio spielte, eindrücklich aufzeigt und verhandelt«.

Zugleich werde »einem radikalen Gegenentwurf eines demokratischen Radios zum gleichgeschalteten Propagandainstrument der Nationalsozialisten ein akustisches Denkmal gesetzt«.

In der Kategorie »beste schauspielerische Leistung« hatte die MDR-Produktion »Atlas« über deutsch-vietnamesische Migration 3000 Euro gewonnen. »Atlas« thematisiert Arbeitsmigration seit den 1980er-Jahren, den Untergang der DDR und die familiäre Spurensuche eines in Deutschland geborenen Kindes vietnamesischer Einwanderer.

Der mit 5000 Euro dotierte Deutsche Kinderhörspielpreis ging an Thilo Reffert für »Herr der Lügen« (DLF Kultur). Eine Kinderjury zeichnete das Hörspiel »Ich will kein Engel sein« von Frauke Angel (rbb) mit dem Kinderhörspielpreis der Stadt Karlsruhe aus (2.000 Euro). Der mit 1000 Euro dotierte Preis »ARD PiNball« für die freie Hörspiel-Szene ging an Carsten Brandau für »Die goldene Börse der Sehnsüchte«.

Für den Deutschen Hörspielpreis waren zwölf Hörspiele nominiert, darunter auch je eine Produktion aus der Schweiz und aus Österreich.

Abrufbar sind die Stücke im Internet. Thematisch ging es beim Hauptwettbewerb etwa um Datenklau oder um eine »Abrechnung mit dem abendländischen Patriarchat«.

Die ARD-Hörspieltage sind das größte Hörspiel-Festival im deutschsprachigen Raum. Präsentiert wurde ein Überblick über die wichtigsten und kreativsten Produktionen der vergangenen Monate. Die Festival-Jury unter Vorsitz von Maryam Zaree diskutierte live über die Stücke.

Im Vorjahr hatte das Festival wegen der Corona-Pandemie nur online stattgefunden. SWR-Kulturprogrammdirektorin Anke Mai sagte, das Festival habe trotz schwieriger Bedingungen die Gelegenheit geboten, Hörspiel vor Ort zu erleben. kna

Meinung

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Fall Samir

Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024

Immanuel Kant

Aufklärer mit Ressentiments

Obwohl sein Antisemitismus bekannt war, hat in der jüdischen Religionsphilosophie der Moderne kein Autor mehr Wirkung entfaltet

von Christoph Schulte  21.04.2024

TV

Bärbel Schäfer moderiert neuen »Notruf«

Die Autorin hofft, dass die Sendung auch den »echten Helden ein wenig Respekt« verschaffen kann

von Jonas-Erik Schmidt  21.04.2024

KZ-Gedenkstätten-Besuche

Pflicht oder Freiwilligkeit?

Die Zeitung »Welt« hat gefragt, wie man Jugendliche an die Thematik heranführen sollte

 21.04.2024

Memoir

Überlebenskampf und Neuanfang

Von Berlin über Sibirien, Teheran und Tel Aviv nach England: Der Journalist Daniel Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Familie

von Alexander Kluy  21.04.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Nur nicht selbst beteiligen oder Tipps für den Mietwagen in Israel

von Ayala Goldmann  20.04.2024

Frankfurt am Main

Bildungsstätte Anne Frank zeigt Chancen und Risiken von KI

Mit einem neuen Sammelband will sich die Institution gegen Diskriminierung im digitalen Raum stellen

von Greta Hüllmann  19.04.2024