Nelly Sachs, 1891 in Berlin geboren, gehört zu den weniger bekannten deutschen Literaturnobelpreisträgern. Die Auszeichnung erhielt sie 1966 gemeinsam mit Schmuel Josef Agnon »für ihre hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren«. Zu diesem Zeitpunkt lebte Sachs bereits seit 27 Jahren in Schweden. Dorthin war sie 1939 mit ihrer Mutter vor den Nazis geflohen.
Der Deutschlandfunk widmet der Dichterin am Samstag, den 10. Dezember, eine dreistündige »Lange Nacht«. Gedichte und Briefe, Auszüge aus Prosatexten und dem dramatischen Werk, historische Originaltöne von Nelly Sachs und Paul Celan sowie Interviews mit Freunden und Weggefährten wie Margaretha Holm-qvist und Hans Magnus Enzensberger zeichnen ein Bild von Leben und Werk der Poetin und Dramatikerin.
schoa Den wichtigsten Teil ihres Werkes schuf Nelly Sachs erst im reifen Alter: Ihr Werk beginnt mit der Schoa. Dem Völkermord an den europäischen Juden sind die Gedichtsammlungen In den Wohnungen des Todes (1943/44) und Sternverdunkelung (1949) gewidmet, ebenso wie ihre Dramen Eli und Abram im Salz. In Nelly Sachs’ deutscher Heimat wurden ihre Werke erst ab Ende der 50er-Jahre wahrgenommen.
Sie selbst scheute die Rückkehr. Nachdem die Dichterin 1960 zur Verleihung des Meersburger Droste-Preises das erste Mal seit 20 Jahren Deutschland betreten hatte, brach sie nach ihrer Rückkehr nach Schweden psychisch zusammen und erholte sich nie wieder. Drei Jahre musste sie in einer pßsychiatrischen Einrichtung verbringen. Im Alter erkrankte sie auch noch an Krebs. Nelly Sachs starb am 12. Mai 1970. Begraben ist sie auf dem jüdischen Friedhof von Stockholm. ja
»Diese nächtliche Dimension«. Eine Lange Nacht über Nelly Sachs. Deutschlandfunk, Samstag, 10. Dezember, 23.05 Uhr