Botanik

Starke Früchte

In Israel ursprünglich nicht heimisch: Aprikosen Foto: Thinkstock

Verdorrte Felder, verdurstendes Vieh, Hungersnöte – die Folgen der Erderwärmung und die daraus resultierenden Klimaveränderungen könnten Wissenschaftlern zufolge schneller als erwartet drastisch werden. Ein großes Problem wird dann auf Obstbauern zukommen, denn um erst zu blühen und später Früchte zu tragen, brauchen die Bäume nicht nur ausreichend Sonne und Wasser, sondern auch kalte Winter.

Im Zuge der Erderwärmung werden vielerorts die Winter jedoch milder, was dazu führt, dass sich auch der Blühbeginn in die ehemals kalte Jahreszeit verschieben wird. Dann jedoch sind die Tage vielerorts noch kurz und dunkel, sodass die Bäume am Ende zwar weiterwachsen, aber keine oder kaum Früchte tragen können.

wetter Am israelischen Volcani-Institut beschäftigen sich Wissenschaftler bereits seit einem Jahrzehnt damit, diese Folgen des Klimawandels zu bekämpfen. Ihr Ziel ist es, Saatgut und damit Pflanzen zu entwickeln, die höhere Temperaturen nicht nur tolerieren, sondern bei wärmerem Wetter besser wachsen und damit mehr Nahrung liefern.

Zuerst, so erklärt Doron Holland, habe man eigentlich nur das Ziel gehabt, die Anbaupalette in Israel zu erweitern. Ein großer Durchbruch des Teams sei die lokale Identifizierung des genetischen Mechanismus gewesen, der die Temperaturempfindlichkeit von Aprikosen steuert.

Pflanzen, so erläutert Holland weiter, haben ein hochakkurates internes Temperaturmesssystem; schon geringste Veränderungen können drastische Folgen haben. Wenn es also gelänge, die Hitzeempfindlichkeit zu reduzieren, so wurde den Wissenschaftlern rasch klar, werde es weltweit großen Bedarf für ihre Züchtungen geben.

Aprikosen waren in Israel eigentlich nicht heimisch, im mediterranen Klima fehlte den Bäumen die Kältephase im Winter, um optimal Früchte zu tragen. Weil die gentechnische Veränderung von Pflanzen weltweit umstritten ist, griff man am Volcani-Institut auf eine uralte Methode zurück, mit der Bauern schon vor Jahrhunderten Bäume und Rebstöcke veredelten.

Das Verfahren nennt sich Pfropfung und besteht darin, dass ein sogenannter Edelreis, also ein angespitzter Zweig etwa eines alten Baumes, luftdicht in eine junge Pflanze gesteckt wird. Nach einigen Wochen wird der Reis von der Pflanze mitversorgt und kann knospen. Der Vorteil des Pfropfens gegenüber der herkömmlichen Bestäubung liegt darin, dass die genetischen Eigenschaften des jungen Bäumchens 100-prozentig denen der Eltern, also des Edelreises und des Gewächses, auf das es gepfropft wurde, entsprechen – bei bestäubten Pflanzen ist dies nicht der Fall.

pfropf Am Volcani-Institut werden Aprikosen-Edelreise auf heimische Bäume gepfropft, die mit Hitze gut zurechtkommen. Durch die Entdeckung jenes Teils des Aprikosengenoms, in dem die »Temperaturgene« sitzen, muss man nun aber nicht mehr warten, bis die Pflanze groß geworden ist, sondern kann schon früh erkennen, ob sie die gewünschten Eigenschaften aufweist. Falls ja, können daraus wiederum neue Aprikosenbäume gezogen werden.

Im Gegensatz zu neuseeländischen Forschern, die genmanipulierte Kiwi-Früchte entwickelten, wird man bei Volcani weiter auf das Pfropfen setzen. Für Doron Holland ist klar, dass die Aprikosen erst der Anfang sind: »Wir werden erleben, dass Obst und Gemüse an Orten wächst, an denen das bisher nicht möglich war«, ist er sich sicher.

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  15.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025